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Nach Kollision auf NordseeHavariekommando geht vom Tod der vermissten Seeleute aus

Lesezeit 3 Minuten
Cuxhaven: Das Frachtschiff „Polesie“ liegt im Hafen.

Infolge des Zusammenstoßes mit der „Polesie“ ist der Frachter ‚Verity‘ in der Nordsee gesunken.

Zwei Frachter stoßen in der Nordsee zusammen. Eine darauffolgende dramatische Suchaktion bei widrigen Wetterbedingungen bleibt erfolglos.

Nach dem Zusammenstoß zweier Frachtschiffe auf der Nordsee südwestlich von Helgoland geht das Havariekommando vom Tod der vier vermissten Seeleute aus. Für die Vermissten gebe es keine Hoffnung mehr, sagte der Leiter des Havariekommandos, Robby Renner, am Mittwoch.

Tauchroboter findet keine Lebenszeichen im Wrack der „Verity“

Ein ferngesteuerter Tauchroboter konnte keine Lebenszeichen in dem Wrack der „Verity“ entdeckt. Es hätten keine Menschen erkannt werden können, sagte ein Sprecher des Havariekommandos am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.

Die Sicht sei nicht schlecht gewesen, das Gerät habe in die Brücke des gesunkenen Küstenmotorschiffs filmen können. Die Auswertung der Daten des Unterwasserfahrzeugs laufe aber noch. Ein erneuter Tauchgang mit Tauchern zu dem Wrack in rund 30 Metern Tiefe sei definitiv nicht geplant.

Vier Menschen der Besatzung des Frachtschiffs „Verity“ werden weiter vermisst

Nachdem einer der Frachter am Dienstagmorgen infolge des Zusammenstoßes gesunken war, konnten Rettungskräfte zwei Seeleute aus dem Wasser retten. Ein Seemann wurde tot geborgen. Vier Menschen der siebenköpfigen Besatzung des Frachters „Verity“ konnten nicht gefunden werden.

Am späten Dienstagabend stellten die Rettungskräfte die Suche nach den Vermissten zunächst ein. Im Laufe des Mittwochvormittags solle entschieden werden, wie es mit der Suche weitergehen werde, hieß es am Abend. Am Mittwochmorgen teilte das Havariekommandos mit, dass die Suche nicht erneut aufgenommen werde.

Bedingungen verhindert Fortsetzung der Rettungsaktion durch DGzRS

Mehrere Seenotrettungskreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) und weitere Behördenschiffe hatten zuvor nach den Vermissten gesucht. Ein erneuter Tauchgang zu dem gesunkenen Frachter ist zunächst nicht geplant. Die Bedingungen würden dies derzeit nicht zulassen, hieß es vom Havariekommando am Mittwochmorgen.

Der Unfall der Frachter „Verity“ und „Polesie“ ereignete sich rund 22 Kilometer südwestlich der Hochseeinsel Helgoland und 31 Kilometer nordöstlich der ostfriesischen Insel Langeoog. Wie es dazu kam, ist weiterhin unklar. Der Unfallort ist eines der meistbefahrenen Seegebiete weltweit. Denn in der Deutschen Bucht verlaufen laut Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) zwei international eingerichtete Schifffahrtsstraßen in Ost-West-Richtung.

„Verity“ stieß mit der größeren „Polesie“ zusammen

Die unter der Flagge Großbritanniens fahrende 91 Meter lange „Verity“ hatte laut dem Havariekommando sogenannte Stahl-Coils geladen, also Rollen aus großen Blechen. Das Schiff der britisch-niederländischen Reederei Faversham Ships war auf dem Weg von Bremen nach Immingham, einem Hafen an der englischen Nordseeküste.

Der andere Frachter, die mit 190 Metern Länge größere „Polesie“, war unter der Flagge der Bahamas auf dem Weg von Hamburg nach La Coruña in Spanien unterwegs. Der Frachter konnte aus eigener Kraft nach Cuxhaven fahren.

Der untergegangene Frachter „Verity“ hatte rund 130 Kubikmeter Dieseltreibstoff an Bord. „Wir müssen davon ausgehen, dass Treibstoffe ausgetreten sind“, sagte der Sprecher des Havariekommandos am Dienstag.

Laut Allianz sind Kollisionen die zweithäufigste Ursache von Unfällen in der Schifffahrt

Kollisionen sind nach Angaben der Allianz die zweithäufigste Ursache von Schifffahrtsvorfällen in den vergangenen Jahren gewesen. Allein im vergangenen Jahr seien 280 Kollisionsunfälle mit größeren Schiffen gemeldet worden. Sie machten 2022 demnach etwa einen von zehn der weltweit über 3000 gemeldeten Schifffahrtsvorfälle aus und sorgten damit nach Maschinenschäden beziehungsweise -ausfällen am zweithäufigsten für solche Vorfälle.

Blickt man auf die vergangenen zehn Jahre, auf 2013 bis Ende 2022, so wurden den Angaben nach fast 3100 Kollisionsereignisse mit Schiffen gemeldet. Auch in diesem längeren Zeitraum seien Kollisionen somit nach Maschinenschäden beziehungsweise -ausfällen die zweithäufigste Ursache für Schiffsunfälle weltweit gewesen. (dpa)