11 Beispiele von Stars, die zeigen, dass ein Oscar-Gewinn nicht zwangsläufig zu einer glanzvollen Karriere führt.
Wenn der Ruhm verblasstDiesen 11 Stars brachte der Oscar-Gewinn kein Glück
Eigentlich könnte es für einen Schauspieler nichts Schöneres geben, als mit einem Oscar in die Filmgeschichte einzugehen. Doch was viele allzu gerne als vorläufigen Höhepunkt ihrer künstlerischen Laufbahn gesehen hätten, erwies sich im Nachhinein als einsamer Gipfel: Von da an ging es bergab.
Nicht wenige verschwanden mehr oder weniger schnell in der Versenkung oder hatten das Glück, andere Talente zu haben, mit denen sie sich im Showgeschäft halten konnten. Werfen wir einen Blick auf einige Schauspielerinnen und Schauspieler, deren Oscar-Gewinn eher ein Stolperstein oder gar ein Karrierekiller war.
Rami Malek
2019 wurde Rami Malek als bester Hauptdarsteller für sein herausragendes Porträt von Freddie Mercury in dem erfolgreichen Biopic „Bohemian Rhapsody“ ausgezeichnet. Zuvor hatte er vor allem in der Serie „Mr. Robot“ Erfolge gefeiert und sogar einen Emmy gewonnen. Für „Bohemian Rhapsody“ erhielt Malek zahlreiche weitere Filmpreise, große Filmangebote blieben jedoch aus.
Sowohl „The Little Things“ als auch „Amsterdam“ floppten an den Kinokassen, und hätte er nicht eine Nebenrolle im James-Bond-Film „Keine Zeit zu sterben“ (2021) bekommen, wäre er wohl ganz von der Bildfläche verschwunden. Ein großes Talent, das auf weitere große Rollen wartet.
Liza Minnelli
Die große Entertainment-Legende Liza Minnelli hatte bis zu ihrem Oscar für ihre fantastische Leistung im Musicalfilm „Cabaret“ eine beeindruckende Karriere mit immer anspruchsvolleren Rollen hingelegt. Nach ihrem – wie man heute weiß – größten Triumph drehte sie zwar noch einige Filme, doch die meisten waren Flops. Das gilt vor allem für den sündhaft teuren Musicalfilm „New York, New York“ von 1977, der Regisseur Martin Scorsese in die Drogensucht getrieben haben soll.
In „Arthur - Kein Kind von Traurigkeit“ gelang ihr 1981 in einer Nebenrolle noch ein Achtungserfolg, bevor ihre Filmkarriere mit Desastern wie „Rent-a-Cop“ (1987) vollends einschlief. Hätte sie nicht als Showstar und Sängerin grandiose Erfolge gefeiert, wäre die Akte Liza Minnelli wohl vorzeitig geschlossen worden. Im Jahr 2010 hatte sie ihren letzten Cameo-Auftritt im Film „Sex and the City 2“, seitdem hat sich die große Entertainerin sukzessive aus dem Showgeschäft zurückgezogen.
Kim Basinger
Einst galt Kim Basinger dank Filmen wie „9 ½ Wochen“ oder „Eiskalte Leidenschaft“ als Sexsymbol der 80er und 90er Jahre. Bewundernswert kämpfte sie sich ins Charakterfach vor, überstand sogar mehrere Nominierungen für die Goldene Himbeere und erhielt 1997 eine Rolle als Femme fatale im Neo-Noir „L.A. Confidential“, die ihr im Jahr darauf einen Oscar einbrachte.
Danach ging es für die erfolgsverwöhnte Schauspielerin steil bergab. Zwar war sie in „8 Mile“ als Eminems Mutter noch gut, auch in „Final Call - Wenn er auflegt, muss sie sterben“ war sie noch zu sehen, aber der große Wurf blieb aus. Vorläufiger Tiefpunkt war die Auszeichnung mit der Goldenen Himbeere als schlechteste Nebendarstellerin im zweiten „Fifty Shades of Grey“-Film.
Louise Fletcher
Als Louise Fletcher im September 2022 starb, fiel es vielen Journalisten schwer, einen Nachruf zu schreiben, der sich nicht ausschließlich auf ihren Oscar für die Rolle der boshaften Oberschwester Ratched im Filmdrama „Einer flog über das Kuckucksnest“ beschränkte. Der Oscar 1976 war zweifellos mehr als verdient, doch trotz all ihrer Ausstrahlung und ihres Talents gelang es Fletcher nicht, über diese Rolle hinaus eine große Filmkarriere aufzubauen. Das mag auch an ihrem Alter gelegen haben, denn 1976 war sie bereits über 40, ein kritisches Alter in Hollywood.
Fletcher spielte in teuren Flops wie „Der Exorzist II“ (1977) oder „Der Feuerteufel“ (1984) ebenso mit wie in unzähligen B-Movies. Grandiose Auftritte wie als teuflische Großmutter in der Literaturverfilmung „Blumen der Nacht“ blieben die Ausnahme. Zuletzt gab es immerhin noch Gastauftritte in erfolgreichen Fernsehserien wie „Private Practice“ oder „Shameless“.
Jean Dujardin
Bitte, wer? Diese Frage wird oft gestellt, wenn der Name Jean Dujardin fällt. Dabei gewann der blendend aussehende Schauspieler 2012 als erster Franzose einen Oscar für seine Hauptrolle in dem schwarz-weißen Stummfilm „The Artist“, einer ebenso unterhaltsamen wie liebenswerten Hommage an das alte Hollywood.
Hat man danach wieder von ihm gehört? Natürlich hat Dujardin weiter Filme gedreht, auch gute Nebenrollen in Top-Produktionen wie „The Wolf of Wall Street“ (2013) oder „Monuments Men“ (2014) erhalten, doch der Durchbruch in Hollywood blieb aus. Dujardin kehrte nach Frankreich zurück, wo er weiterhin erfolgreich im Kino zu sehen ist, wie 2019 in Roman Polanskis „Intrige“.
F. Murray Abraham
Charakterkopf F. Murray Abraham war 1984 in einem der größten Kinoerfolge des Jahrzehnts zu sehen. In „Amadeus“ spielte er brillant den intriganten Antonio Salieri. Bis dahin hatte er in einigen großen Filmen mitgespielt, auch danach war er immer mal wieder in guten Filmen zu sehen, aber in den 1990er Jahren spielte er auch immer öfter in B-Movies oder hielt sich mit hochkarätigen Nebenrollen in Fernsehserien wie „Homeland“ über Wasser. Auch eine Nebenrolle im Kinohit „Grand Budapest Hotel“ brachte ihn nicht nachhaltig zurück ins Gespräch.
Abrahams unspektakuläre Filmkarriere nach dem Oscar-Gewinn gilt als Paradebeispiel für den „Oscar-Glücksfall“. Der Filmkritiker Leonard Maltin bezeichnete das berufliche Scheitern nach einem frühen Erfolg in Hollywood-Kreisen als „F. Murray-Abraham-Syndrom“.
Cher
Cher ist zweifellos eine lebende Pop-Legende und ihre Karriere zwischen „I Got You Babe“ und „Believe“ ist atemberaubend. In den 80er Jahren erarbeitete sie sich darüber hinaus mit eisernem Willen gegen alle Kritiker einen guten Ruf als Schauspielerin. Großartige schauspielerische Leistungen in „Silkwood“ (1983) oder „Die Maske“ (1985) führten 1988 zum Oscar-Gewinn für „Mondsüchtig“, obwohl viele die ebenfalls nominierte Glenn Close favorisiert hätten.
Danach gelangen Cher nur noch Achtungserfolge als Schauspielerin in Filmen wie „Meerjungfrauen küssen besser“ oder an der Seite von Christina Aguilera in „Burlesque“. Völlig vergessene Gurken wie „Der Hochzeitstag“ (1996) oder völlig überzogene Gastauftritte wie im zweiten „Mamma Mia“-Film gelten nicht. Die Filmkarriere von Cher ist nur noch eine vage Erinnerung.
Cuba Gooding Jr.
In dem Film „Jerry Maguire“ aus dem Jahr 1996 sagt der von Cuba Gooding Jr. gespielte Footballspieler Rod Tidwell: „Show me the money“. Diese vier einfachen Worte wurden zu einem der meistzitierten Filmsätze aller Zeiten. Gooding gewann für seine überzeugende Darstellung den Oscar, und zwischen der Auszeichnung und der ständigen Wiederholung des Slogans schien er für die Unsterblichkeit im Showgeschäft bestimmt zu sein.
Doch dazu kam es nicht. Das lag auch daran, dass Gooding nach seiner Oscar-gekrönten Leistung in einer endlosen Reihe höchst fragwürdiger Komödien mitwirkte, darunter die homophobe Komödie „Boat Trip“ oder Albernheiten wie „Norbit“. Mit Nebenrollen in hochkarätigen Filmen wie „The Butler“ oder „Selma“ schien es zwischenzeitlich wieder bergauf zu gehen, doch leider hat sich seine Karriere bis heute nicht erholt.
Tatum O’Neal
Für ihren ersten Spielfilm „Paper Moon“ (1973) an der Seite ihres Vaters erhielt Tatum O‘Neal im Alter von zehn Jahren einen Oscar. Sie war damit die bis dahin jüngste Oscar-Preisträgerin und der bestbezahlte Kinderstar der 1970er Jahre. Es dauerte drei Jahre, bis sie mit „Die Bären sind los“ einen weiteren Erfolg feiern konnte, doch danach reihte sich Misserfolg an Misserfolg.
Als Teenager hatte sie 1980 mit „Kleine Biester“ noch einmal einen Achtungserfolg, danach machte sie fast nur noch durch ihre turbulente Ehe mit dem Tennisprofi John McEnroe Schlagzeilen. Auch das schwierige Verhältnis zu ihrem Vater machte sie zum Liebling der Klatschspalten. In den 2000er Jahren thematisierte sie in einer Autobiografie ihren jahrelangen Kampf gegen die Heroinsucht und versuchte immer mal wieder ein Comeback. Bis heute ohne Erfolg.
Helen Hunt
Schon ihr Oscargewinn 1998 für „Besser geht’s nicht“ an der Seite von Jack Nicholson war eine große Überraschung, schließlich waren damals auch Kate Winslet für „Titanic“ oder Judi Dench für „Ihre Majestät Mrs. Brown“ nominiert. Helen Hunt hatten viele Kinogänger eher durch die langjährige Sitcom „Verrückt nach dir“ nicht nur auf dem sprichwörtlichen Schirm gehabt, weniger als Oscar-würdige Schauspielerin.
Nach diesem Erfolg hatte Hunt wenig Glück bei der Rollenauswahl. In „Cast Away“ erinnert man sich eher an Tom Hanks‘ One-Man-Show. An der Seite von Mel Gibson in „Was Frauen wollen“ feierte sie zwar noch einmal einen Erfolg, doch dann reihten sich mehrere Flops aneinander. Für „Sessions“ wurde sie 2013 noch einmal als beste Nebendarstellerin nominiert. 2019 gelang ihr ein überraschender Achtungserfolg in dem starken Horror-Thriller „I See You“.
Roberto Benigni
1997 gelang Roberto Benigni ein Meisterstück. „Das Leben ist schön“ erzählt die Geschichte eines italienischen Juden, der während des Zweiten Weltkriegs mit den Mitteln der Komödie seiner Familie hilft, die Internierung in einem nationalsozialistischen Konzentrationslager zu überstehen.
Der Film, in dem Benigni die Hauptrolle spielte und bei dem er auch als Co-Autor und Regisseur fungierte, wurde ein großer Publikums- und Kritikererfolg und brachte ihm den Oscar als bester Hauptdarsteller ein. An diesen Erfolg konnte Benigni nicht mehr anknüpfen.
Nach „Das Leben ist schön“ drehte er nur noch wenige Filme, von denen einer, eine Adaption von „Pinocchio“, von den Kritikern so verrissen wurde, dass er als einziger fremdsprachiger Film überhaupt für eine Goldene Himbeere nominiert wurde. Der Film und Benignis Darstellung des Pinocchio wurden als so schlecht empfunden, dass sich seine Karriere nie wieder davon erholte. Kurioserweise war er 2019 erneut in einem Pinoccio-Film zu sehen, diesmal als Geppetto.