Nach Panik auf WanderungKachelmann kritisiert verantwortliche Lehrer scharf
Mittelberg/Köln – Nachdem mehr als 100 in Bergnot geratene Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte aus Deutschland mit Hubschrauber und Bergrettung aus dem österreichischen Kleinwalsertal gerettet werden musste, hat sich Jörg Kachelmann am Mittwoch in den sozialen Medien zu Wort gemeldet. Der Metrologe geht besonders mit den Lehrerinnen und Lehrern, die für die Bergwanderung eine viel zu anspruchsvolle Route ausgesucht hatten, hart ins Gericht.
„Die Panik der SchülerInnen erfolgte zu Recht, wenn man sich das Gelände ansieht, ein großes Glück, dass alle noch leben“, schreibt Kachelmann in einem Tweet und führt fort: „Diese LehrerInnen sollten wegen erwiesenen Dumms nicht außerhalb des Schulzimmers beschäftigt werden.“
Auch die Wetterlage zum Zeitpunkt des Ausflugs nahm der Meteorologe unter die Lupe. „Die gute Nachricht: Die Gruppe wurde nicht vom Blitz erschlagen. Bei dieser Wetterlage mit 99 Kindern ins Gelände zu gehen. Die Lehrer sind Verbrecher“, erläutert der 63-Jährige auf Twitter die Lage. Dazu postete Kachelmann einen Screenshot des Regenradars, auf dem heftige Gewitter über die betroffene Region zogen.
Helikopter und Bergwacht rückten zur Rettung aus
Der Sprecher der Bergrettung Vorarlberg, Klaus Drexel, konnte sich im Gespräch mit der österreichischen Nachrichtenagentur APA an kein ähnliches Vorkommnis in der jüngeren Vergangenheit erinnern. Währenddessen sei es aber schon zu mehreren Rettungsaktionen gekommen, weil sich Menschen auf irgendwelche Apps verlassen hätten.
Die von den beiden Helikoptern geretteten rund 70 Bergwanderer waren laut Drexel nacheinander in Dreiergruppen in der Luft: „Man kann sich ausrechnen, wie oft geflogen werden musste.“ Ein Sprecher der Polizei Vorarlberg sagte, alleine der Einsatz der beiden Helikopter habe Tausende Euro gekostet. Die würden in Deutschland „in Rechnung gestellt“.
Schüler in psychologischer Betreuung
Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier teilte als Schulaufsicht mit, „dass wir natürlich alle sehr erleichtert sind, dass es den Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrkräften soweit gut geht. Die Fahrt soll fortgesetzt werden und endet dann regulär am 10.06.2022.“
Einige Schüler hätten das Angebot psychologischer Betreuung genutzt. Alle Mädchen und Jungen seien zum Kontakt mit ihren Eltern aufgefordert worden.
Erst als Panik ausbrach, wählten die Lehrer den Notruf
Die 99 Schüler und acht Lehrer aus Ludwigshafen waren am Dienstag auf einer für ihre Ausrüstung und Fähigkeiten zu schwierigen Route unterwegs, wie die Polizei Vorarlberg in der Nacht zum Mittwoch mitteilte. Erst als Panik ausbrach, setzten die Lehrer einen Notruf ab.
Die Lehrer hätten die Route aufgrund von irreführenden Informationen aus dem Internet ausgesucht. Im Netz sei die Route als „klassische Feierabendrunde“ beschrieben worden, erklärte die Polizei. „Tatsächlich ist der schmale Heuberggrat ein teilweise ausgesetzter Weg mit Kletterpassagen, der Schwindelfreiheit, Trittsicherheit sowie Erfahrung im alpinen Gelände erfordert.“
Untergrund war nass und rutschig
Hinzu kam nach Polizeiangaben, dass die Bedingungen wegen des einsetzenden Regens „äußerst schwierig“ waren und nicht alle Schüler die richtigen Schuhe trugen. Als sich ein Teil der Gruppe zum Umkehren entschied, rutschten zwei Schüler auf dem rutschigen Untergrund ab und verletzten sich leicht. Anschließend gerieten einzelne Schüler in Panik.
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Alle 107 Personen wurden daraufhin mit zwei Hubschraubern auf einen nahe gelegenen Forstweg gebracht, wie der Bürgermeister von Mittelberg, Andi Haid sagte. Einige der Schüler waren laut Polizei erschöpft, unterkühlt, durchnässt und „völlig aufgelöst“. Die Gruppe wurde nach ihrem unfreiwilligen Berg-Abenteuer außerdem mit warmen Getränken und Speisen versorgt. (mbr/dpa/afp)