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PolizeiwagenUS-Sirene für sechs Bundesländer

Lesezeit 2 Minuten

Martinshorn und Blaulicht bekommen Verstärkung: In sechs Bundesländern werden die Polizeiwagen mit rotem Blinklicht und US-Sirene aufgerüstet.

Berlin – Mancher Autofahrer auf deutschen Straßen könnte sich bald an Hollywood erinnert fühlen, wenn hinter ihm die Polizei auftaucht: Ein greller Sirenenton jault auf, im Rückspiegel flimmert es rot von Blinklichtern auf dem Dach des Streifenwagens. Als Verstärkung von Blaulicht und Martinshorn kommt eine Signaltechnik nach US-Vorbild nach Deutschland - zunächst in sechs der sechzehn Länder. Nicht alle sind überzeugt von vielfältigeren Klängen und Farben der Polizei.

Dass es nicht um filmreife Action-Effekte geht, lässt schon die bürokratisch-nüchterne Verordnung erahnen, die seit August eine bundesweite Rechtsgrundlage für die Zusatzausstattung von Streifenwagen ist. „Optisches Anhaltesignal“ heißt das rote Blinklicht amtlich, und strahlen darf es nur nach vorn. Ergänzt werden kann es durch ein akustisches Signal, das „Anhaltehorn“. Dabei ist diese Sirene im US-Sound vom „Einsatzhorn“ zu unterscheiden, das mit seinem „Tatütata“ plus Blaulicht das klassische Signal für Polizeiwagen im Einsatz ist.

„Kein Bedarf“ in NRW

Mit den Zusatzeffekten soll Autofahrern künftig klarer gemacht werden, dass ausdrücklich sie selbst gemeint sind. „Dieses neue Signal bedeutet: Anhalten, Polizei“, erläutert Lothar Gahrmann, Sprecher des Landespolizeiamts in Schleswig-Holstein. Die Beamten bräuchten dadurch Autos nicht mehr zu überholen, um sie anzuhalten.

Im nördlichsten Bundesland werden vorerst 20 Fahrzeuge für die Autobahnpolizei neu ausgestattet, nach und nach sollen alle 700 Polizeiwagen die neue Technik haben. Neben Vorreiter Hessen, wo die Zusatzsignale schon genutzt werden, wollen sie auch Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Thüringen und Berlin einführen. Anschaffungspreis der Elektrobalken fürs Wagendach: je nach Ausstattung 1000 bis 3500 Euro.

Ob die neuen Signale eingesetzt werden, liegt in der Hand der Länder. „Kein Bedarf“, heißt es dazu etwa im nordrhein-westfälischen Innenministerium. Die Polizei habe schon genügend Möglichkeiten, um auf sich aufmerksam zu machen - Lichthupe inklusive. Die Erfahrungen der Pionier-Länder dürften nun beobachtet werden, ehe womöglich bundesweit Bewegung entsteht.

Dass es einige Verwirrung stiften kann, wenn es auf den Straßen bunter leuchtet und unterschiedlich tönt, haben Experten dabei auch im Blick. Schon bei Uniformen und Fahrzeuglackierungen zeigen sich je nach Bundesland ziemliche Unterschiede, wie die Gewerkschaft der Polizei bedauert. Die Bürger hätten aber Anspruch, von Flensburg bis Berchtesgaden sichtbar auf die gleiche Polizei zu treffen.

Die Anwendung der neuen Technik ist eingegrenzt. Bei Stopp-Kommandos dürfen rotes und blaues Licht nicht gleichzeitig aktiviert werden. Für normale eilige Fahrten auf dem Weg zum Einsatz soll es beim klassischen „Tatütata“ bleiben. (dpa)