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Italiens letzter KronprinzVictor Emanuel von Savoyen beerdigt – Europas Royals reisen an

Lesezeit 3 Minuten
Marina Doria von Savoyen (r), Witwe von Victor Emanuel von Savoyen vor der Kathedrale.

Marina Doria von Savoyen (r), Witwe von Victor Emanuel von Savoyen vor der Kathedrale.

Der umstrittene Prinz war bereits am 3. Februar gestorben. An seinem Bergbegräbnis nahmen royale Persönlichkeiten aus ganz Europa teil.

Royaler Auflauf bei der Beisetzung des letzten italienischen Kronprinzen Victor Emanuel von Savoyen: Rund 200 Trauergäste, darunter Vertreter zahlreicher europäischer Adelsfamilien, nahmen an der Beisetzung des Sohns des letzten Königs des Landes im norditalienischen Turin teil. Der umstrittene Spross der italienischen Monarchie war am vergangenen Samstag im Alter von 86 Jahren in der Schweiz gestorben.

An der Trauerfeier im Dom von Turin nahmen bei regnerischem Wetter neben der Witwe Marina Doria und ihrem Sohn Emanuele Filiberto auch Fürst Albert II. von Monaco ohne seine Frau Charlène von Monaco, der luxemburgische Großherzog Jean und die ehemalige spanische Königin Sofia teil. Turin ist der Stammsitz des Hauses Savoyen. Die Familiengruft befindet sich in der Basilika von Superga oberhalb von Turin.

Victor Emanuel wurde am 12. Februar 1937 in Neapel geboren und stand an der Spitze der Dynastie der Savoyer, die das Königreich Italien von 1861 bis 1946 regierte. Sein Vater verlor den Thron nach nur kurzer Regentschaft von Mai bis Juni 1946 infolge eines Referendums zur Abschaffung der Monarchie und der Ausrufung der Republik.

Der „Prinz von Neapel“ wurde aus Italien verbannt

Viktor Emanuel von Savoyen, der sich selbst „Prinz von Neapel“ nannte, verließ Italien im Alter von neun Jahren. Zusammen mit allen anderen männlichen Nachkommen der Dynastie wurde er 1946 wegen der Zusammenarbeit seines Großvaters, Viktor Emanuel III., mit dem Faschisten Benito Mussolini durch die italienische Verfassung aus Italien verbannt.

Kronprinz Victor Emanuel mit Marina Ricolfi Doria und ihrem Hund.

Kronprinz Victor Emanuel war seit 1970 mit der ehemaligen Wasserskifahrerin Marina Ricolfi Doria verheiratet, die zuvor auch eine Beziehung mit dem „Playboy“ Gunter Sachs hatte. (Archivbild von 1978)

Kritiker werfen dem 1947 verstorbenen Monarchen vor, Mussolini in den 1920er Jahren den Weg zur Macht geebnet zu haben. 1938 unterzeichnete er die antisemitischen Rassengesetze.

Kronprinz Victor Emanuel: „Der König, der niemals einer war“

Das Privatleben des Fürsten sorgte jahrelang für Schlagzeilen: 1978 war der damals 41-jährige Victor Emanuel von Savoyen in eine Schießerei auf der Insel Cavallo vor Korsika verwickelt, bei der der deutsche Tourist Dirk Hamer ums Leben kam. Victor Emanuel wurde zunächst wegen fahrlässiger Tötung angeklagt, im Jahre 1991 aber von einem französischen Gericht freigesprochen, das von einer Notwehrsituation ausging.

Viktor Emanuel von Savoyen im Gerichtssaal in Paris.

Viktor Emanuel von Savoyen im Gerichtssaal in Paris. (Archivbild von 1991)

Der Prinz wurde jedoch wegen missbräuchlichen Führens einer Schusswaffe „außerhalb seiner Wohnung“ zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Der Vorfall sorgte lange für Kontroversen und mediale Aufmerksamkeit um seine Person. Die Netflix-Doku-Serie „Der König, der keiner war“ aus dem Jahr 2023 beleuchtet den mysteriösen Fall mit zahlreichen Zeitzeugen.

2002 durfte Victor Emanuel von Savoyen endlich aus dem Schweizer Exil nach Italien zurückkehren – allerdings erst, nachdem er seine langjährige Weigerung, der Republik die Treue zu schwören, aufgegeben hatte. Zuvor hatte das italienische Parlament die Aufhebung seines Exils beschlossen.

Im Jahr 2006 wurde er wegen Korruption und Ausbeutung von Prostituierten kurzzeitig inhaftiert. Das folgende Verfahren wurde jedoch aus Mangel an Beweisen eingestellt. Auch Viktor Emanuels Cousin Simeon von Sachsen-Coburg-Gotha, der frühere König von Bulgarien, war in den Fall verwickelt. (mit afp)