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„30 Tage Lust“ in der ARD-MediathekSo haben Sie Sex noch nie gesehen

Lesezeit 3 Minuten
Lebe lieber ungewöhnlich: Zeno (Simon Steinhorst) ist während eines Waldspaziergangs in einen Rave geraten, bei dem bewusstseinerweiternde Substanzen  konsumiert werden. Die haben durchaus Folgen ... (Bild: © SWR/Trimafilm)

Lebe lieber ungewöhnlich: Zeno (Simon Steinhorst) ist während eines Waldspaziergangs in einen Rave geraten, bei dem bewusstseinerweiternde Substanzen konsumiert werden. Die haben durchaus Folgen ... (Bild: © SWR/Trimafilm)

Freddy (Linda Blümchen) und Zeno (Simon Steinhorst), fast 30, sind schon ihr halbes Leben ein Paar. Jetzt wollen sie etwas Neues ausprobieren: 30 Tage lang dürfen beide mit anderen Partnern schlafen. Die ungeheuer frische ARD-Mediatheken-Serie „30 Tage Lust“ ist ein kleines Meisterwerk.

In der tollen ARD-Mediatheken-Serie „30 Tage Lust“ beschließen Freddy (Linda Blümchen) und ihr Langzeitfreund Zeno, ein Experiment. 30 Tage lang dürfen die knapp 30-Jährigen sich sexuell mit anderen austoben - um Erfahrungen zu sammeln. Wird es ihre Beziehung stärken - oder schwächen? Das erfährt man über furiose achtmal etwa 30 Minuten. (Bild: © SWR/Trimafilm)

In der tollen ARD-Mediatheken-Serie „30 Tage Lust“ beschließen Freddy (Linda Blümchen) und ihr Langzeitfreund Zeno, ein Experiment. 30 Tage lang dürfen die knapp 30-Jährigen sich sexuell mit anderen austoben - um Erfahrungen zu sammeln. Wird es ihre Beziehung stärken - oder schwächen? Das erfährt man über furiose achtmal etwa 30 Minuten. (Bild: © SWR/Trimafilm)

Freddy (Linda Blümchen) und Zeno (Simon Steinhorst) sind seit Ewigkeiten ein Paar und sehr vertraut miteinander. Doch fehlt da nicht noch ein bisschen Erfahrung im Leben? (Bild: © SWR/Trimafilm)

Freddy (Linda Blümchen) und Zeno (Simon Steinhorst) sind seit Ewigkeiten ein Paar und sehr vertraut miteinander. Doch fehlt da nicht noch ein bisschen Erfahrung im Leben? (Bild: © SWR/Trimafilm)

Diese Serie beginnt mit Sex. Freddy (Linda Blümchen) und Zeno (Simon Steinhorst), fast 30, sind schon ihr halbes Leben lang ein Paar. Dass sie sehr vertraut miteinander sind, sieht man in einer - ziemlich expliziten - Liebesszene, gleich am Anfang der etwa achtmal 30 Minuten langen ARD-Mediathekenserie „30 Tage Lust“ (ab Freitag, 25. Oktober). In die Vertrautheit der zärtlichen Liebe aus dem Lehrbuch mischen sich aber vor allem bei Freddy Zweifel. Die beiden sind seit der Schulzeit ein Paar. Sie haben noch nie mit einer anderen Person geschlafen. So beschließt man auf einer Party, sich und dem anderen ab sofort ein 30-Tage-Fenster zu öffnen, in dem jeder mit anderen Partnern Sex haben kann. Die einzige Regel lautet: nie zweimal mit der gleichen Person, und, kleiner Spoiler, kurze Zeit später kommt als Nachtrag noch eine Regel hinzu: Bekannte sind tabu! Wobei sich herausstellt, dass gerade diese Regel nicht gerade leicht umzusetzen ist.

Freddys Freundin Tati (Cora Kneisz) und ihr Partner Philipp (David Vormweg) bekommen ein Kind. Im Gegensatz zu Freddy und Zeno wollen sie nun ganz schnell erwachsen werden - was zu ebenso lustigen wie klugen Konfrontationen führt.  (Bild: © SWR/Trimafilm)

Freddys Freundin Tati (Cora Kneisz) und ihr Partner Philipp (David Vormweg) bekommen ein Kind. Im Gegensatz zu Freddy und Zeno wollen sie nun ganz schnell erwachsen werden - was zu ebenso lustigen wie klugen Konfrontationen führt. (Bild: © SWR/Trimafilm)

Zeno (Simon Steinhorst) arbeitet als Restaurator am Museum - und hat auch dort mit Körpern zu tun. (Bild: © SWR/Trimafilm)

Zeno (Simon Steinhorst) arbeitet als Restaurator am Museum - und hat auch dort mit Körpern zu tun. (Bild: © SWR/Trimafilm)

Wie setzt man das Ganze um? Museums-Restaurator Zeno bleibt in der gemeinsamen Wohnung, Freddy, die nach abgebrochenem Studium in einer Apotheke jobbt, zieht zu ihrer zehn Jahre älteren Single-Freundin Charu (Samia Chancrin) in eine Zweck-WG. Nun beginnen sich Freddy und Zeno umzuschauen, wenn auch beiden Partnern das geplante „Lustspiel“ ein wenig Angst macht.

Freddy (Linda Blümchen) ist für ihr 30-Tage-Experiment bei ihrer zehn Jahre älteren Freundin Charu (Samia Chancrin) eingezogen. Getrennte Wohnungen ermöglichen mehr sexuelle „Erlebniswelten“.  (Bild: © SWR/Trimafilm)

Freddy (Linda Blümchen) ist für ihr 30-Tage-Experiment bei ihrer zehn Jahre älteren Freundin Charu (Samia Chancrin) eingezogen. Getrennte Wohnungen ermöglichen mehr sexuelle „Erlebniswelten“. (Bild: © SWR/Trimafilm)

Seit ihrer Schulzeit sind Zeno (Simon Steinhorst) und Freddy (Linda Blümchen) ein meist glückliches Paar. Kurz vor ihrem 30. Geburtstag beschließen sie, etwas Neues auszuprobieren. 30 Tage darf jeder mit anderen Menschen schlafen. Allerdings mit keinem mehr als einmal. (Bild: © SWR/Trimafilm)

Seit ihrer Schulzeit sind Zeno (Simon Steinhorst) und Freddy (Linda Blümchen) ein meist glückliches Paar. Kurz vor ihrem 30. Geburtstag beschließen sie, etwas Neues auszuprobieren. 30 Tage darf jeder mit anderen Menschen schlafen. Allerdings mit keinem mehr als einmal. (Bild: © SWR/Trimafilm)

Freddy beginnt auf einer Party ihres Ex-Professors (Sebastian Blomberg) mit einem älteren, erfahrenen Mann zu flirten. Zeno hingegen lässt sich von seinen netten Nachbarn zur Intimität einladen. Er steht zwar auf die unwiderstehlichen Kurven der Frau, aber den durchtrainierten Kerl an ihrer Seite, der dazu noch großes Achtsamkeit-Potenzial mitbringt, hätte er nun nicht unbedingt gebraucht. Auf diese Weise stolpern und „daten“ sich Zeno und Freddy über acht Folgen durch einen Beziehungsdschungel, der sie alle erdenklichen Facetten des intimen Miteinanders und ein Wechselbad der Gefühle erleben lässt.

Ekstase und Scham, Freuden und Peinlichkeiten

Freddy (Linda Blümchen) und Zeno (Simon Steinhorst) hatten nie mit jemand anderem Sex als miteinander. Hat man deshalb etwas im Leben verpasst? Die beiden beschließen ein 30-Tage-Experiment. (Bild: © SWR/Trimafilm)

Freddy (Linda Blümchen) und Zeno (Simon Steinhorst) hatten nie mit jemand anderem Sex als miteinander. Hat man deshalb etwas im Leben verpasst? Die beiden beschließen ein 30-Tage-Experiment. (Bild: © SWR/Trimafilm)

Zeno (Simon Steinhorst) hat sich auf ein Date mit seiner provokant auftretenden Museumskollegin Marie (Seyneb Saleh) eingelassen. Mit ihr kann er erleben, dass Anziehungskraft auch mit Abwehr und Stress zu tun haben kann, was er so mit Freddy nicht kannte.  (Bild: © SWR/Trimafilm)

Zeno (Simon Steinhorst) hat sich auf ein Date mit seiner provokant auftretenden Museumskollegin Marie (Seyneb Saleh) eingelassen. Mit ihr kann er erleben, dass Anziehungskraft auch mit Abwehr und Stress zu tun haben kann, was er so mit Freddy nicht kannte. (Bild: © SWR/Trimafilm)

„30 Tage Lust“ hätte vom Plot her betrachet auch eine mehr oder minder abgeschmackte RomCom-Serie werden können, stattdessen ist die von Headautor Bartosz Grudziecki und einem Writers' Room verantworte Mediatheken-Perle eine sehr berührende Dramedy geworden, für deren Qualität und Gefühlsfarben man fast einen neuen Begriff erfinden müsste. Da sind zum einen die großartigen schauspielerischen Leistungen, mit denen der junge Millennial-Cast aufwartet, erweitert durch ein paar Generation X- und Boomer-Könner wie Wolfram Koch, Sebastian Blomberg oder Teresa Hader. Dazu kommt die Originalität der Plots und auch der Sexszenen, die von Autor Grudziecki, der schon den umstrittenen Münchener „Tatort: Hardcore“ als Co-Autor verantwortete und Pia Hellenthal (“Wir“) als Regisseure in Szene gesetzt wurden.

Wer die Liebesmomente unterschiedlichster Art in „30 Tage Lust“ - und es gibt logischerweise viele davon - am Bildschirm verfolgt, bekommt mitunter den Eindruck, dass man genauso wie hier noch niemals zuvor Sex im Film gesehen hat. Was nicht daran liegt, dass Figuren und Cast hier gänzlich andere Dinge tun würden als sonst. Eher ist es so, als würde „30 Tage Lust“ seinen Figuren tiefer in die Seele blicken und deren Ekstase und Scham, Freuden und Peinlichkeiten auf einem höheren Niveau herausarbeiten, als man es von den vielen anderen Versuchen, körperliche Liebe zu inszenieren, gewohnt ist. Und das will in der langen Geschichte des erotischen Films, der erste soll „Le Coucher de la Mariée“ von 1896 gewesen sein, schon einiges heißen. (tsch)