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„Abgekartetes Spiel“ESC-Fans toben nach Aus von Publikumsliebling bei deutschem Vorentscheid

Lesezeit 4 Minuten
Mittelalter-Rockband Feuerschwanz auf der Bühne.

Zu Unrecht ausgeschieden? Fans der Mittelalter-Rockband Feuerschwanz denken, dass dem so ist.

Nach dem ARD-Finale „Chefsache ESC 2025“ steht fest: Viele Fans sind begeistert. Manche witterten online jedoch Schiebung.

The Great Leslie aus London hat einen deutschen Gitarristen (links) und kam in die Top 5.  (Bild: RTL / Raab Entertainment / Willi Weber)

The Great Leslie aus London hat einen deutschen Gitarristen (links) und kam in die Top 5. (Bild: RTL / Raab Entertainment / Willi Weber)

Vor Ort hagelte es Lob um Lob, im Netz wurde getobt: Das Finale des deutschen „Eurovision Song Contest“-Vorentscheids „Chefsache ESC 2025“ auf ARD spaltete die Gemüter. Schon der Ablauf sorgte für Kritik: Neben ihrem (aus dem Halbfinale bereits bekannten) Wettbewerbsbeitrag sangen alle Kandidaten und Kandidatinnen zunächst wie schon in der Vorrunde einen Cover-Song. Weil ... ja, warum eigentlich? Das fragten sich viele auf den Social-Media-Kanälen von Facebook bis X: „Was bringt ein Cover-Song im Finale?“, las man da oder „Können wir die Cover nicht einfach weglassen?“

In Benjamin Braatz müsse man sich zwar verlieben, fand Gastjuror(in) Conchita Wurst, in die letzten Fünf wählte ihn die Jury aber nicht.  (Bild: NDR/Raab ENTERTAINMENT/Willi Weber)

In Benjamin Braatz müsse man sich zwar verlieben, fand Gastjuror(in) Conchita Wurst, in die letzten Fünf wählte ihn die Jury aber nicht. (Bild: NDR/Raab ENTERTAINMENT/Willi Weber)

Für noch mehr Ärger allerdings sorgte die Tatsache, dass das Publikum doch nicht die alleinige Entscheidung darüber hatte, wer Deutschland in Basel vertreten würde. Das hatte es zwar stets geheißen, doch wenige Tagen zuvor war bekannt geworden: Erst wählte die Jury aus den neun Final-Acts fünf aus - und nur für die ging es dann ins Telefon-Voting. Eine Regeländerung? Der NDR sagte Nein, die Fans zweifelten.

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Leonoras landete mit „This Bliss“ auf Platz vier. (Bild: NDR/Raab ENTERTAINMENT/Willi Weber)

Leonoras landete mit „This Bliss“ auf Platz vier. (Bild: NDR/Raab ENTERTAINMENT/Willi Weber)

Der Brite Moss Kena hätte gern für Deutschland gesungen, landete aber „nur“ auf Plat drei. (Bild: NDR/Raab ENTERTAINMENT/Willi Weber)

Der Brite Moss Kena hätte gern für Deutschland gesungen, landete aber „nur“ auf Plat drei. (Bild: NDR/Raab ENTERTAINMENT/Willi Weber)

Erst recht, als die Mittelalter-Rock-Band Feuerschwanz von Stefan Raab (58), Yvonne Catterfeld (45) und den Gastjuroren Nico Santos (32) und Conchita Wurst (36) nicht in die Top 5 gewählt wurde. „Abgekartetes Spiel mit Feuerschwanz“, wütete da ein Facebook-User. „Es war soooo klar, dass alles dafür getan wird (sogar eine Regeländerung!), damit Feuerschwanz nicht dabei sind“, maulte ein anderer. Bei den Fans ist die Band nämlich sehr beliebt: Ihr Song „Knightclub“ wurde mit 49 Prozent mit Abstand am häufigsten von allen Vorentscheids-Beiträgen gestreamt!

Wie ein „junger, weiblicher Udo Lindenberg“ klinge Tynnas Stimme, fand Stefan Raab.  (Bild: NDR/Raab ENTERTAINMENT/Willi Weber)

Wie ein „junger, weiblicher Udo Lindenberg“ klinge Tynnas Stimme, fand Stefan Raab. (Bild: NDR/Raab ENTERTAINMENT/Willi Weber)

Und dann war da noch Raabs Argument gegen den Song, das auf Unverständnis stieß. Der räumte ihm nämlich im Wettbewerb eher geringe Chancen ein, da beim Telefonvoting zu 60 Prozent Frauen anriefen: „Das muss man mit bedenken.“ Schon Moderatorin Barbara Schöneberger (50) fand das nicht ganz nachvollziehbar, witzelte: „So sind wir Frauen, wir wollen immer Balladen!“ Stimmt ja gar nicht, widersprachen im Netz diverse weibliche Mittelalter-Metal-Fans.

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Marie und Robin von Cosby haben den deutschen „ESC“-Beitrag von 2022 geschrieben: „Rockstars“ von Malik Harris. Für sie selbst platzte der Teilnahme-Traum.  (Bild: NDR/Raab ENTERTAINMENT/Willi Weber)

Marie und Robin von Cosby haben den deutschen „ESC“-Beitrag von 2022 geschrieben: „Rockstars“ von Malik Harris. Für sie selbst platzte der Teilnahme-Traum. (Bild: NDR/Raab ENTERTAINMENT/Willi Weber)

Völlig unerfahren und dennoch auf Platz zwei gelandet: Lyza. (Bild: NDR/Raab ENTERTAINMENT/Willi Weber)

Völlig unerfahren und dennoch auf Platz zwei gelandet: Lyza. (Bild: NDR/Raab ENTERTAINMENT/Willi Weber)

Es gab jedoch auch andere Stimmen. Die martialische Aufmachung passe aktuell eben nicht so gut in unsere Welt, die in Aufruhr sei, meinten manche. Und ein X-User befand gar knallhart, Namens-Verballhornung inklusive: „Wenn wir ein saucooles Ding wie 'Baller' zum ESC schicken können, ist Mittelalter-Muff von Schwanzfuchs einfach keine Option.“

Julika legte zwar eine ESC-taugliche Performance hin, verpasste aber das Weiterkommen. (Bild: NDR/Raab ENTERTAINMENT/Willi Weber)

Julika legte zwar eine ESC-taugliche Performance hin, verpasste aber das Weiterkommen. (Bild: NDR/Raab ENTERTAINMENT/Willi Weber)

Das „saucoole Ding“ - der Elektro-Clubsong „Baller“ der Geschwister Abor (26) und Tynna (24) - kam denn auch in die Auswahl der letzten Fünf, neben der Soulpop-Ballade „This Bliss“ der Kompositions-Studentin Leonora (24), dem ESC-typischen Schmacht-Hit „Nothing Can Stop Love“ des britischen Wahlberliners Moss Kena (27), dem Indie-Rock-Song „These Days“ der britisch-norwegisch-deutschen Band The Great Leslie und dem poppig-spacigen „Lovers On Mars“ von Lyza (22), die vor „Chefsache ESC 2025“ noch nie singend auf einer Bühne gestanden hatte, was Conchita Wurst angesichts der Top-Performance kaum glauben konnte: „Du bist eine fantastische Sängerin!“

Geschafft: Die Geschwister Abor (rechts) & Tynna (Zweite von rechts, mit Moderatorin Barbara Schöneberger) alias Attila und Tünde Bornemisza werden Deutschland in Basel vertreten. 
 (Bild: NDR/Raab ENTERTAINMENT/Willi Weber)

Geschafft: Die Geschwister Abor (rechts) & Tynna (Zweite von rechts, mit Moderatorin Barbara Schöneberger) alias Attila und Tünde Bornemisza werden Deutschland in Basel vertreten. (Bild: NDR/Raab ENTERTAINMENT/Willi Weber)

Keine Chance mehr auf den Sieg hatten neben Feuerschwanz dagegen Lockenkopf Benjamin Braatz (24) mit „Like You Love Me“, die Band Cosby mit „I'm Still Here“ sowie Horrorfan Julika (23) mit ihrer düster-empowernden Ballade „Empress“. Toll seien die natürlich trotzdem alle, beteuerte Stefan Raab. Die Entscheidungsfindung der Jury sei „panisch“ vonstattengegangen.

Erstmals seit 18 Jahren wieder ein deutscher Song

Am Ende holte sich mit 34,9 Prozent das Wiener Geschwisterpaar Abor & Tynna den Sieg, dicht gefolgt von Lyza mit 31,1 Prozent. Auf dem dritten Platz landete Moss Kena mit 22,6 Prozent, für Leonora stimmten 7,0, für The Great Leslie votierten 4,4 Prozent. „Mit Abstand der modernste Song“ hat damit laut Stefan Raab gewonnen.

Auch im Netz zeigte man sich - von den enttäuschten Feuerschwanz-Fans mal abgesehen - überwiegend zufrieden. Seit Roger Ciceros (1970-2016) „Frauen regier'n die Welt“ 2007 geht mit „Baller“ nun erstmals wieder ein deutschsprachiger Song für Deutschland ins Rennen. Ob's Glück bringt? Das wird sich am 17. Mai in Basel zeigen ... (tsch)