AboAbonnieren

„Abtreibung, Faschismus und Hitler“So berichteten US-Sender in der Wahlnacht

Lesezeit 4 Minuten
Bei „Fox News“ stichelte Moderator Jesse Watters gegen Kamala Harris und nannte sie eine unwürdige Konkurrentin. (Bild: 2022 Getty Images/Jason Koerner)

Bei „Fox News“ stichelte Moderator Jesse Watters gegen Kamala Harris und nannte sie eine unwürdige Konkurrentin. (Bild: 2022 Getty Images/Jason Koerner)

Der Wahlkrimi in den USA ist noch lange nicht vorbei. Entsprechend heiß her ging es bei US-Sendern wie Fox News und CNN - vor allem mit Blick auf die Motivation der Wähler.

Entscheiden am Ende die US-Amerikanerinnen die diesjährige US-Wahl? Am Wahlabend konnte jedenfalls noch kein Gewinner im Kampf ums Weiße Haus ausgerufen werden. Sowohl die demokratische Kandidatin Kamala Harris als auch der Republikaner Donald Trump liefern sich weiterhin ein haarscharfes Kopf-an-Kopf-Rennen, das sich in den vergangenen Wochen in einen Albtraum aus wilden Beschimpfungen und Verschwörungstheorien entwickelt hat.

Während Harris immer wieder vor den faschistischen Plänen des Republikaners warnte, zweifelte Trump zeitweise an der Intelligenz seiner Konkurrentin und unterstellte ihr, illegale Einwanderer ins Land strömen zu lassen, die die Haustiere von US-Bürgern essen.

„Fox News“-Moderatorin Laura Ingraham plädierte am Wahlabend für einen Wandel in Amerika. (Bild: 2019 Getty Images/Alex Wong)

„Fox News“-Moderatorin Laura Ingraham plädierte am Wahlabend für einen Wandel in Amerika. (Bild: 2019 Getty Images/Alex Wong)

Am Ende müssen beide Kandidaten die Marke von 270 Wahlleuten erreichen, um überhaupt ins Weiße Haus einziehen zu können. Dafür müssen Trump und Harris vor allem in den wichtigen „Swing States“ Arizona, Georgia, Michigan, Nevada, North Carolina, Pennsylvania und Wisconsin abliefern, die als wahlentscheidend gelten.

Donald Trump sei „frustriert darüber, dass heute kein Gewinner ausgerufen wird“

„Es ist eine historisch knappe Wahl“, stellte „Fox News“-Moderator Bret Baier am Dienstag klar. US-Journalist Brit Hume zeigte sich davon überrascht und sagte: „Die beiden Mordanschläge auf Donald Trump spielen scheinbar gar keine Rolle mehr. Sie sind einfach aus dem Blickfeld verschwunden.“ Ähnlich skeptisch reagierte auch „Fox News“-Moderator Jesse Watters: „Man hätte anhand der Umfragen denken können, dass es ein überwältigender Sieg für Donald Trump werden würde. Ich verstehe nicht, wie Kamala Harris überhaupt eine Konkurrenz sein kann. Sie kam aus dem Nichts - und trotzdem ist es ein sehr knappes Rennen.“

Moderationskollegin Laura Ingraham sah dahinter vor allem einen Grund: „Die Demokraten haben hervorragende Arbeit geleistet, indem sie sich nicht auf Harris' Vergangenheit und Arbeit fokussiert haben, sondern auf Themen wie Abtreibung, Faschismus und Hitler. Wenn das ihr einziges Argument für Harris ist, ist das eine ziemlich düstere Aussicht für unser Land.“ Ingraham fügte bedeutungsschwanger hinzu, dass es bei der diesjährigen Wahl um viel mehr als um das Thema Abtreibung gehen sollte, denn: „Will Amerika den Status quo behalten, der weiter hohe Preise bedeutet? Oder will Amerika den Wandel?“

Donald Trump schaffte es am Wahlabend, gegen Kamala Harris in Führung zu gehen. Als Sieger konnte er bislang nicht gekürt werden. (Bild: 2024 Getty Images/Kevin Dietsch)

Donald Trump schaffte es am Wahlabend, gegen Kamala Harris in Führung zu gehen. Als Sieger konnte er bislang nicht gekürt werden. (Bild: 2024 Getty Images/Kevin Dietsch)

Was für einen Wandel Laura Ingraham damit genau meinte? Das ließ sie - genau wie ihre übrigen „Fox News“-Kollegen - offen. Politikexperte Van Jones brachte es derweil in der CNN-Wahlsendung auf den Punkt, als er sagte: „Es gibt eine autoritäre Bewegung in diesem Land.“ Diese werde „von jemandem angeführt, der nicht an unsere Verfassung glaubt. Diese Bewegung ist stark. Sie hat den reichsten Mann der Weltgeschichte an sich gezogen - Elon Musk. Die Frage ist: Gibt es eine Freiheitsbewegung, die sie stoppen kann?“

Eine Frage, die am Dienstagabend leider unbeantwortet blieb. Ganz zum Ärger von Donald Trump, der laut CNN-Moderatorin Kaitlan Collins „frustriert darüber“ sei, „dass heute kein Gewinner ausgerufen wird“. Eine Meinung, die er ausnahmsweise mit dem Großteil des Landes teilt.

Politik-Experte David Urban: „Wenn Donald Trump gewinnt, wäre das wie der Phönix aus der Asche“

Eine Gemeinsamkeit, die am Wahlabend sowohl die Experten bei CNN als auch bei „Fox News“ vereinte: der Fokus auf die weiblichen Wähler. Mit Blick auf die hitzige Debatte rund um das Thema Abtreibung sagte Ex-Obama-Mitarbeiter David Axelrod bei CNN voraus: „Wenn mehr Frauen für Kamala wählen, hat sie gewonnen. Frauen werden den größten Teil der Wählerschaft ausmachen.“

Beim konkurrierenden Sender „Fox News“ prognostizierte Laura Ingraham derweil, dass Harris „nicht genügend Stimmen von Frauen bekommen“ werde, um einen Wahlsieg einzufahren. Derweil hob sie hervor, dass sich Trump besonders auf die Stimmen von Schwarzen Männern verlassen könne, die ihm einen massiven Vorteil verschaffen werden.

Ob am Ende das Thema Abtreibung das Zünglein an der Waage sein wird - oder doch die Angst vor einer schrumpfenden Wirtschaft, hohen Preisen und illegaler Migration? Das werden die nächsten Stunden der Auszählung hoffentlich zeigen. CNN-Politik-Experte David Urban sagte jedoch schon vorab mit pessimistischem Blick voraus, dass ein republikanischer Wahlsieg mit Blick auf die aktuellen Zahlen nicht undenkbar sei. Dennoch: „Wenn Trump gewinnt, wäre das wie der Phönix aus der Asche.“ (tsch)