Was unterscheidet CDU und AfD? Das will Sandra Maischberger in ihrer Talkshow im Ersten am Mittwochabend herausfinden. Dazu hat sie zwei eloquente Gäste eingeladen.
„Sie werden auf uns zurückkommen“Amthor fetzt sich bei „Maischberger“ mit AfD-Politiker
![AfD-Geschäftsführer Bernd Baumann (links) legte sich bei „Maischberger“ mit CDU-Politiker Philipp Amthor an. (Bild: WDR/Oliver Ziebe)](https://static.ksta.de/__images/2025/02/13/c38296df-10f0-400d-8ce7-98b7c70963c4.jpeg?q=75&q=70&rect=0,84,1600,900&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=cde393191fe3d322a1b16cc493522a61)
AfD-Geschäftsführer Bernd Baumann (links) legte sich bei „Maischberger“ mit CDU-Politiker Philipp Amthor an. (Bild: WDR/Oliver Ziebe)
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Philipp Amthor ist mittlerweile so etwas wie die Allzweckwaffe der Union. Am Mittwochabend trifft er in der ARD-Talkshow „Maischberger“ auf den ersten parlamentarischen Geschäftsführer der AfD, Bernd Baumann. Die Diskussion beginnt mit den Ereignissen im Bundestag vor zwei Wochen. Da hatten die Unionsparteien einen Entschließungsantrag zur Verschärfung der Asylpolitik mit den Stimmen der AfD durchs Parlament gebracht.
Seine Partei habe diesen Antrag jedes Jahr eingebracht, seit sie im Bundestag sei, erklärt Baumann. Tatsächlich gehört zum Beispiel eine Grenzschließung zum Schutz vor irregulärer Migration seit Jahren zu den Kernforderungen der in Teilen als gesichert rechtsextrem geltenden AfD. Baumann spricht von einem wichtigen Symbol, weil der Antrag nun eine Mehrheit im Parlament bekommen habe.
Philipp Amthor bei „Maischberger“: „Uns ging es darum, Dinge zu verändern“
„80 Prozent der Deutschen wollen diesen Wandel. Die AfD steht dafür. Die Union hat das immer abgelehnt. Und jetzt, kurz vor der Wahl, hat sie zugestimmt. Das, was die Leute wollen, bricht jetzt durch in der Politik, und das macht die AfD“, so Baumann.
![Philipp Amthor verspricht: Die CDU wird keine Koalition mit der AfD eingehen. (Bild: WDR/Oliver Ziebe)](https://static.ksta.de/__images/2025/02/13/82489e7a-0028-4529-8fd9-9a3c3c543eef.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=6ee16c7d00a27fa2a6aec4421baf5402)
Philipp Amthor verspricht: Die CDU wird keine Koalition mit der AfD eingehen. (Bild: WDR/Oliver Ziebe)
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Allerdings hatte Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz noch im November versprochen, keine Anträge in den Bundestag zu bringen, bei denen es eine Mehrheit mit der AfD geben könnte. Amthor wiederholt erwartungsgemäß das neue Narrativ der Unionspartei: „dass wir uns nicht von der AfD diktieren lassen, wie wir über unsere eigenen Anträge abstimmen.“ Die Anschläge von Aschaffenburg und Magdeburg seien eine Zäsur für die Union gewesen. „Uns ging es darum, Dinge zu verändern“, so Amthor.
Die AfD habe nach dem Erfolg des Entschließungsantrages vor zwei Wochen gejubelt. Das sei unangemessen gewesen. „Denen ging es offensichtlich um die Inszenierung der eigenen Partei, uns ging es um die Sache“, so der CDU-Politiker. „Dass Parteien unterscheidbar in der politischen Mitte für ihre Überzeugung einstehen ist kein Fehler, sondern das ist eine Gelingensbedingung unserer Demokratie.“
Nicht so schlimm scheint Amthor zu finden, dass Publizist Michel Friedman nach der Abstimmung im Bundestag die CDU verlassen und dass der Holocaust-Überlebende Albrecht Weinberg sein Bundesverdienstkreuz zurückgegeben hat: „Mehrere tausend Menschen sind in die CDU eingetreten. Viele finden das richtig.“ Friedman und Weinberg: Einzelne Reaktionen, die an vielen Stellen auf einem Fehlinterpretieren der Unionspolitik von links-grün basieren. „Natürlich berührt mich das. Ich ärgere mich über solche Interpretationen. In der Sache ist es aber so, dass wir unsere Position zur AfD ja keinen Millimeter geändert haben. Wir machen unsere Politik aus dem Zweck, dass die AfD wieder dahin kommt, wo sie hingehört, nämlich an den politischen Rand.“
![AfD-Geschäftsführer Bernd Baumann (links) und CDU-Politiker Philipp Amthor waren bei Sandra Maischberger zu Gast. (Bild: WDR/Oliver Ziebe)](https://static.ksta.de/__images/2025/02/13/ec637e74-5294-4006-8726-318e7de65ff8.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=5ba5b7ea57cebed0f051a791c619fdf4)
AfD-Geschäftsführer Bernd Baumann (links) und CDU-Politiker Philipp Amthor waren bei Sandra Maischberger zu Gast. (Bild: WDR/Oliver Ziebe)
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„Die aktuellen Probleme unserer jüdischen Mitbürger auf den Straßen sind ja gerade die Folge der Massenmigration, die wir nicht eingegrenzt haben“, antwortet Baumann. „Ohne die AfD ändert sich nichts, nichts für jüdisches Leben, nichts gegen Parallelgesellschaften, nichts an diesen wahnsinnigen Kriminalitätsraten. Wer seine Stimme abgeben und die Probleme lösen will, kann nur die AfD wählen.“
Da ist Philipp Amthor ganz anderer Meinung: „Sie würden uns isolieren in der Europäischen Union, Sie würden uns isolieren in der Außenpolitik, Sie würden dazu führen, dass Ihre Politik für einen Abstieg für Deutschland sorgt, und zwar wirtschaftlich und moralisch. Und dem treten wir entgegen.“ Allerdings seien da in einzelnen Punkten schon Überschneidungen zwischen AfD und Union, gibt Amthor zu. Aber in der Grundsubstanz habe die AfD als Partei eine andere Zielrichtung als die Union.
Philipp Amthor kontert AfD-Boss: „Jedenfalls lieber als mit Ihnen“
Zum Beispiel in der Wirtschaftspolitik. Da will die AfD den Euro reformieren, einige sprechen sogar davon, dass sie ihn abschaffen und die D-Mark wieder einführen wollen. Baumann will das nicht. Er kann sich vorstellen, die D-Mark als Parallelwerbung zum Euro wieder einzuführen oder eine Eurowährung für reiche Länder und eine weitere für ärmere Länder zu schaffen. „Eine absurde Idee“, findet Amthor. „Ich kenne niemanden, der von Ihren Plänen glaubt, dass sie für die Volkswirtschaft gut sind. Das wird den Wirtschaftsstandort Deutschland ruinieren. Wir sind stolz auf den europäischen Markt und auf den Euro.“
Gegen die Inflation könne nur volkswirtschaftliches Wachstum helfen, so Amthor. „Das haben Sie ja verhindert sechzehn Jahre lang“, gibt Baumann zurück. Amthor sieht als Schuldigen für die Wirtschaftskrise den amtierenden Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen. „Mit dem wollen sie ja koalieren“, wirft ihm Baumann vor. „Jedenfalls lieber als mit Ihnen“, gibt Amthor zurück.
Darüber ist jedoch für Baumann das letzte Wort noch nicht gesprochen. Einen Politikwechsel, wie die Union ihn wolle, könne es nur mit der AfD geben, sagt er. Und obwohl Amthor verspricht: „Wir sagen den Wählern, was sie bekommen: Mit Ihnen gibt es keine Koalition“, ist sich Baumann in einem Punkt ganz sicher: „Sie werden auf uns wieder zurückkommen.“ (tsch)