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„Bergretter“-Star Sebastian Ströbel im Interview„Ich bin ein großer Romantiker, ich glaube an die Liebe“

Lesezeit 6 Minuten
Ungewohnte Hauptrolle für „Bergretter“-Star Sebastian Ströbel: In der TV-Tragikomödie „Die Beste zum Schluss“ spielt er den Architekten Mads, der mit seiner besten Freundin und deren Kindern in einer glücklichen, platonischen Patchworkfamilie lebt.  (Bild: ARD Degeto Film/Wolfgang Ennenbach)

Ungewohnte Hauptrolle für „Bergretter“-Star Sebastian Ströbel: In der TV-Tragikomödie „Die Beste zum Schluss“ spielt er den Architekten Mads, der mit seiner besten Freundin und deren Kindern in einer glücklichen, platonischen Patchworkfamilie lebt. (Bild: ARD Degeto Film/Wolfgang Ennenbach)

„Bergretter“-Star Sebastian Ströbel gibt sich ungewohnt gefühlvoll: Er spricht darüber, welche Filme ihn zum Weinen bringen, was er durch die Geburt seiner Kinder über die Liebe gelernt hat und warum er keine Bucket-List hat.

Im Gegensatz zu seinem Alter Ego Mads in „Die Beste zum Schluss“ hat Sebastian Stroebel die Liebe längst gefunden. Mit seiner Frau und den vier Töchtern lebt er in Hamburg. Die Liebe hält seit 25 Jahren. „Ich glaube, das Wichtigste ist der Wille, dass man das zusammen hinbekommt“, so der Schauspieler. „Das zweite ist, dass man kommuniziert.“ (Bild: 2022 Getty Images/Marc Conzelmann)

Im Gegensatz zu seinem Alter Ego Mads in „Die Beste zum Schluss“ hat Sebastian Stroebel die Liebe längst gefunden. Mit seiner Frau und den vier Töchtern lebt er in Hamburg. Die Liebe hält seit 25 Jahren. „Ich glaube, das Wichtigste ist der Wille, dass man das zusammen hinbekommt“, so der Schauspieler. „Das zweite ist, dass man kommuniziert.“ (Bild: 2022 Getty Images/Marc Conzelmann)

Schauspieler Sebastian Ströbel ist schon fast wieder auf dem Sprung: Von Anfang Februar bis Oktober wird in Ramsau am Dachstein eine weitere Staffel der ZDF-Serie „Die Bergretter“ gedreht. „Ich kann den Schnee schon riechen“, lacht er. Zwischendurch, ab April, will 48-Jährige in Grönland seine „Terra X“-Doku für das ZDF beenden. Doch erst einmal geht sein aktuelles Herzensprojekt auf Sendung: „Die Beste zum Schluss“ (Freitag, 7. Februar, 20.15 Uhr, im Ersten). Eine Tragikomödie mit liebenswert schrulligen Charakteren, einem Hauch Melancholie und lässigem Humor. Der dänische Bestsellerautor Michel Birbaek schrieb nicht nur die lakonische Romanvorlage, sondern auch das Drehbuch zum Film. Sebastian Ströbel verkörpert Mads, der nach dem Tod seiner großen Liebe mit seiner Sandkastenliebe René und ihren Kindern eine herrliche Chaos-WG gründet. - Echte Freundschaft zwischen Mann und Frau? Für Sebastian Ströbel eine Selbstverständlichkeit, wie er im Interview klarmacht. Außerdem verrät der vierfache Vater, warum er Angst hatte, sein zweites Kind nicht so sehr lieben zu können, wie das erste, und was auf seinem Grabstein stehen könnte.

teleschau: Die Beste zum Schluss“ ist, wie viele Geschichten von Michel Birbaek, zum Lachen und Weinen. Wann haben Sie zuletzt bei einem Film Tränen vergossen?

Sebastian Ströbel: Mir ist das zuletzt passiert bei „Manchester by the Sea“ (d. Red.: Ein Familiendrama von Kenneth Lonergan). Oder auch bei „Il Postino“. Es gibt immer wieder Filme und Bücher, die mich sehr berühren. Auch der Roman zu „Die Beste zum Schluss“ hat mich sehr gerührt. Ich mag Michels Bücher sehr ...

„Das Projekt stand von Anfang an unter einem guten Stern“

TV-Erfolg, Familienglück... Sebastian Ströbel ist sich bewusst, dass beides keine Selbstverständlichkeit ist. Im Interview gibt er sich nachdenklich. „Je mehr man im Leben zu verlieren hat, desto mehr riskiert man auch.“ (Bild: 2022 Getty Images for LEGO Summer Birthday Bash/Marc Conzelmann)

TV-Erfolg, Familienglück... Sebastian Ströbel ist sich bewusst, dass beides keine Selbstverständlichkeit ist. Im Interview gibt er sich nachdenklich. „Je mehr man im Leben zu verlieren hat, desto mehr riskiert man auch.“ (Bild: 2022 Getty Images for LEGO Summer Birthday Bash/Marc Conzelmann)

teleschau: Die Bücher von Bestsellerautor Michel Birbaek. Wie haben Sie ihn erlebt?

Ströbel: Ich kenne Michel schon seit 14 Jahren, wir sind befreundet. Die Art wie Michel Figuren beschreibt, ist nicht besonders deutsch. Sein Humor ist immer eine kleine Spur anders. Das mag daran liegen, dass er Däne ist. Er führt die Figuren immer mit einer unglaublichen Ironie, aber es fließt immer auch Trauer ein. Hierzulande mag man es oft nicht so gerne, wenn man Genres mischt. Auch bei der Thematik denkt man vielleicht nicht sofort an eine Komödie. Markus Sehr ist ein toller Regisseur und Mensch. Da haben sich so viele tolle Sachen zusammengefügt. Das Projekt stand von Anfang an unter einem guten Stern. Ich glaube schon, dass man so was einem Film anmerkt. Auch wie die Stimmung am Set ist.

teleschau: Wie haben Sie Michel kennengelernt?

Ströbel: Er hat einige Folgen der RTL-Serie „Countdown“ geschrieben, in der ich mitgespielt habe. Damals haben wir uns öfter in Köln gesehen und angefreundet. Deshalb war ich umso glücklicher, dass ich für ihn die Rolle des Mads verwirklichen konnte.

Die Liebe fürs Leben? - „Das Wichtigste ist der Wille, dass man das zusammen hinbekommt“

Was für ein Zufall! Nachdem sie sich jahrzehntelang nicht mehr gesehen haben, laufen sich der trauernde Mads (Sebastian Ströbel) und seine Sandkastenfreundin René (Franziska Wulf) über den Weg. Schnell ist die alte - platonische - Liebe zwischen ihnen wieder da. Der Beginn einer erfolgreichen Patchwork-Geschichte.   (Bild: ARD Degeto Film/Wolfgang Ennenbach)

Was für ein Zufall! Nachdem sie sich jahrzehntelang nicht mehr gesehen haben, laufen sich der trauernde Mads (Sebastian Ströbel) und seine Sandkastenfreundin René (Franziska Wulf) über den Weg. Schnell ist die alte - platonische - Liebe zwischen ihnen wieder da. Der Beginn einer erfolgreichen Patchwork-Geschichte. (Bild: ARD Degeto Film/Wolfgang Ennenbach)

Auf der Kostümparty seines Architekturbüros lernt Mads (Sebastian Ströbel) die „Nonne“ Eva (Marie Burchard) kennen. Sie finden sich auf Anhieb sympathisch - den Rest erledigt Kupplerin René, Mads' beste Freundin.  (Bild: ARD Degeto Film/Wolfgang Ennenbach)

Auf der Kostümparty seines Architekturbüros lernt Mads (Sebastian Ströbel) die „Nonne“ Eva (Marie Burchard) kennen. Sie finden sich auf Anhieb sympathisch - den Rest erledigt Kupplerin René, Mads' beste Freundin. (Bild: ARD Degeto Film/Wolfgang Ennenbach)

teleschau: Im Film geht es um Patchwork-Familienglück, Schicksalsschläge - vor allem aber um die Freundschaft zwischen Ihrer Figur Mads und seiner Sandkastenliebe René. Und auch um die Frage: Gibt es echte Freundschaft zwischen Mann und Frau? Viele bezweifeln das. Was sagen Sie?

Ströbel: Na klar, es gibt echte Freundschaft zwischen Mann und Frau. Ich mag Filme mit kleinen Botschaften und das ist eine davon. Ich habe viele Kolleginnen, die mittlerweile gute Freundinnen sind. Und ich kenne das auch schon immer so. Was der Film noch zeigt: Es gibt keinen richtigen und keinen falschen Weg im Leben. Und dass man nie die Hoffnung aufgeben soll, es kann sich immer etwas ändern im Leben.

Schon nach ihrer ersten Nacht mit Mads (Sebastian Ströbel) wird Eva (Marie Burchard) mit seiner Patchwork-Situation konfrontiert. Dazu gehört auch, dass plötzlich Lola (Thurid Charlotte Funck), die Tochter von Mads' bester Freundin René, zu ihnen ins Bett krabbelt. (Bild: ARD Degeto Film/Wolfgang Ennenbach)

Schon nach ihrer ersten Nacht mit Mads (Sebastian Ströbel) wird Eva (Marie Burchard) mit seiner Patchwork-Situation konfrontiert. Dazu gehört auch, dass plötzlich Lola (Thurid Charlotte Funck), die Tochter von Mads' bester Freundin René, zu ihnen ins Bett krabbelt. (Bild: ARD Degeto Film/Wolfgang Ennenbach)

teleschau: Zum Beispiel, dass man unverhofft die große Liebe findet. Sie sind mit Ihrer Frau seit 25 Jahren zusammen. Was macht eine gute Beziehung zu einer fürs ganze Leben?

Ströbel: Ich glaube, das Wichtigste ist der Wille, dass man das zusammen hinbekommt. Dass man sich „committed“. Und dafür muss man auch mit sich selbst im Lot sein. Das Zweite ist, dass man kommuniziert. Dass man redet, dass man den anderen mitnimmt. Auch wenn man vielleicht tausend verschiedene Sachen zu tun hat im Beruf, im Leben, in der Erziehung - dass man sich trotzdem immer wieder einen Raum schafft, wo man sich trifft. Dass man sich in Erinnerung ruft, was einen verbindet. Dann kann man wieder woanders hingehen. Aber diese Kraft, diese Basis braucht es, glaube ich. All das muss von beiden kommen. Deshalb ist das auch so ein wahnsinniges Glücksspiel.

„Liebe hat man unendlich“

Mads (Sebastian Ströbel, hinten Mitte) hat sein Patchworkglück gefunden: In Eva (Marie Burchard, hinten links) ist er verliebt, seine beste Freundin René (Franziska Wulf) und ihre Kinder Oscar (Thias Dertinger) und Lola (Thurid Charlotte Funck) sind für ihn ebenfalls Familie. Doch kann dieses Konstrukt  halten?   (Bild: ARD Degeto Film/Wolfgang Ennenbach)

Mads (Sebastian Ströbel, hinten Mitte) hat sein Patchworkglück gefunden: In Eva (Marie Burchard, hinten links) ist er verliebt, seine beste Freundin René (Franziska Wulf) und ihre Kinder Oscar (Thias Dertinger) und Lola (Thurid Charlotte Funck) sind für ihn ebenfalls Familie. Doch kann dieses Konstrukt halten? (Bild: ARD Degeto Film/Wolfgang Ennenbach)

teleschau: Sind Sie ein Romantiker?

Sebastian Ströbel ist von „Die Beste zum Schluss“ begeistert. „Auch der Roman hat mich sehr gerührt“, erklärt er im Interview. Mit dem dänischen Autor Michel Birbaek - einem Dänen, der 15 Jahre als Musiker tourte und u.a. Gagschreiber für Harald Schmidt war - ist er befreundet. (Bild: 2022 Getty Images/Marc Conzelmann)

Sebastian Ströbel ist von „Die Beste zum Schluss“ begeistert. „Auch der Roman hat mich sehr gerührt“, erklärt er im Interview. Mit dem dänischen Autor Michel Birbaek - einem Dänen, der 15 Jahre als Musiker tourte und u.a. Gagschreiber für Harald Schmidt war - ist er befreundet. (Bild: 2022 Getty Images/Marc Conzelmann)

Ströbel: Ja, ich bin ein großer Romantiker. Ich glaube an die Liebe. Und ich glaube an die Kraft der Vergebung. Auch wenn ich kein gläubiger Mensch bin, finde ich das in der heutigen Zeit umso wichtiger. Liebe ist etwas, das ich auch durch die Geburt meiner Kinder gelernt habe. Das kennen vielleicht viele, gerade wenn man ein Kind hat und das zweite ist unterwegs: Ich hatte Angst, das zweite Kind nicht so lieben zu können, wie das erste. Weil man sich nicht vorstellen kann, dass man noch mal ein Geschöpf so sehr lieben kann. Und dann kam unser zweites Kind, und ich habe festgestellt: Liebe hat man unendlich. Das ist nichts, was man in Gramm und Kilo messen kann. Man kann sie an unendlich viele Menschen geben. Liebe ist nicht begrenzt. Das war für mich eine total schöne Erkenntnis.

„Je mehr man im Leben zu verlieren hat, desto mehr riskiert man auch“

teleschau: Im Film wirft eine schreckliche Diagnose alle Pläne über den Haufen, und plötzlich ist der Tod ganz nah. Sie haben in einem Interview erwähnt, dass Sie in Ihrem Umfeld schon einige solcher Wendepunkte miterlebt haben. Wie hat das Ihre Einstellung zum Leben verändert?

Ströbel: Sehr! Je mehr man im Leben zu verlieren hat - was auch zum Beispiel Kinder angeht -, desto mehr riskiert man auch. Man weiß, irgendwann wird der Sensenmann bei uns anklopfen und dann geht es darum: Wie hat man gelebt? Wenn mir Freunde von ihren Wünschen oder Träumen erzählen, sage ich immer: „Schieb das nicht auf die lange Bank!“ Ich versuche, alles mitzunehmen, alles zu genießen. Auch mit meiner Familie. Ich habe keine Bucket-List. Denn letztendlich ist das Quatsch, man kann nicht alles planen. Deshalb sollte man mit sich im Reinen sein.

teleschau: Wie möchten Sie zurückblicken?

Ströbel: Bei einem russischen Schriftsteller habe ich einen Satz gelesen, der auch auf Grabsteinen steht. Den könnte ich mir bei mir auch sehr gut vorstellen: „Ich wurde geliebt. Und ich habe geliebt.“ Das hat mich so getroffen, als ich das gelesen habe, dass ich dachte: Wie kann man das Leben in zwei kurzen Sätzen so treffend beschreiben?! Mehr braucht man nicht. (tsch)