Eigentlich sollen sogenannte „Cannabis Social Clubs“ hierzulande nicht wirtschaftlich sein. Eine ARD-Reportage zeigt, durch welchen Trick die Anbauvereine trotzdem zur wahren Goldgrube werden können.
Cannabis-Clubs dürfen keinen Profit machen - TV-Doku zeigt, wieso sie dennoch „Cash Cows“ sind
Seit dem 1. April 2024 darf jeder Erwachsene hierzulande - unter bestimmten Bedingungen - Gras rauchen, besitzen und anbauen. Möglich ist dies unter anderem durch Vereine, die den kollektiven Anbau organisieren. Im Juli vergangenen Jahres wurde die deutschlandweit erste Genehmigung an einen sogenannten „Cannabis Social Club“ übergeben - den CSC Ganderkesee. Die „Y-Kollektiv“-Reportage „Grünes Gold: Inside Cannabis-Clubs“ begleitete das Team bei der ersten Cannabis-Ernte und -Ausgabe in der niedersächsischen Gemeinde.
Das High-Tech-Gewächshaus, in dem die Pflanzen angebaut werden, darf das ARD-Kamerateam nur von innen filmen. Der Standort soll geheim bleiben; zu groß ist die Angst vor Einbruch und Diebstahl. „Das ist schon auf jeden Fall so im fünfstelligen Bereich, auch nicht im unteren fünfstelligen Bereich“, verrät Daniel, der Gründer des Clubs, als es um den Wert der Ernte geht. „Wir sind am Ende froh, wenn wir eine dicke fette Null in den Büchern stehen haben. Dann haben wir unser Ziel erreicht.“
„Das ist ein ganz normales profitables Geschäft, Gott sei Dank“
Die Mitglieder zahlen regelmäßig einen Beitrag - und bekommen dafür die Ernte. Jeweils 50 Gramm Cannabis darf monatlich maximal an jedes Mitglied ausgehändigt werden. Gewinn sollen die Clubs damit nicht machen. Eigentlich. Aber: „Wo Cannabis ist, da ist Geld“, stellt die „Y-Kollektiv“-Reporterin Selma Badawi fest.
Eine Juristin namens Olivia erklärt im Film, wie sich die Cannabis Social Clubs auch finanziell lohnen können: „Die Anbaugemeinschaft selber ist nicht wirtschaftlich und hat keine Profite. Was ansonsten noch für Unternehmen daneben geschaltet sind, als Drittleistungsgesellschaften - sei es eine Security-Firma, sei es eine Transport-Firma, sei es eine Verpachtung - hat mit der Anbauvereinigung nichts zu tun“, sagt sie. Es sei „gar nichts verkehrt“ daran, wenn Mitglieder der Clubs „zufällig so ein Unternehmen haben oder gewollt so ein Unternehmen gründen, um es der Anbauvereinigung anzubieten“.
Die Anwältin räumt ein: „Am Ende des Tages ist es für die Drittleistungsgesellschaften eine Cash Cow. Das ist ein ganz normales profitables Geschäft, Gott sei Dank.“ Andernfalls „würde das hier keiner machen und der Schwarzmarkt würde sich weiter die Hände reiben“.
Cannabis Social Club wird eröffnet: Seniorin „könnte weinen vor Freude“
Ob durch die Anbau-Clubs tatsächlich der Schwarzmarkt geschwächt wird, ist bislang nicht belegbar. Als in Ganderkesee offiziell die Abgabestelle eröffnet wird, spricht Gründer Daniel dennoch von einem „historischen Tag“. Zahlreiche Mitglieder des Vereins sind erschienen, viele von ihnen zeigen sich vor der Kamera überglücklich - so auch Seniorin Gisela, die als zweite Person in ganz Deutschland Gras durch eine Mitgliedschaft in einem Social Cannabis Club erhält.
„Ich könnte weinen vor Freude, weil ich immer gesagt habe, ich glaube, das erlebe ich nicht mehr“, erklärt Gisela freudestrahlend. „Dass ich das noch erleben darf! Und es freut mich auch für die Jugend, dass sie nicht irgendwo auf dem Schwarzmarkt kaufen müssen, wenn sie was probieren wollen.“ Bei den anderen Mitgliedern handle es sich ihrer Einschätzung nach nur um „gestandene Leute“: „Es liegt keiner in der Ecke, wie man es sich oft vorstellt.“ (tsch)