Ein Vorstoß des Allianz-Chefs hat eine breite Debatte über die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ausgelöst. Nun meldete sich der „Die Höhle der Löwen“-Star Carsten Maschmeyer zu Wort. Vor der Wiedereinführung des Karenztags warnt der Unternehmer mit Nachdruck.
Carsten Maschmeyer schaltet sich in Karenztag-Debatte ein„Krank sein darf niemals bestraft werden!“
Sollen Beschäftigte in Deutschland am ersten Krankheitstag künftig keinen Lohn mehr beziehen? Mit seinem Vorstoß zur Wiedereinführung des Karenztages hat Allianz-Chef Oliver Bäte eine breite Debatte angestoßen. Zustimmung für den Vorschlag gab es in Teilen von Wirtschaft, Politik und Forschung. Scharfe Kritik kam vor allem aus den Gewerkschaften. Aber längst nicht nur.
Nun hat sich der Unternehmer Carsten Maschmeyer mit deutlichen Worten in die Kontroverse eingeschaltet. „Krank sein darf niemals bestraft werden!“, schreibt der Star-Investor aus der VOX-Sendung „Die Höhle der Löwen“ bei Instagram: „Und schon gar nicht in Form von Lohnkürzungen.“
Karenztag-Vorschlag „verkennt die Lebensrealität vieler Menschen“
Der 65-Jährige wendet sich in seinem Post direkt an Allianz-Chef Bäte, der vom „Handelsblatt“ mit der Aussage zitiert worden war: „Ich schlage vor, den Karenztag wieder einzuführen. Damit würden die Arbeitnehmer die Kosten für den ersten Krankheitstag selbst tragen.“
Maschmeyer hält dagegen: „Lieber Oli Bäte, haben Sie einmal darüber nachgedacht, was das in der Praxis bedeutet? Mehr Ansteckungen, längere Krankheitsverläufe, sinkende Produktivität.“ Offenbar ist der Finanzunternehmer überzeugt, dass eine solche Regelung zu mehr „Präsentismus“ führen würde, also Beschäftigten, die trotz Erkrankung ihre Arbeitsstelle aufsuchen.
„Ja, die hohen Krankenstände in Deutschland sind nicht zu ignorieren“, räumt Maschmeyer ein. Aber zu glauben, dass ein Karenztag keine sozialen Probleme auslöse, verkenne „die Lebensrealität vieler Menschen“. Speziell für Angestellte im Niedriglohnsektor oder mit befristeten Verträgen könne ein unvergüteter Krankheitstag bedeuten, „dass die nächste Miete nicht bezahlt wird“.
Ein Beitrag geteilt von Carsten Maschmeyer (@maschmeyer)
Maschmeyer: „Stress ist oft der erste Schritt Richtung Krankheit“
Um den hohen Krankenstand im Land in den Griff zu bekommen, schlägt Maschmeyer bei Instagram andere Maßnahmen vor. „Wie wäre es mit einer Offensive für betriebliche Gesundheitsförderung? Zuschüsse für Fitnessprogramme, regelmäßige Gesundheits-Check-ups oder Arbeitsplatzoptimierungen - alles besser als Karenztage.“ Auch flexible Arbeitszeitmodelle könnten nach seiner Ansicht einen Beitrag leisten: „Stress ist nämlich oft der erste Schritt Richtung Krankheit.“
Eindringlich warnt Maschmeyer zuletzt davor, eine Kultur des Misstrauens gegenüber Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu etablieren: „Wenn wir hier anfangen, auf kranke Mitarbeiter zu zeigen, schaffen wir nur eines: eine kränkelnde Arbeitswelt.“
Gemischte Reaktionen
Damit argumentiert Carsten Maschmeyer ähnlich wie führende deutsche Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter. IG-Metall-Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban etwa sagte: „Wer Karenztage aus der Mottenkiste holt, greift die soziale Sicherheit an und fördert verschleppte Krankheiten“. Die deutsche Wirtschaft gesunde „nicht mit kranken Beschäftigten, sondern im Gegenteil mit besseren Arbeitsbedingungen“.
Dem Vorschlag aufgeschlossen zeigte sich unter anderem Mercedes-Chef Ola Källenius. Gegenüber „Bild“ sagte der CEO: „Der hohe Krankenstand ist ein Problem für die Unternehmen. Wenn unter gleichen Produktionsbedingungen der Krankenstand in Deutschland teils doppelt so hoch ist wie im europäischen Ausland, hat das wirtschaftliche Folgen.“ (tsch)