„Ich bin heiß drauf“, hat Philip richtig Bock auf „Das perfekte Dinner“. In seiner Studenten-WG will der Sozialpolitik-Student seinen noch unbekannten Gästen eine „Reise durch Vietnam“ bescheren, denn seine Eltern kommen von dort. Das Risiko, dass es nicht jedem schmecken könnte, geht er ein. Zu scharf, zu viel Koriander - Philip ist auf jede Kritik vorbereitet. Trotzdem: „Mir ist es schon sehr wichtig, dass das Essen authentisch ist.“ Beim Abschmecken der Schärfe entscheidet er: „Ich geh auf Risiko.“ Es gibt:

Vorspeise: Sommer in Hanoi - Garnele / Tofu / Fischsaucen-Dip / Hoisin-Erdnuss-Dip Hauptspeise: Baden in Saigon - Südvietnamesische Reisnudelsuppe Nachspeise: Kokostraum am Mekongdelta - Crème Caramel getoppt mit Kokosflocken

Wer ist wohl die Veganerin in der Runde? Es ist Zeynep (34), die sich auch gleich dafür entschuldigt: „Tut mir leid. Für diese Woche auf jeden Fall.“ Der Blick auf die Speisekarte freut sie: „Die vietnamesische Küche ist eine meiner Lieblingsküchen, weil die so viele vegane Optionen haben.“ Anders geht es Nico (39): „Mein Gericht wird das nicht sein. Es gibt nur zwei Sachen, die ich fast gar nicht mag: wenn zu viel Gemüse drin ist oder Reis.“

Vietnam-Reise mit Turbulenzen

Philip hofft auf Gäste, „die Bock haben ein bisschen zu schnacken“. Da hat er Glück: Zeynep, Nico, Charlotte (72) und Elena (31) sind gut drauf. Da fällt die anfängliche Anspannung schnell ab. „Ich mochte diesen Studenten-Charme in dieser Wohnung“, fühlt sich Zeynep gleich wohl. Ein Wein aus Ume-Frucht soll die Zungen lockern.

Mit seinen Sommerrollen hat Philip bei einem Studenten-Kochwettbewerb den ersten Platz belegt. Beim Servieren der Vorspeise bittet er die Gäste, die Augen zu schließen und sich nach Hanoi zu versetzen: „Willkommen in Vietnam! Ich hoffe, ihr habt einen schönen Aufenthalt hier.“ Nico lacht: „Ich muss erst mal was trinken auf die starken Turbulenzen.“ Charlotte gefällt die kleine Gedankenreise: „Das fand ich ganz toll, wie er das gemacht hat.“

Dann kickt bei Zeynep die Würze: „Boah, sind die scharf! Das kam unerwartet!“ Auch Nico verlangt nach Wasser: „Das ist ja nicht eine Schärfe, dass man sagt, das ist leicht scharf. Das ist schon ... das brennt halt.“ Philip entschuldigt sich: „Das ist für mich eine angenehme Schärfe, aber das ist halt super subjektiv.“

Die Pho „schmeckte wirklich nach gar nichts“

„Man denkt, es ist nicht sehr füllend, aber es ist überraschend stopfend“, begründet Philip die Wahl der Reisnudel-Suppe als Hauptgang. „Eine richtig gute Pho macht die Brühe aus. Je mehr Aromen die Brühe hat, desto besser schmeckt auch das gesamte Paket.“ Dafür kocht er Beinscheibe mit Gewürzen aus, für Zeynep eine Gemüsevariante. Nico findet eine Suppe als Hauptgang etwas dürftig und will wissen, ob wenigstens die Reisnudeln selbstgemacht sind. „Qualitativ ist es am besten, die zu kaufen“, meint Philip.

Die Gäste müssen nachsalzen. Viel nachsalzen. „Die schmeckte wirklich nach gar nichts“, bemängelt Charlotte. „Die Gewürze konnte man überhaupt nicht rausschmecken. Nichts davon.“ Nico stimmt zu: „Die war einfach Wasser aufgekocht.“ Nicht einmal die Fleischeinlage überzeugt: „Geschmacklich hat das nach nichts geschmeckt.“ Dann gesteht Philip, dass er vergessen hat, die Brühe zu salzen: „Ich war im Stress. Hat dann halt leider nicht so geil geschmeckt.“

Die Crème Caramel bereitet Philip mit Kokosmilch zu. Kurz hatte er überlegt, zwei Versionen zu machen. Dann kam er zu dem Schluss: „Wenn das vegane Dessert so geil ist, warum sich dann mit zwei Desserts gleichzeitig rumschlagen?“ Elena schmeckt wenigstens der Nachtisch: „Das hat er richtig, richtig gut gemeistert.“

„Philip als Gastgeber war sehr bemüht“, findet Charlotte. „Er ist nun nicht der begnadete Koch.“ Das Dinner ist ihr gerade mal fünf Punkte wert. Nico vergibt sogar nur drei. Insgesamt bekommt Philip immerhin noch 22 Punkte zusammen. (tsch)