Da gibt sich Philipp an Tag 3 von „Das perfekte Dinner“ (VOX) in Würzburg solche Mühe mit seinem regionalen Wildgulasch, kocht den Fonds selbst und lässt es stundenlang in Rotwein schmoren - und dann schmeckt seinen Gästen die Veggie-Alternative besser. Hauptzutat: fertig mariniertes Industrieprodukt.
„Das perfekte Dinner“Fertig-Vegansteak schlägt Philipps Wildschwein-Ragout
Rein biografisch hat Philipp (35) aus dem fränkischen Volkach bei Würzburg schon einige Höhen und Tiefen erlebt: So war der Vater zweier Kinder 14 Jahre lang verheiratet - bis er mit Pascal (35) seine zweite große Liebe und ein neues Leben fand. Mittlerweile ist der Lehrer für Englisch und Französisch glücklich in zweiter Ehe verheiratet und lebt ein augenscheinlich funktionierendes Patchwork, in dem er es sogar schafft, seine Kinder vor 19 Uhr zum Schlafengehen zu bewegen.
Was ihn die Beziehungs-Achterbahn emotional gekostet hat, verrät der adrette junge Mann bei „Das perfekte Dinner“ nicht: Eher schüchtern wirkend kichert er sich nervös durch die Vorbereitungen eines durch und durch regionalen Menüs. Steffi (49) und Manu (52) freuen sich: „Heute sind wir in der fränkischen Küche angekommen.“ Es gibt:
Vorspeise: Fränkische Weinsuppe mit Croûtons Hauptspeise: Wildschwein-Ragout mit Kürbis-Püree und gedünsteten Möhren Nachspeise: Kirschenmichel mit hausgemachter Vanillesoße
Rote Domina mit Weizenprotein
Für sein Menü bedient sich Philipp, der auch als Aushilfs-Kellner arbeitet, der Hauptdelikatesse der Region: Für die Weinsuppe verwendet er Silvaner. Das zerlegte Wildschwein, dessen Knochen er selbst zum Fonds auskocht, schmort mit viel Gemüse in einer roten „Domina“ - so der pikante Name einer heimischen Rebsorte. Etwas phantasieloser zeigt er sich bei der Alternative für Vegetarierin Saskia (25). „Besteht zu großem Teil aus Weizenprotein“, kommentiert er die fertig marinierten Vegan-Steaks aus der Plastikpackung, die er immerhin mit Zwiebeln, Karotten, ebenfalls „Domina“ und Kräutern zu einem Veggie-Gulasch verarbeitet.
Am Tisch passiert dann das Unvermeidliche: Das Wildschwein-Ragout stimmt für Julian (34) vor allem in der Proportion nicht: „Ein Viertel Fleisch, drei Viertel Soße - ich hätte es gerne andersherum.“ Chili-Fan Steffi wiederum ist das Kürbispüree zu basic: „Schmeckt halt nach Kürbispüree.“
Einigen können sich nach Kostproben jedoch alle auf das bereits industriell vorgewürzte und von Philipp mit Harissa abgeschmeckte Veggie-Gulasch (Philipp: „Gab keinen anderen Fleischersatz zu kaufen“) als bessere Option. „Hat einfach mehr Power“, so Manu, die glücklicherweise doch noch satt wird. Die Vorspeise empfand sie als überraschend klein portioniert: „Hab heute den ganzen Tag nur einen Riegel gegessen, da war das bisschen Suppe zu wenig.“ Laut Julian und Saskia auch „grieselig und nicht warm genug“ - was kann da das Menü noch rausreißen?
Na klar - das Dessert! Und zwar besonders die laut Manu „perfekte“ Vanillesoße zum Kirschenmichel: „Da darf's ein Löffelchen mehr sein.“ Bekommt sie, ist mengenmäßig nun zufrieden und vergibt mit den anderen insgesamt 30 Punkte an Philipp. Der sieht in seinem gelungenen Gericht mit Fertigprodukt jedoch nicht die Zukunft: „Würde ich privat nicht mehr kaufen.“ (tsch)