Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht über Taylor Swift berichtet wird. Dabei ist die Songschreiberin längst nicht mehr nur wegen ihrer Musik Thema, sondern auch wegen ihres politischen Einflusses. Die ARTE-Doku „Der Taylor-Swift-Effekt - Pop-Ikone und politische Hoffnungsträgerin“ beschreibt Swifts Weg zum Weltstar.
„Der Taylor-Swift-Effekt“Vom Country-Sternchen zur politischen Pop-Ikone
„I HATE TAYLOR SWIFT!“, schrieb jüngst Donald Trump, Ex-Präsident und aktueller Präsidentschaftskandidat der Republikaner, auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social. Kurz zuvor hatte sich der Popstar für die demokratische Kandidatin Kamala Harris ausgesprochen und ist damit bei den bevorstehenden US-Wahlen vielleicht so etwas wie das Zünglein an der Waage, gerade in ihrer Heimat, dem Swing-State Pennsylvania. Doch dass sich Taylor Swift überhaupt zum Wahlkampf äußern würde, war nicht immer selbstverständlich, wie die Dokumentation „Der Taylor-Swift-Effekt - Pop-Ikone und politische Hoffnungsträgerin“ (Freitag, 1. November, 21.45 Uhr, ARTE) zeigt.
Die Co-Produktion von ZDF und ARTE beleuchtet die Karriere der heute 34-Jährigen: vom Country-Erfolg als Teenagerin bis hin zur größten Welttournee eines Musikstars jemals. Dabei kommen frühere Wegbegleiter, Fans und Wissenschaftlerinnen zu Wort, auf der Suche nach dem IT-Faktor, dem gewissen Etwas, das Swifts kometenhaften Aufstieg erklärt.
Ds offene Geheimnis ihres Erfolgs
Und eigentlich ist die Erklärung schnell gefunden. Alle Interviewten sind sich darin einig - Taylors Talent ist das wahrlich sehr offene Geheimnis ihres Erfolgs. Auch Country-Sänger Pat Garrett stimmt dem zu. Er holte die junge Taylor mit gerade mal elf Jahren einst auf die Bühne, um in seiner Band zu singen. Ihr erster Musikproduzent Steve Migliore attestiert ihr darüber hinaus große Songwriter-Qualitäten. Sie könne wie keine zweite mit ihrer Musik Geschichten erzählen.
Nur wenige Jahre später zieht sie mit ihrer Familie nach Nashville, um sich in der Hauptstadt des Country zu beweisen. Was ihr mit Bravour gelingt. Von den Anfängen in Pennsylvania und Tennessee ist es dank sozialer Medien für „TayTay“ nur ein kleiner Sprung bis zum Weltruhm. Ihre Fangemeinde, die sogenannten „Swifties“ - mehr als die Hälfte aller Amerikaner, heißt es -, fühlt sich von ihren musikalischen Erzählungen mal getröstet, mal bestärkt. Auch der riskante Genre-Wechsel von Country zu Pop hat ihr in dieser Hinsicht nicht geschadet. Für die Fans ist sie immer noch lebensnah und gleichzeitig „bigger than life“, authentisch und doch in hohem Maß künstlich.
Komplizierte Geschichte mit Kanye West
Doch im Pop-Olymp angekommen, sind nicht auf einmal alle Widerstände wie weggefegt. Die Doku erinnert auch an das schwierige Verhältnis zu Rapper Kanye West (heute Trump-Unterstützer) über öffentliche Bloßstellungen und kontroverse Rap-Texte. Hier setzt der Film dann schließlich an, den Aufstieg der Musikerin auch als in vielerlei Hinsicht politische Emanzipation zu zeigen. Es geht um feministische Selbstermächtigung gegen Macker in der Musikindustrie, um ein politisches Bekenntnis gegen Country-Gepflogenheiten und letztlich um die Souveränität über das eigene künstlerische Schaffen.
Dass ihr das gelingt, überrascht im Nachgang natürlich niemanden, ob Musikkritiker, ehemalige Kunstlehrerin oder Konzertgängerinnen auf der Straße. Auch vor dem Bildschirm bekommt man den Eindruck, der Taylor-Swift-Effekt sei eigentlich ein Naturgesetz und genauso unbestechlich wie die Schwerkraft: Taylor Swift musste einfach erfolgreich werden. Dass dazu auch eine Menge Glück sowie Eltern gehörten, die das alles von Anfang an unterstützten, geht dagegen schon fast unter.
Nur aus dem „European Taylor Swift Research Network“ wird vereinzelt ein bisschen kritischer auf die Emanzipationserzählung geblickt. Damit soll nicht gesagt sein, es handele sich bei „Der Taylor-Swift-Effekt“ um einen Werbefilm. Wer dem Pop-Phänomen bisher nichts abgewinnen konnte und sich ein bisschen einen Reim darauf machen will, dem wird diese Doku helfen; vor allem, weil sie den Hype nachvollzieht. In knapp einer Stunde Laufzeit ist aber einfach zu wenig Platz, um der „Ära Taylor Swift“ auch nur im Ansatz gerecht zu werden. (tsch)