1981, Kalter Krieg, und die Welt steht vor dem atomaren Abgrund. Das ist nicht lustig. Und doch: Mit „Whiskey on the Rocks“ liefert der schwedische Erfolgsregisseur Björn Stein eine beißende Polit-Satire über den drohenden Atomkrieg. Exklusiv auf Disney+ ab 22. Januar.
Diplomatie auf SchwedischSo unterhaltsam kann der Kalte Krieg sein
Manch einer kann sich noch erinnern an die Schrecken des Kalten Krieges und weiß, bei dem Thema gab es eigentlich nicht viel zu lachen. Star-Autor Jonas Jonasson und Regisseur Björn Stein wagen da einen anderen Ansatz. Mit der Serie „Whiskey on the Rocks“ erzählen sie einen Fall von 1981 ganz neu, als ein russisches Atom-U-Boot unerlaubt in schwedische Gewässer eindringt.
Der Vorfall ist zwar zum einen Anlass für jede Menge Anspannung zwischen den Supermächten USA und Sowjetunion. Zum anderen bietet das Geschehen aber die perfekte Szenerie, damit Testosteron-geladene Politgrößen sich angockeln und dabei bloßstellen können. Für die Kooperationsproduktion von Disney+ und dem schwedischen Nationalsender STV wird so das im Weltgeschehen provinzielle Schweden zum Zentrum eines satirischen Polit-Thrillers, der zusammenführt, was zusammengehört: drohendes Armageddon und Gag-Salven.
Wallander-Star Rolf Lassgård als schwedischer Premier Thorbjörn Fälldin
Star der Serie ist der hierzulande vielen als Kommissar Kurt Wallander bekannte Rolf Lassgård. Er gibt den schwedischen Premierminister Thorbjörn Fälldin, dessen Jahre der geruhsamen Regentschaft in den frühen Morgenstunden des 28. Oktober 1981 ein jähes Ende finden. Ein sowjetisches Atom-U-Boot des Modells „Whiskey“ läuft auf einen Felsen auf und muss im militärischen Sperrgebiet vor Schwedens Küste auftauchen. Plötzlich stecken Fälldin und seine Regierung mitten drin in der politischen Krise.
Denn nicht nur die Schweden, auch die USA sehen das als Provokation. Nun muss Fälldin den Frieden zwischen den beiden Supermächten in Gestalt der Zankäpfel Ronald Reagan (Mark Noble) und Leonid Breschnew (Kęstutis Stasys Jakštas) sichern und dabei seine Neutralität bewahren. Keine einfache Aufgabe für den schwedischen Premier. Als ehemaliger Schafhirte und Kleinbauer sind ihm die Gepflogenheiten auf dem internationalen Parkett fremd, und mit der Englischen Sprache hat er es sowieso nicht. Wenn alles Reden nichts mehr hilft, bleibt ihm als Machtdemonstration nur noch der undiplomatische Schlag in die Magengrube ...
„Whiskey on the Rocks“ zeigt weltpolitische Witzfiguren in Hochglanz-Thriller
Doch das Rezept hat mehr in petto als unbeholfene Politikergestalten und ruchlose Machtmenschen. Björn Stein legt auch Wert auf Optik und Erzählkunst. „Die wahre Geschichte hinter 'Whiskey on the Rocks' ist sowohl dramatisch als auch absurd“, sagt der Regisseur und schwärmt von einer „visuellen und spannenden Darstellung, wie man es in Komödien selten sieht“. Und es stimmt, „Whiskey on the Rocks“ funktioniert schon auch als Thriller und ist optisch ein richtiger Hingucker. Die Serie nimmt sich im Namen des Lachers viele Freiheiten, doch die Tatsache, dass die Geschichte einen wahren Kern hat, macht sie dramatisch. Die Produktion zeigt wieder mal, das Made in Sweden ein echtes Qualitätssiegel für spannende TV-Fiction ist.
Das mag wenig überraschen, ist doch das Team hinter der neuen Serie in weiten Teilen dasselbe wie bei der Oscar-nominierten Jonas Jansson-Verfilmung „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“. Man weiß, was das internationale Publikum sehen will. Und trotzdem ist vieles typisch Schwedisch, allem voran der Humor: Schräg, kindisch, mit Hang zur großen Geste und oft unter der Gürtellinie. Wer an so etwas seine Freude hat, wird mit „Whiskey on the Rocks“ bestens bedient.
„Whiskey on the Rocks“ feiert am 22. Januar mit allen sechs Episoden auf Disney+ Premiere. (tsch)