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Ein Netflix-Hit geht in die zweite RundeDas sind die Streaming-Tipps der Woche

Lesezeit 6 Minuten
Nur sechs Netflix-Serien waren in den ersten 91 Tagen nach Start erfolgreicher als „The Night Agent“. Am 23. Januar kehrt der Thrillerhit zurück. Nach der erfolgreichen Rettungsmission der US-Präsidentin ist Peter Sutherland (Gabriel Basso) zum Night Agent aufgestiegen.  (Bild: Netflix / Christopher Saunders)

Nur sechs Netflix-Serien waren in den ersten 91 Tagen nach Start erfolgreicher als „The Night Agent“. Am 23. Januar kehrt der Thrillerhit zurück. Nach der erfolgreichen Rettungsmission der US-Präsidentin ist Peter Sutherland (Gabriel Basso) zum Night Agent aufgestiegen. (Bild: Netflix / Christopher Saunders)

Netflix setzt mit „The Night Agent“ seine erfolgreichste Serie des Jahres 2023 fort, Apple TV+ erzählt „Severance“ mit einer zweiten Staffel weiter. Welche Streaming-Highlights die kommende Woche noch bereithält, verrät die Übersicht.

Es wird viel gerätselt, was man heutzutage tun muss, um einen echten Serienhit zu landen. Manche sagen, man müsse etwas extrem Ungewöhnliches machen, um das mit Stoffen überversorgte Publikum zu schocken und zu faszinieren: so etwas wie die erste Staffel von „Squid Game“ oder die schwer erträgliche Stalker-Geschichte „Rentierbaby“. Doch dann läuft eine Serie, die man glaubt, schon tausendmal gesehen zu haben - kein Spektakel eigentlich, und doch wird so etwas aus dem Stand zum Megahit. In diese Kategorie gehörte 2023 „The Night Agent“ von „The Shield“-Schöpfer Shawn Ryan. Nun kehrt die erfolgreichste Netflix-Serie des Jahres 2023 mit einer zweiten Staffel zurück. Was Netflix, Disney+ und Co. in den nächsten Tagen noch zu bieten haben, erfahren Sie in der Übersicht.

„The Night Agent“ - Netflix

„The Office“ trifft auf George Orwell: Die Work-Life-Horrorserie „Severance“ bietet finsteren Humor, brillant komische Ideen und Mystery-Rätselspaß. Ab 17. Januar stehen bei Apple TV+ neue Episoden des Kritikerlieblings bereit. Laut Apple erwartet Mark (Adam Scott) und sein Team darin „ein dramatischer Sog voller Geheimnisse“. (Bild: Apple )

„The Office“ trifft auf George Orwell: Die Work-Life-Horrorserie „Severance“ bietet finsteren Humor, brillant komische Ideen und Mystery-Rätselspaß. Ab 17. Januar stehen bei Apple TV+ neue Episoden des Kritikerlieblings bereit. Laut Apple erwartet Mark (Adam Scott) und sein Team darin „ein dramatischer Sog voller Geheimnisse“. (Bild: Apple )

Die erste Staffel von „The Night Agent“ von „The Shield“-Schöpfer Shawn Ryan erzählt von FBI-Agent Peter Sutherland (Gabriel Basso), der nach einem öffentlichkeitswirksamen Fehler quasi zur Strafe im Keller des Weißen Hauses sitzt. Dort wartet er aufs Klingeln eines Notfall-Telefons, das vermutlich nie kommen wird. Das „Warten auf Godot“-Szenario löst sich allerdings schnell auf, denn das Telefon klingelt selbstredend und Zielperson Rose Larkin (Luciane Buchanan), der zahlreiche Häscher nach dem Leben trachten, muss von Peter beschützt werden. Weil die wendungs- und actionreiche Serie „The Night Agent“ so erfolgreich war, wurde schnell eine zweite - und mittlerweile dritte - Staffel bestellt. Die zehn Folgen von Runde zwei veröffentlicht Netflix am Donnerstag, 23. Januar.

Peter, der sich in Staffel eins auf höchster Personenschutz-Ebene bewähren konnte, hat nun die Möglichkeit, zum echten „Night Agent“ zu werden. Zu Beginn von Staffel zwei arbeitet er eng mit Alice (Brittany Snow) in Bangkok zusammen. Derweil ist Rose an die amerikanische Westküste gezogen, wo sie für ein KI-Start-up geniale Programme zur Personenerkennung schreibt. Wie man sich denken kann, könnte Roses Expertise in Staffel zwei der Agentenhatz von Vorteil sein. Auch in zehn neuen Episoden werden Peter und Rose, die sich - Achtung: durchschaubarer Spoiler - natürlich wiedersehen, von einer gefährlichen Situation in die nächste geraten. Staffel eins punktete mit einem sympathischen Star, dem Gefühl einer ständigen Gefahr, maximal undurchsichtigem Personal und Actionszenen der alten Schule, Staffel zwei bietet nun mehr davon.

„Severance“ - Apple TV+

Am 28. Oktober 1981 ist es für den schwedischen Premier Thorbjörn Fälldin (Rolf Lassgård) in „Whiskey on the Rocks“ erst einmal vorbei mit der Ruhe.  (Bild: STV/Disney+)

Am 28. Oktober 1981 ist es für den schwedischen Premier Thorbjörn Fälldin (Rolf Lassgård) in „Whiskey on the Rocks“ erst einmal vorbei mit der Ruhe. (Bild: STV/Disney+)

Viele Mysteryserien sind rätselhaft, aber leider auch ziemlich einfältig. Ganz anders die von Dan Erickson erdachte und von Hollywoodstar Ben Stiller als Regisseur in visionäre Bilder überführte Serie „Severance“. Der mittlerweile vielfach preisgekrönte Neunteiler (seit Februar 2022 bei Apple TV+) erzählt in Staffel eins von Witwer Mark Scout (Adam Scott), der einen obskuren Bildschirm-Job beim mysteriösen Großkonzern Lumon Industries ausübt. Das Besondere an Marks Job und die gleichzeitig geniale Idee des Serienschöpfers: Dank eines Chip-Implantats im Gehirn wissen Mitarbeiter auf Lumons „severed floor“ nichts über ihr Ich außerhalb des Unternehmens - und umgekehrt. Staffel eins der anfangs gewöhnungsbedürftigen, aber unbedingt empfehlenswerten Serie endete auf einem großartigen, aber für die Fans gemeinen Cliffhanger. Fast drei Jahre später kommt nun eine Auflösung in Form von Staffel zwei. Zehn neue „Severance“-Folgen zeigt Apple TV+ ab Freitag, 17. Januar, im Wochenrhythmus.

Nach Staffel eins sind viele Fragen offen: Welches Ziel verfolgt Lumon mit den Mitarbeitern im Severance-Modus? Was steckt hinter den absurden Jobs und Prozeduren im Unternehmen? Und natürlich: Werden die Serienfiguren die Geheimnisse ihrer geteilten Existenz erfahren und akzeptieren können? Das gesamte Personal der ersten Staffel kehrt nun zurück. Was in Staffel zwei passiert, darüber sollte aus Spoiler-Gründen nicht viel verraten werden. Vielleicht nur, dass es durchaus von Vorteil wäre, noch einmal die durchaus komplexe letzte Episode der ersten Staffel zu schauen.

„Whiskey on the Rocks“ - Disney+

1981, Kalter Krieg, und die Welt steht vor dem atomaren Abgrund. Das ist nicht lustig. Star-Autor Jonas Jonasson und Regisseur Björn Stein wagen dennoch einen satirischen Ansatz. Mit der Serie „Whiskey on the Rocks“ (sechs Episoden, ab 22. Januar, Disney+) erzählen sie einen Fall von 1981 ganz neu, als ein russisches Atom-U-Boot unerlaubt in schwedische Gewässer eindringt. Der Vorfall ist zwar zum einen Anlass für jede Menge Anspannung zwischen den Supermächten USA und Sowjetunion. Zum anderen bietet das Geschehen aber die perfekte Szenerie, damit Testosteron-geladene Politgrößen sich angockeln und dabei bloßstellen können. Für die Kooperationsproduktion von Disney+ und dem schwedischen Nationalsender STV wird so das im Weltgeschehen provinzielle Schweden zum Zentrum eines schwarzhumorigen Polit-Thrillers, der zusammenführt, was zusammengehört: drohendes Armageddon und Gag-Salven.

Star der Serie ist der hierzulande vielen als Kommissar Kurt Wallander bekannte Rolf Lassgård. Er gibt den schwedischen Premierminister Thorbjörn Fälldin, dessen Jahre der geruhsamen Regentschaft in den frühen Morgenstunden des 28. Oktober 1981 ein jähes Ende finden. Ein sowjetisches Atom-U-Boot des Modells „Whiskey“ läuft auf einen Felsen auf und muss im militärischen Sperrgebiet vor Schwedens Küste auftauchen. Plötzlich stecken Fälldin und seine Regierung mitten drin in der politischen Krise. Denn nicht nur die Schweden, auch die USA sehen das als Provokation. Nun muss Fälldin den Frieden zwischen den beiden Supermächten in Gestalt der Zankäpfel Ronald Reagan (Mark Noble) und Leonid Breschnew (Kęstutis Stasys Jakštas) sichern und dabei seine Neutralität bewahren. Keine einfache Aufgabe...

„High Potential“ - Disney+

Wer die französische Erfolgsserie „HIP: Ermittlerin mit Mords-IQ“ mit Audrey Fleurot, von der es hierzulande mittlerweile vier Staffeln in der ARD-Mediathek gibt, schätzt, kann sie nun mit einem amerikanischen Remake vergleichen. Denn „High Potential“ (ab Donnerstag, 23. Janaur, Disney+, 13 Folgen) ist eine ziemlich exakte Kopie. In der US-Version spielt Kaitlin Olson die alleinerziehende White-Trash-Mama dreier Kinder. Obwohl Morgan mit einem IQ von atemberaubenden 160 durchs Leben geht, fällt es ihr schwer, in festen Jobs oder Beziehungen zu bleiben.

Morgan arbeitet zurzeit nachts als Reinigungskraft in einem Polizeirevier in Los Angeles, wo sie im Vorbeigehen einen kniffligen Fall an einer Ermittlerwand löst. Deshalb wird sie von den Profis des Reviers - unter anderem Chefin Selena (Judy Reyes) und der korrekte Ermittler Karadec (Daniel Sunjata) - als Beraterin eingestellt. In dieser Funktion löst der etwas anstrengende, aber auch liebenswürdige Paradiesvogel Morgan pro Folge einen kniffligen Fall - während sich die privaten Erzählstränge stets auch weiterbewegen.

Wer das französische Original kennt, wird in den Fällen und Szenen der US-Adaption durch Autor Drew Goddard (“The Good Place“) deckungsgleiche Szenen und Figuren entdecken. Nur, dass die einen eben im nordfranzösischen Lille spielen und die anderen unter der Sonne Kaliforniens. Die clever gebauten Kriminalfälle sowie die besondere Psychologie der schrillen und doch auch sensiblen, an sich leidenden Hauptfigur verkörpern beide Schauspielerinnen - Fleurot und Olson - überzeugend, wenn auch so überdreht, dass sie Charakter-Puristen etwas zu anstrengend sein könnten. (tsch)