Simon Verhoevens „Alter weißer Mann“, „Terrifier 3“ und die Dokumentation „Riefenstahl“, mit der Regisseur Andres Veiel und Produzentin Sandra Maischberger einen neuen Blick auf die umstrittene Filmemacherin Leni Riefenstahl werfen: Das sind die Kino-Neustarts am 31. Oktober.
Ein neuer Blick auf Leni RiefenstahlDas sind die Kino-Highlights der Woche
„Die Politik ist das Gegenteil von dem, was mich mein ganzes Leben lang erfüllt hat“, sagt sie. Nur um „Kunst“ sei es ihr gegangen. Und an anderer Stelle, als ein Journalist sie direkt mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, wird sie richtig garstig: Dass sie bei Hitler ein und aus gegangen sei „wie eine gute Bekannte“, das sei eine Lüge. „Das stimmt nicht!“ Wie stand Leni Riefenstahl wirklich zum Nazi-Regime? Final wird es sich wohl nie aufklären lassen, aber es bleibt doch ein Thema, das viele beschäftigt - bis heute, über 20 Jahre nach Riefenstahls Tod. Ein aktueller Dokumentarfilm von Andres Veiel und Sandra Maischberger verspricht jetzt ganz neue Erkenntnisse.
Außerdem neu im Kino: Simon Verhoeven lässt Jan Josef Liefers in „Alter weißer Mann“ durch sensible Zeiten stolpern, und in „Terrifier 3“ kehrt Art the Clown auf die Leinwand zurück, um das Weihnachtsfest zu zerstören.
Riefenstahl
Vieles hat Leni Riefenstahl später so erklärt (oder verklärt), dass es zu ihrer persönlichen Deutung der eigenen Biografie passte, aber das zumindest ist nicht wegzudiskutieren: Als Filmemacherin spielte sie eine wichtige Rolle innerhalb der NS-Progapanda-Maschinerie. Mit Werken wie „Triumph des Willens“ und ihrem „Olympia“-Film lieferte sie imposante, meisterhaft choreografierte Inszenierungen von starken, gesunden, durchtrainierten Menschen - ikonische „Körperkult“-Bilder, die sich perfekt in die NS-Ideologie einfügten (und diese beförderten).
Handwerklich setzte Riefenstahl mit ihrer Arbeit Maßstäbe. Aber die Inhalte und der historische Kontext ... - Riefenstahl, eine intelligente Frau, kämpfte nach dem Krieg jahrzehntelang dafür, ihre Nähe zu Hitler, Goebbels und Co. sowie ihr Wissen um die Gräueltaten der Nazis klein- und wegzureden. So gelang es ihr, sich in weiten Teilen als Persönlichkeit zu rehabilitieren. Aber eine gewisse Skepsis ihr gegenüber blieb - nicht umsonst wird sie in der Ankündigung des Dokumentarfilms „Riefenstahl“ als „eine der umstrittensten Frauen des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet.
Sandra Maischberger traf Riefenstahl 2002 zu deren 100. Geburtstag für ein Interview, später zeigte die Journalistin sich unzufrieden mit dem Gespräch, das es nirgendwo mehr zu sehen gibt. Sie habe das Gefühl gehabt, von der 2003 verstorbenen Riefenstahl belogen worden zu sein, und sie habe „nicht eine einzige Sache“ aus ihr herauslocken können. Damals schon sei die Idee zu einem Dokumentarfilm gereift, den Maischberger jetzt als Produzentin umsetzen konnte.
Was den Film in dieser Form überhaupt erst möglich machte: Vor einiger Zeit ging der persönliche Nachlass von Leni Riefenstahl in den Besitz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz über. 700 Kisten Material insgesamt, das Maischberger und der preisgekrönte Regisseur Andres Veiel (“Black Box BRD“, „Beuys“) als Erste sichten durften, um nun „einen tieferen Blick in das Leben von Leni Riefenstahl zu werfen“. War sie eine Visionärin? Eine Manipulatorin? Eine Lügnerin? Dieser neue Film, beworben als „packende Demontage“, möchte Klarheit schaffen.
Alter weißer Mann
Heinz Hellmich erzählt von einem Traum, in dem er als „sowas wie ein Indianer“ auf einem Pferd reitet - und zack, bekommt er wieder eine auf den Deckel. „Das wäre jetzt nicht ganz meine Wortwahl“, rümpft sein Gegenüber die Nase, weil „Indianer“ sagt man ja heute nicht mehr. Nein, ein böser Mensch ist Heinz, verkörpert von Jan Josef Liefers, sicher nicht. Aber manchmal handelt und spricht er womöglich etwas unbedacht. Oder ist er einfach zu alt und zu weiß, um in diesen „sensiblen“ Zeiten noch bestehen zu können? In „Alter weißer Mann“ unterzieht Simon Verhoeven (“Männerherzen“, „Willkommen bei den Hartmanns“) seinen Durchschnitts-Heinz dem ultimativen Härtetest.
„Divers“, „hetero-normativ“, „männlich-dominant“, „nicht-binär“: Wo mit solchen Begrifflichkeiten hantiert wird, ist in der Regel wenig Raum für flapsige Sprüche oder irgendwelche anderen Späße. Weil ja überall diese riesengroßen Fettnäpfe stehen, in die niemand leichtfertig hineinstolpern will. Und dann kommt da einer wie Simon Verhoeven, um (nicht wertend gemeint!) mit Karacho hineinzuspringen. Und wenn er schon dabei ist, nimmt er auch gleich noch ein paar namhafte Stars mit: Neben Liefers stehen unter anderem Nadja Uhl, Friedrich von Thun, Meltem Kaptan, Elyas M'Barek und Michael Maertens auf der Besetzungsliste von Verhoevens neuer Komödie „Alter weißer Mann“.
Die Geschichte dieses Films, der sich der „woken“ Welt mit humoristischer Leichtigkeit anzunähern versucht: Heinz Hellmich, weiß und zumindest nicht mehr ganz jung, leistet sich im Büro ein paar unschöne Fehltritte, die ihn mächtig in Erklärungsnot bringen und ihn vielleicht sogar den Job kosten könnten. Also wird ein Abendessen bei Heinz und seiner Familie anberaumt, bei dem er sich unbedingt von seiner „besten“ Seite zeigen will. Doch leider verläuft das Dinner ganz anders als geplant ...
Terrifier 3
„Der bessere Gruselclown-Film“, wurde zuletzt schon vielfach gewitzelt. Ernsthaft vergleichen kann man „Joker: Folie à Deux“ und „Terrifier 3“ natürlich nicht. Aber es steckt wohl doch ein bisschen bittere Wahrheit hinter den Seitenhieben der „Terrifier“-Fangemeinde gegen den 200-Millionen-Film mit Joaquin Phoenix und Lady Gaga. Nach dem US-Start vor wenigen Wochen stürmte „Terrifier 3“ direkt auf Platz 1 in den US-Kinocharts, während der neue „Joker“ gnadenlos abstürzte. Pünktlich zu Halloween kommt der FSK-18-Slasher mit Art the Clown jetzt auch hierzulande auf die große Leinwand.
Wer regelmäßig in den sozialen Medien unterwegs ist, konnte in den vergangenen Jahren immer wieder schaurig-lustige „Memes“ mit Art the Clown sehen, dem grotesken Schwarzweiß-Harlekin und Star der „Terrifier“-Reihe. Wer dagegen gar keine Ahnung hat, worum es geht oder was da bei einem möglichen Kinobesuch von „Terrifier 3“ wartet: Das Franchise steht seit dem ersten Film aus dem Jahr 2016 für Blut-und-Gemetzel-Horror der übelsten Sorte. Wiederholt gab es in der Vergangenheit Berichte über Menschen, die in Ohnmacht fielen oder sich im Kino übergeben mussten. Also genau das, was Slasher-Fans lieben.
Bereits zweimal wurde Halloween dank Art the Clown zu einer wahren Nacht des Grauens. Im dritten Teil, in dem erneut David Howard Thornton den blutrünstigen „Erschrecker“ (englisch: „terrifier“) verkörpert, kehrt Art wieder nach Miles County zurück - diesmal, um den Menschen das Weihnachtsfest zu versauen. Damien Leone ist als Produzent, Autor und Regisseur weiterhin die treibende kreative Kraft hinter der Horror-Reihe. Und auch diesmal, das kann man jetzt schon sagen, ist die Sache wieder ein großer Erfolg: Einem Budget von etwa zwei Millionen Dollar steht bei „Terrifier 3“ jetzt bereits ein Einspielergebnis von weit über 50 Millionen Dollar gegenüber. Ein vierter Film ist längst auf dem Weg. (tsch)