Das ging Steffen Henssler runter wie Öl: „Aaah, der Tag der Abrechnung!“ Der TV-Koch bekam Gelegenheit, sich mit Christian Rach zu messen, unter dessen Jury-Urteilen er so oft gelitten hatte. Bei „Deutschland grillt den Henssler“ (VOX) gab's aber natürlich auch wieder Verbales auf die Löffel.
„Ein Toy Boy nach dem anderen“ - Nach Hensslers Spruch wird Laura Wontorra rot
Unter mangelndem Selbstvertrauen leidet Steffen Henssler wahrlich nicht. „Es reicht ihm nicht, einen Promi nach dem anderen wegzubruzzeln“, meinte Moderatorin Laura Wontorra. Deshalb nimmt er es jetzt gleich mit ganz Deutschland auf. Naja. Also mit je einem Team pro Bundesland, bestehend aus einem „Traditionskoch“ und einem Promi aus der jeweiligen Region.
Also doch wieder Henssler gegen Profi und Promi. Aber wirklich sehr kurzweilig. Immerhin wurde als Menü-Highlight zum Auftat von „Deutschland grillt den Henssler“ (VOX) nicht weniger als eine Sensation serviert: Christian Rach, bekannt als „Juror Gnadenlos“ bei „Grill den Henssler“, ging selbst an den Herd. Das tat er zuvor in einer deutschen Koch-Show noch nie!
„Aah, willkommen in der Arena!“ Henssler rieb sich wirklich die Hände bei der Aussicht, sich Aug in Aug und Kartoffelreibe an Kartoffelreibe mit dem Juror zu messen. Schließlich hatte der ihn schon mit diversen Urteilen wahlweise zur Weißglut oder zur Verzweiflung getrieben. Rach, der in Personalunion als Promi und Koch für sein Heimatbundesland Saarland antrat, wusste sehr wohl, auf was er sich da einließ: „Ich mache das auch dir zu Ehren. Aber ich bin 13 Jahre raus aus dem Koch-Geschäft.“
Aber er hat nichts verlernt.
HSV-Fan Steffen Henssler kocht Ex-Bemer Ailton ab
Es wurde ein launiger Abend, eine sehr schöne Show. Der frische Wind tat gut. Die Jury bestand nicht immer aus drei Leuten, und sie vergab keine Punkte, sondern wertete mit Farbtafeln, um Unentschieden zu verhindern. Insgesamt gibt es in vier Shows 16 Duelle.
Es begann mit dem nach der Bevölkerung kleinsten Bundesland Bremen und wird in vier Wochen mit dem bevölkerungsreichsten Nordrhein-Westfalen enden. Für das erste Spiel gab es einen Punkt, für das letzte wird es 16 geben, nicht unähnlich dem Steigerungsprinzip von „Schlag den Henssler“, was der Koch-Maestro auf Abwegen 2017/2018 ja auch mal acht Episoden lang für den Sender ProSieben machte.
Bremen also zuerst. Laura Wontorra feierte ihren Karrierehöhepunkt, weil sie mit Ailton den Ex-Torschützenkönig und Meistermacher ihres Lieblingsvereins Werder Bremen begrüßen durfte. Der durfte ein paar Kartoffeln schälen, während Stefan Schröder, Gastronom, Ernährungsberater und Ex-Koch des SV Werder, das Traditionsgericht „Pannfisch vom Schellfisch“ zubereitete. Sprüchemäßig war Schröder (“Lieber widerlich, als wieder nich“) Henssler (“Lieber ne Brünette, als gar keine“) ebenbürtig, am Herd unterlag er einstimmig. Henssler ging 1:0 in Führung.
Steffen Henssler treibt Laura Wontorra die Schamesröte ins Gesicht
Dann kam die Sache mit Rach und die war tatsächlich einigermaßen überraschend. Zumindest wusste Calli Calmund nichts, denn der saß, nachdem die Koch-Kombattanten das saarländische Nationalgericht „gefillde Hoorische“ zubereitet hatten, als Regional-Experte als einziger Juror am Tisch. Calli lebt seit über zehn Jahren im Saarland und kennt, so Wontorra, „jedes Restaurant dort“. Er votete für Henssler - Zwischenstand 3:0. Rach freute sich (“Das hat Spaß gemacht“) und Henssler war gnädig: „Ich lästere erst, wenn du weg bist.“
Wertvoll war das Duell mit Rach auch, weil man so viel über ihn erfuhr. Dass er einst der Liebe wegen nach Hamburg kam, dass er seinen kulinarischen „Erweckungsmoment“ damals im Restaurant Henssler hatte - allerdings dem von Steffens Vater. Und dass er 2019 von Steffen Henssler zu seinem Juroren-Job bei einer „Buddel Weißwein“ überredet wurde.
Das erinnerte Wontorra an was: „So war's bei mir auch, aber wir haben uns seither niemals mehr zu zweit getroffen.“ Henssler war brüskiert: „Na hör mal, du bist dauernd in so komischen Beziehungen, was soll ich da machen? Ein Toy Boy nach dem anderen und mir jetzt was erzählen wollen, oder was.“ Wontorra lachte, wurde rot und versteckt sich hinter ihren Moderationskärtchen.
Felix Kroos holt für „Team Deutschland“ gegen Henssler die ersten Punkte
Nach dem dritten Spiel stand es 3:3. Denn Koch André Domke und Promi Felix Kroos, der Bruder von Toni, servierten eine „Usedomer Fischsoljanka“, die der Jury besser mundete als die Henssler-Variante. Neben Rach und Jana Ina Zarrella nahm diesmal Heike Müller vom Landfrauenverband „Meck-Pomm“ am Jury-Pult Platz.
Die Entscheidung über den Tagessieg fiel gegen Hamburg. Das wurde vertreten von Rapper Das Bo (bürgerlich: Mirko Alexander Bogojević) und der Fischmarkt-Legende Klaus Moritz, dessen Familie in vierter Generation „auf der Straße verkauft“. Gefordert wurden 31 Fischbrötchen mit Räucherlachs, die 30 Gastjuroren aus dem Publikum und den Jury-Vorsitzenden serviert werden mussten. Diesen gab eine weitere Hamburger Ikone, „Aal-Volker“, einer der bekanntesten Marktausschreier Hamburgs.
Und in dessen Fußstapfen sollten auch die Köche treten, denn es wurde auch die „Performance“, also das verbale Anpreisen der Speisen bewertet. Und da, muss man sagen, wuchs Henssler fast ein wenig über sich hinaus.
Besser is das! Steffen Henssler brilliert als Hamburger Marktschreier
„Hasde Bock drauf? Ja? Dann sach das mal dei'm Gesicht!“, „Schöne Fleischmütze! Gefällt mir, wo gibt's so was?“, „Komm, weida geht das!“ Henssler, selbst ja seit 43 Jahren Hamburger und früher diverse Male „morgens um fünf betüddelt aus'm Club direkt zum Fischmarkt“, sabbelte sich wie ein Veteran vom Ohnsorg-Theater durch die Aufgabe, als hätte er selbst einen Stand auf dem Fischmarkt.
Schon allein aufgrund dieses Schauspiels hatte er sich die vier Punkte und den 7:4-Gesamtsieg redlich verdient. Nächste Woche geht's gegen Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Schleswig-Holstein bei diesem Spielstand weiter. (tsch)