Vom Shootingstar in die Privatinsolvenz: Start-up-Gründer Sebastian Kupfer hat einen steilen Fall hinter sich. In der ZDF-Doku „The Finest Fckup“ schildert er seine Geschichte - und verrät, wie er es zum heute erfolgreichen Unternehmensberater geschafft hat.
Einst gefeierter Gründer blickt in ZDF-Doku auf Unternehmenscrash„Wie eine Beerdigung“
„Noch auf der Fahrt bin ich zu meinem Studiendekan und habe ihm gesagt: Ich komme nicht mehr“: 2015 startete Sebastian Kupfer ins Unternehmertum. Der Name seines Start-ups: Intrasol. Seine Vision: Thüringen für die E-Mobilität rüsten - inklusive Carsharing, großem Fuhrpark und Ladeinfrastruktur.
Was mit zahlreichen Preisen, großem Medienecho und einem rasanten Geschäftsstart begann, wandelte sich jedoch zum finanziellen Albtraum. Seine Geschichte des Scheiterns schilderte Kupfer nun Amorelie-Gründerin Lea-Sophie Cramer zum Auftakt der neuen ZDF-Doku-Reihe „The Finest Fckup“ (ab sofort in der ZDFmediathek verfügbar).
„Wir waren total elektrisiert, unserer Sache total sicher“, blickt Kupfer heute zurück. Ein sogenannter Business Angel, also ein Know-how und Kontakte einbringender Investor, habe seine Unterstützung zugesichert, mit großem Enthusiasmus hätten er und seine Unternehmensmitgründer Tag und Nacht an der gemeinsamen Idee gearbeitet. „Wir haben jede Ladesäule gefeiert wie die Weltmeisterschaft“, beschreibt Sebastian Kupfer die Euphorie in der Rückschau. „Es war eine Zeit wie unter Droge, total im Erfolgstunnel.“
Business Angel ließ Jung-Unternehmer im Stich: „Plötzlich war nichts mehr da“
Doch 2019 folgt der erste Knackpunkt: Ein wichtiger Kooperationspartner springt ab, die „Tankstellen der Zukunft“ scheitern. Als auch noch die Corona-Krise folgt, erlebt auch die Carsharing-Sparte einen herben Dämpfer. Was bleibt, sind „massive Verbindlichkeiten, die jeden Monat aufs Konto reingekracht sind“. Doch die Geschäftspartner beruhigen Kupfer, er soll sich um das Technische kümmern: „Das war schon bitter, so im Dunkeln zu tappen. Aber war auch meine eigene Schuld.“
Obwohl sich das Unternehmen noch während der Pandemie erholt, wird das Minus auf dem Konto immer größer. Viel zu spät erfährt Sebastian Kupfer: „Man hat das Unternehmen an der Sterbegrenze gefahren - über Jahre hinweg.“ 2021 ist ein Insolvenzantrag der letzte Ausweg - ein krasser Einschnitt: „Das ist wie zu einer Beerdigung zu gehen.“ Weil obendrein der Business Angel seine Hände in Unschuld wäscht, steht Kupfer vor seinen Mitarbeitern als Alleinverantwortlicher für die Misere da - ebenso wie gegenüber der Öffentlichkeit: „Plötzlich war nichts mehr da.“
„Habe mich in Grund und Boden geschämt“: Insolventer Unternehmer ließ alles hinter sich
Es kommt noch schlimmer: Weil der Jungunternehmer leichtsinnigerweise teils privaten Bürgschaften für Kredite zugestimmt hat, musste er auch noch den Weg in die Privatinsolvenz antreten. „Ich habe mich in Grund und Boden geschämt“, zog er einen harten Schnitt, inklusive neuem Wohnort und neuer Handynummer. Vorbei ist die Leidenszeit noch nicht, im August 2021 wird ein Ermittlungsverfahren wegen Insolvenzverschleppung gegen Kupfer eingeleitet: „Da fällt in dir das Kartenhaus komplett in sich zusammen.“
Letztlich enden eineinhalbjährige Ermittlungen mit einer Verfahrenseinstellung. Heute weiß Sebastian Kupfer: „Persönliche Bürgschaften sind ein absolutes No-Go“, ein „Abbruchkriterium“, sollte er je wieder gründen wollen. Im Nachhinein sei er damals nicht „bereit“ gewesen, Unternehmer zu sein. Beruflich erfolgreich ist er heute trotzdem, als Unternehmensberater: „Ich kann ganz genau sagen, was nicht geht. Nicht aus dem Buch, sondern aus dem Leben.“ (tsch)