Ein Gemälde mit auffälligem Motiv sorgte in der Arztpraxis des „Bares für Rares“-Verkäufers einst für Aufsehen. Der war auf Kinderwünsche spezialisiert. Das erkannten seine Patienten dank des Bildes im Wartezimemr übergroß. Die Reaktionen waren sehr gemischt. Wie heute!
Fettnäpfchen-Falle bei „Bares für Rares“Horst Lichter rudert zurück
„Oha“, reagierte Horst Lichter auf das skurrile Ölgemälde. Dann schwenkte er ins Lob: „Sehr süßes Kind.“ Fast konnte man meinen, der Moderator wolle ein Fettnäpfchen vermeiden. Es könnte sich ja um ein Porträt des Kindes der Verkäufer handeln ...
„Für mich ist die klare Aussage: Heutzutage sind die Kinder mit ihren Eltern überfordert“, deutete Lichter das Bild. Eine von vielen Interpretationen, die noch folgen sollten. Das Skurrile: Während das Baby riesig wirkte, waren die Eltern klein wie Modellfiguren. 27 Jahre lang führte Herbert mit seiner Frau Jutta eine Praxis für Geburtshilfe und Frauenheilkunde. Das Bild hing im Sprechzimmer. Ob es den Patienten gefiel? „50:50“, gab Herbert ehrlicherweise zu.
„Einige waren schwer beeindruckt, einige begeistert, andere hat es erschreckt“, berichtete der Arzt. „Da ist ein Zusammenhang zu sehen“, dachte Horst Lichter angesichts der Kinderwunsch-Praxis und dem Motiv laut das Offensichtliche. „Fabian 72“ stand auf der Leinwand. Colmar Schulte-Goltz wusste sofort, dass es sich um ein Werk von Klaus Fabian handeln muss. „Ein Unikat“, erkannte er. „Wenn ich mir so vorstelle: Damals war es ein Baby, heute wäre es ein Erwachsener“, sinnierte der Experte.
„Ein Baby ist mit das Größte, was man in seinem Leben produziert“
„Der könnte heute das Bild wieder kaufen und würde sich wahrscheinlich freuen, wenn er da als Kind drauf ist“, fantasierte Schulte-Goltz. Herbert berichtete: Der Maler wohnte im Studentenheim neben ihm. Von dem Bild war er „sofort geflasht, das hat mich beeindruckt“. Lichter wollte wissen, wie der Künstler sein Bild verstanden haben wollte. Die Interpretation habe dieser jedoch dem Betrachter überlassen, erinnerte sich Herbert. Für ihn zeige das Motiv: „Ein Baby ist mit das Größte, was man in seinem Leben produziert.“
Auch der Experte Colmar Schulte-Goltz hatte eine individuelle Deutung parat: „Es ist der größte Wunsch für Paare, ein Kind zu haben. Hier ist das zu einer übergroßen Aufgabe geworden - es ist wirklich ein monumentales Kind.“ „Man könnte noch stundenlang darüber diskutieren“, glaubte der Moderator. Stattdessen lenkte er die Aufmerksamkeit auf den Wunschpreis. Das Paar aus Neuss erhoffte sich 250 Euro. Lichter hielt das für zu bescheiden. Richtig: Schulte-Goltz erhöhte auf bis zu 800 Euro.
„Menschen, die sich gerade selbst mit Kindern und der Zukunft beschäftigen, werden mit dem Bild viel verbinden“, glaubte der Experte. Wolfgang Pauritsch fiel im Händlerraum ein Detail auf, das ihn an Händler Fabian Kahl erinnerte: „Da steht 'Fabian, 72', das hat mit unserem Fabian nichts zu tun.“ „Der Künstler hat sich bestimmt was dabei gedacht“, so das Fazit des Händlers. Ganz wie Steve Mandel. Der dachte sich: „Das ist der personifizierte Kinderwunsch.“ Ihn sprach das Gemälde nicht an. Genau wie Christian Vechtel bot er nicht mit.
„Was muss ich bieten, damit Sie glücklich sind?“
„Ist der Künstler bekannt?“, wollte Christian Vechtel wissen. „Er arbeitete als Gymnasiallehrer für Kunst und hat nebenbei noch Kunst gemacht. Ich habe ihn immer bewundert für sein Talent“, so die etwas ausweichende Antwort von Herbert. „Er war damals erst 21 Jahre alt“, erzählte der Verkäufer über seinen ehemaligen Kommilitonen. Wolfgang Pauritsch hatte einen „Kinderwunsch“: Er bot 300 Euro und lag bereits damit 50 Euro über dem ursprünglichen Wunschpreis. Sarah Schreiber bot mit.
Schreiber nannte 350 Euro. „Hast du einen Kinderwunsch?“, erkundigte sich Pauritsch augenzwinkernd. „Nein, der ist schon erfüllt“, verriet die Kollegin. „Wie finden Sie 400 Euro vom Wolfgang?“, fragte Christian Vechtel, als der Kollege diese Marke erreichte. Herbert wollte weiter pokern: „Es ist ein absolutes Original, Unikat - das denke ich, müsste man auch würdigen.“
Pauritsch befragte auch Elke Velten zum Kinderwunsch. Sowohl Kinder- als auch Enkelkinderwunsch sind abgeschlossen, gab Velten preis. „Ich habe einen gewissen Bezug zu dem Bild“, verriet indes Pauritsch. Er ist 1972 geboren. „Was muss ich bieten, damit Sie glücklich sind?“, versuchte er, die Verhandlung zu beschleunigen. Nachdem Herbert die Expertise genannt hatte, bot Pauritsch 600 Euro. Deal! „Es ist etwas Außergewöhnliches“, schwärmte der Käufer. „Ein tolles Kunstwerk, das man nicht alle Tage sieht.“ Ob man es sehen wollte, war eine andere Frage ... (tsch)