Eben noch waren sie im Oman, nun treten die Geissens eine Reise nach Marrakesch an - wie es sich für Millionäre gehört, im Privatjet. Carmen ist vorbereitet: „Ich habe Cash für Marrakesch“, sagt sie. Mit dem Wissen über die afrikanische Metropole hapert es aber noch bei der 59-Jährigen: „Ist das Arabien?“, fragt sie ihre Familie. Ehemann Robert ätzt: „Carmen sollte sich vielleicht abends mal einen Atlas mit ins Bett nehmen, anstatt 'Medical Detectives' zu gucken.“ Auch Tochter Davina (21) macht sich über ihre Mutter lustig: „Das ist Afrika, das weiß jeder Depp!“ Carmen kontert: „Dann frag doch mal Johnny Depp, ob der das weiß!“

Nach einem ersten Abstecher in die weltbekannte Altstadt von Marrakesch steht am Abend ein Besuch auf dem zentralen Platz Djemaa el Fna auf dem Programm. Doch Robert Geiss ist angespannt: „Ich glaube, meine letzte Stunde hat geschlagen: Hier sind jede Menge Schlangen an allen Ecken und Enden“, stöhnt er.

„Andere Länder, andere Sitten“

Ehe sie es sich versieht, bekommt Shania (20) auch schon eine Schlange von einem der lokalen Schlangenbeschwörer um den Hals gelegt. Die leben davon, dass Touristen wie die Geissens für ein Foto mit den gefährlichen Reptilien bezahlen. Davina kann gar nicht hinsehen: „Ich bin so angeekelt von denen“, kreischt sie.

Auch Robert hält sich lieber in sicherer Entfernung auf. Shania wirkt zwar ebenfalls alles andere als entspannt, hat aber noch die Zeit, ihr Handy aus der Hosentasche zu holen für ein Selfie mit Schlange. „Beißt die? Leute, ich weiß nicht, ob ich das mag“, ruft sie. Carmen setzt sogar noch einen drauf, legt sich eine dickere Schlange um den Hals und posiert damit. „Mega, ich liebe Schlangen“, schwärmt die 59-Jährige.

Dass die Männer ihr und Shania auch ungefragt zwei Affen auf die Schulter setzen, die an kurzen Ketten gehalten werden, weckt bei Carmen zwiespältige Gefühle: „Ich finde Äffchen eigentlich süß, aber das darf man ja heute eigentlich nicht mehr machen“, sagt sie und ahnt, wie schlecht diese Bilder bei Tierfreunden in Deutschland ankommen werden. Artgerechte Haltung sieht auf jeden Fall anders aus. Carmen erklärt sich: „Ich bin eigentlich nicht für so was, aber die Menschen leben davon, die Affen leben davon - andere Länder, andere Sitten, ne?“ Außerdem gehöre der Platz zum Weltkulturerbe der Unesco. Seit 2008 befindet er sich auf der Repräsentativen Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit.

Robert Geiss freut sich auf „Matratzenball“

Auch beim Abendessen sind die Schlangen weiter Thema - wenn auch nur im übertragenen Sinn. Robert Geiss ist gut drauf und fängt mit doppeldeutigen Sprüchen an, er freut sich schon auf den „Matratzenball“, der „groß gefeiert“ werde heute, grinst er und sagt: „Ich habe heute zwei Schlangen im Bett.“

Seine Töchter verdrehen die Augen. Davina zu Shania: „Lass uns einfach aufstehen und gehen.“ Carmen steigt jedoch voll darauf ein und fragt kichernd bei Robert nach: „Wieso, wer ist die zweite Schlange?“ Robert antwortet darauf süffisant: „Ja, eine Schlange in der Hand und eine neben mir.“ Das ist der Moment, an dem es Davina endgültig zu viel wird: „Ihr seid so widerlich!“, sagt sie und Schwester Shania gestikuliert wild in die Kamera: „Cut!“ Nur Carmen und Robert können die Aufregung so gar nicht verstehen und prosten sich augenzwinkernd zu. (tsch)