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Graf Orlok im modernen Horror-GewandDas sind die Kino-Highlights der Woche

Lesezeit 5 Minuten
Über hundert Jahre nach Friedrich Wilhelm Murnaus „Nosferatu“ kommt ein modernes Remake des Gruselklassikers ins Kino. (Bild: Focus Features/Universal Pictures)

Über hundert Jahre nach Friedrich Wilhelm Murnaus „Nosferatu“ kommt ein modernes Remake des Gruselklassikers ins Kino. (Bild: Focus Features/Universal Pictures)

„Feste & Freunde - Ein Hoch auf uns!“, „Better Man - Die Robbie Williams Story“ und „Nosferatu - Der Untote“, ein prominent besetztes Remake von Friedrich Wilhelm Murnaus Gruselfilm-Klassiker: Das sind die Kino-Neustarts am 2. Januar.

Ein „Meisterwerk“, ein „Meilenstein“, ein „Klassiker der Horrorfilmgeschichte“: Wer über „Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens“ spricht, kommt ohne solche Umschreibungen kaum aus. Und sie haben alle ihre Berechtigung. Aufbauend auf Bram Stokers Schauerroman „Dracula“ schuf Friedrich Wilhelm Murnau mit seinem Stummfilm von 1922 einen ganz eigenen Kultstoff rund um den transsilvanischen „Vampyr“. Murnaus Nosferatu wurde über die Jahrzehnte zu einer Horror-Ikone und zur Inspiration für zahllose Filmschaffende - darunter auch Robert Eggers, der nun eine aufwendige neue Interpretation der Geschichte präsentiert: „Nosferatu - Der Untote“.

Vom fernen Transsilvanien aus trachtet Nosferatu nach dem Blut der schönen Ellen (Lily-Rose Depp). (Bild: Focus Features/Universal Pictures)

Vom fernen Transsilvanien aus trachtet Nosferatu nach dem Blut der schönen Ellen (Lily-Rose Depp). (Bild: Focus Features/Universal Pictures)

Außerdem neu im Kino: die prominent besetzte Dramödie „Feste & Freunde - Ein Hoch auf uns!“ und „Better Man - Die Robbie Williams Story“, ein Biopic mit dem früheren Take-That-Star in Affengestalt.

Nosferatu - Der Untote

„Feste & Freunde - Ein Hoch auf uns!“ erzählt von einer Clique, die weiß, wie man Feste feiert. (Bild: Leonine Studios/Wiedemann & Berg Film/Bela König)

„Feste & Freunde - Ein Hoch auf uns!“ erzählt von einer Clique, die weiß, wie man Feste feiert. (Bild: Leonine Studios/Wiedemann & Berg Film/Bela König)

Das ständige Neuverfilmen berühmter Leinwand-Klassiker lässt Puristen und Traditionalisten immer wieder mit den Augen rollen. Aber wenn es Werke gibt, die sich dafür dringend anbieten, dann gehört „Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens“ sicher dazu. Ein „Meisterwerk“, ja. Doch um heutzutage einen ganzen Abend mit dem prototypischen Horror-Frühwerk von 1922 zu bestehen, braucht es schon einiges an Entschlossenheit. Und gegebenenfalls auch die Lesebrille für die Sütterlin-Zwischentitel.

Werner Herzog erkannte die Kluft zwischen Murnaus Werk und moderneren Sehgewohnheiten bereits in den späten 70-ern, als er seine „Nosferatu“-Neuverfilmung mit Klaus Kinski drehte (“Phantom der Nacht“, 1979). Regisseur und Autor Robert Eggers (“The Witch“, „The Northman“) versucht nun seinerseits, „Nosferatu“ ins Popcorn-Zeitalter zu hieven. Mit moderner Filmtechnik, mit großem Hollywood-Budget und mit vielen Stars. Bill Skarsgård (“Es“) verkörpert Graf Orlok alias Nosferatu. In weiteren Rollen sind Lily-Rose Depp, Willem Dafoe, Nicholas Hoult, Aaron Taylor-Johnson sowie Emma Corrin beteiligt.

Kompliziert: Ellen (Laura Tonke) ist in jemanden verliebt, in den sie besser nicht verliebt sein sollte. (Bild: Leonine Studios/Wiedemann & Berg Film/Bela König)

Kompliziert: Ellen (Laura Tonke) ist in jemanden verliebt, in den sie besser nicht verliebt sein sollte. (Bild: Leonine Studios/Wiedemann & Berg Film/Bela König)

Eggers nahm ein paar inhaltliche Anpassungen vor - der „Paracelsianer“ Professor Bulwer von 1922 etwa heißt jetzt Professor Albin Eberhart von Franz (Dafoe), und statt einer Ruth Harding ist da jetzt eine Anna (Corrin). Im Kern ist die Geschichte aber immer noch die, die man aus Murnaus „Nosferatu“ oder eben auch aus Bram Stokers „Dracula“ kennt: Der Vampir, dessen Schatten vom finsteren Transsilvanien bis weit in den zivilisierten Westen reicht, trachtet nach dem Blut einer ganz bestimmten jungen Frau (Lily-Rose Depp). Ein von der Lust getriebener „Untoter“, der alles Leben verzehren will und durch nichts aufzuhalten scheint ...

Feste & Freunde - Ein Hoch auf uns!

„Better Man - Die Robbie Williams Story“ zeichnet den Werdegang des britischen Popstars nach - mit einem CGI-Affen in der Hauptrolle. (Bild: Tobis Film GmbH)

„Better Man - Die Robbie Williams Story“ zeichnet den Werdegang des britischen Popstars nach - mit einem CGI-Affen in der Hauptrolle. (Bild: Tobis Film GmbH)

„Es ist bewiesen, dass Menschen glücklicher sind, je mehr Zeit sie mit ihren Freunden verbracht haben, und sie leben auch länger“: Das mag wohl einer der zentralen Aussprüche in „Feste & Freunde - Ein Hoch auf uns!“ sein. Oder der hier: „Seid euch wichtig, und zeigt es euch.“ Über eine Reihe von Partys - von Silvester bis Hochzeit - demonstriert die Dramödie, wie wichtig gute Freunde sind und wie sehr sie das Leben bereichern. Aber da, wo die besten Freunde sind, kann es manchmal auch den größten Knatsch geben ...

Mareike mit ihrem Adam, Maya und ihre Natalie, Max, Rolf, Dina, Sebastian und Ellen: Sie alle sind zusammen eine eingespielte, vertraute Clique, die definitiv weiß, wie man richtig feiert. Jede Gelegenheit, gemeinsam die Korken knallen zu lassen, empfinden sie als großes Glück. Allerdings, so richtig glücklich sind sie bei genauerem Hinsehen doch nicht. Maya zum Beispiel möchte gerne ein Kind, ihre Partnerin Natalie lieber nicht. Mareike ist immer wieder ziemlich genervt von ihrem Adam. Und Ellen, die Erzählerin, ist verliebt in jemanden, in den sie besser nicht verliebt sein sollte. Wehe, wenn das herauskommt!

Robbie wird mit Take That zum international gefeierten Star, möchte aber lieber seine eigenen Songs singen. (Bild: Tobis Film GmbH)

Robbie wird mit Take That zum international gefeierten Star, möchte aber lieber seine eigenen Songs singen. (Bild: Tobis Film GmbH)

Bei „Feste & Freunde - Ein Hoch auf uns!“ handelt es sich um eine Adaption des dänischen Films „Long Story Short“ (2015) von May el-Toukhy. Das Drehbuch zur deutschen Version verfasste Elena Senft, Regie führte David Dietl, der Sohn von Filmemacher-Legende Helmut Dietl. In den Hauptrollen sind unter anderem Annette Frier, Laura Tonke, Nicholas Ofczarek und Ronald Zehrfeld zu sehen.

Better Man - Die Robbie Williams Story

Ein Film über den Werdegang von Robbie Williams, einen der größten europäischen Popstars der letzten 30 Jahre, aber mit einem Affen in der Hauptrolle. „Ja, genau, haha!“ - Das Konzept klingt schon sehr nach der Art Schnapsidee, die man sich spätnachts im Pub ausdenkt und beim Ausnüchtern am nächsten Morgen sofort wieder verwirft. Aber in dem Fall wurde die Sache durchgezogen. Mit einem Budget von geschätzt 110 Millionen Dollar. Es ist ein Wahnsinn, so oft und lange man auch darüber nachdenkt. Und aus Sicht vieler Kritiker: echt genial.

Die Geschichte von Robbie Williams, diese Pop-Achterbahnfahrt voller Höhen und Tiefen, wurde schon vielfach erzählt und ist an sich bekannt. Der Aufstieg mit der Boyband Take That, der schwierige Weg in die Solokarriere, Drogen und Alkohol, schließlich der zweite Durchbruch mit Hits wie „Let Me Entertain You“ oder „Angels“: Das alles ackert Regisseur Michael Gracey (“The Greatest Showman“) noch einmal von Station zu Station durch, nur dass der große Star hier nicht von irgendeinem Schauspieler dargestellt wird, sondern konsequent von einem am Computer entstandenen CGI-Schimpansen. Robbie Williams stand von Beginn an voll hinter dem Projekt, fungiert in der Originalfassung des Films auch als Erzähler. Letztlich soll es auch seine Idee gewesen sein, dass er in „Better Man“ als Affe zu sehen ist.

Mit Blick auf sein künstlerisches Selbstbild hat Williams in der Vergangenheit mehrfach erklärt, er fühle sich wie ein Affe, der zur Belustigung der Massen tanzt. Von Gracey gefragt, als welches Tier er sich sehen würde, fiel seine Entscheidung schließlich auch wieder auf einen Affen (nachdem er zunächst über einen Löwen nachgedacht haben soll). Bei der Kritik kommt dieser gewagte Kniff bei der „Besetzung“ von „Better Man“ hervorragend an. Viele feierten den Film mit ausgeprägten satirischen Elementen zuletzt schon als eines der originellsten und letzthin besten Musiker-Biopics der jüngeren Vergangenheit. (tsch)