Zum fünften Todestag am 30. Dezember ehrt der Dokumentarfilm „Jan Fedder - unvergessen“ Leben und Werk des Hamburger Volksschauspielers. Neben legendären Spielszenen und seltenem Archivmaterial kommen Freunde und Wegbegleiter wie Marion Fedder, Tim Mälzer, Axel Milberg und Bettina Tietjen zu Wort.
„Großstadtrevier“-Star erinnert sich unter Tränen an Jan Fedders letzten Dreh-Tag
„Jan hasste Silvester“, erzählt Jan Fedders Witwe Marion im Dokumentarfilm „Jan Fedder - unvergessen“. Deshalb, so vermutet die Partnerin des Volksschauspielers, habe er sich wohl auch einen Tag vor dem Jahresende 2019 aus dem Staub gemacht.
Jan Fedder, geboren in Hamburg, starb am 30. Dezember vor fünf Jahren in seiner Heimatstadt. Zu seinem Grab auf Europas größtem Friedhof im Hamburger Stadtteil Ohlsdorf pilgern wohl pro Tag an die 100 Menschen, heißt es im Film. Wie sehr der Star aus nordischen Langzeitserien wie „Großstadtrevier“ oder „Neues aus Büttenwarder“ vermisst wird, kommt in bewegenden Interviews mit Wegbegleitern und jahrzehntelangen Freunden des Schauspiel-Originals zum Ausdruck.
Neben kultigen Spielszenen und Nonfiction-Alltagsbeobachtungen Fedders kommen ausführlich zu Wort: Marion Fedder, sein enger Freund Tim Mälzer sowie viele weitere Prominente wie Axel Milberg, Bettina Tietjen, Claude-Oliver Rudolph, Michaela May, Carlo von Tiedemann, Maria Ketikidou oder Peter Jordan. Am Samstag, 28. Dezember, 21.45 Uhr, zeigt der NDR stimmungsvollen Collage- und Interviewfilm von Antje Althoff und Leonie Kampmeyer.
Letzter „Großstadtrevier“-Dreh: „Dann hör doch bitte auf, Jan!“
Jan Fedders Leben war eine große Inszenierung des Authentischen. Denn zwischen Fedder, dem Typen, und Fedder, dem Schauspieler, gab es kaum einen Unterschied. Das behaupten im Film Menschen, die ihm sehr nahestanden. Doch ist es nicht das, was einen Volksschauspieler auszeichnet? Ein Typ, mit dem man sich identifizieren kann und der andersherum die Menschen kennt und liebt. Harte Schale, weicher Kern. So wird der Sohn eines St. Paulianer Kneipenbesitzers und einer Tänzerin beschrieben.
Das Leben genoss er in vollen Zügen. Fedder gestaltete Tage und Nächte alles andere als gesund und litt ab 2012 an Krebs und anderen Krankheiten. Trotzdem drehte er bis kurz vor seinem Tod. Schauspielerin Saskia Fischer, die im „Großstadtrevier“ seine Chefin Frau Küppers spielte, erinnert sich im Film unter Tränen an ihren letzten Dreh mit Jan Fedder, bei dem er vor Schwäche kaum noch aufrecht sitzen konnte. „Dann hör doch bitte auf, Jan!“, habe sie ihm in diesem Moment so oder so ähnlich gesagt.
Jan Fedder: Macho, Rockfan und Balletttänzer
Doch der Dreh war sein Lebenselixier. Jener Moment, in dem er ein anderer war. Einer, der im Drehbuch stand. Jemand, ihm sehr ähnlich, aber eben nicht sterbenskrank.
Auch Fedders Beerdigung war noch einmal eine große Hamburg-Schau. Sein Leichenwagen mit Sarg wurde über die Reeperbahn gezogen, so hatte er sich das gewünscht. Im Michel, seiner Kirche, in der er schon als Junge über viele Jahre die Weihnachtsgeschichte vorgelesen hatte, wurde Deep Purple gespielt.
Doch vor jenem letzten Drittel des Films, das ziemlich bewegend ist, wird auch ausgiebig das Leben gefeiert. Jan Fedder war Macho, Rockfan und sogar mal Balletttänzer, wohl aus dem Erbe der Mutter heraus. In seiner Ballettschule, in der er als Kind hart trainierte, gingen auch Schauspieler ein und aus. Der kleine Jan Fedder beobachtete, dass die viel weniger hart arbeiteten und dafür öfter mal was tranken - damit war seine Entscheidung für den Berufswechsel gefallen. Fedder spielte schon als Schüler in Filmen mit, seinen ersten Schauspielunterricht erhielt er mit 13 Jahren.
Vom „Boot“ bis „Neues aus Büttenwarder“
Als er etwas älter wurde, war der langhaarige Hamburger während der 70-er auf eher schmutzige Rollen festgelegt: Er spielte Rocker, Kleinkriminelle und Drogensüchtige. Anfang der 80-er castete ihn Wolfgang Peterson für seinen Klassiker „Das Boot“. Etwa um diese Zeit drehte er auch mit Götz George einen frühen Schimanksi-“Tatort“. Auch davon gibt es Ausschnitte im Film.
Fedders bekannteste Rolle war allerdings die des Kiez-Polizisten Dirk Matthies im „Großstadtrevier“. Darin sorgte er mehr als 25 Jahre lang für Recht und Ordnung auf St. Pauli, seinem Stadtteil. Fast ebenso lang war Fedder der ausgefuchste Bauer Kurt Brakelmann in der NDR-Kultserie „Neues aus Büttenwarder“.
Dass er auch ernstere Stoffe stemmen konnte, bewies Jan Fedder im Filmdrama „Der Mann im Strom“. Für die 2006 entstandene Verfilmung des gleichnamigen Siegfried Lenz-Romans erhielt der Schauspieler einen Deutschen Fernsehpreis. Mit 64 Jahren ist er nach langer Krankheit gestorben. Fünf Jahre ist Jan Feder nun schon nicht mehr da. Der Film „Jan Fedder - unvergessen“ erinnert an ihn, zeigt aber auch schmerzlich, wie sehr er (vielen) fehlt. (tsch)