Mit „Hungry“ liefert das ZDF Dramedy-Stoff am Puls der Zeit. Die 17-jährige magersüchtige Ronnie wird von ihrer Mutter in die Klinik gezwungen. Dort heißt es, sich erst mal anfreunden mit Mit-“Psychos“ und der Einsicht, krank zu sein.
„Gute Laune hier!“ZDF-Serie erzählt von den Höhen und Tiefen der Psychotherapie
Ronnie (Zoe Magdalena) ist gerade 17 Jahre alt, und sie will, „dass alles einfach aufhört“. Sie hungert sich zu Tode. Warum, das weiß sie selbst nicht so genau, doch sie bekommt keinen Bissen runter. „Anorexia nervosa, Magersucht“ ist die Diagnose, die ihr die ungeliebte Psychotherapeutin Jakobsen (Minna Wündrich) vorträgt. „Was stellt sie als nächstes fest? Dass ich schwarz bin?“, denkt Ronnie laut in die Kamera. All die Schlagfertigkeiten und makaberen Kommentare von Ronni und anderen stammen dabei aus der Feder von Betroffenen, wie der Hauptdarstellerin und Drehbuchautorin Zoe Magdalena selbst. Die ZDF-Produktion mit sechs Folgen à 15 Minuten ist ab Donnerstag, 28. November, in der ZDF-Mediathek zu sehen.
„Übrigens: Triggerwarnung“, lässt eine noch jüngere Ronnie (Waris Leonhardt) die Zuschauer wissen. Denn so viel bei „Hungry“ auch gelacht werden darf, hier geht es doch immer auch um schwere psychische Erkrankungen und davon Betroffene. Krisen, Leid, Tod werden in der sehenswerten und durchaus realistisch erscheinenden Serie nicht ausgespart. Zum Realismus gehört auch: Dass sie eine der hier leidenden „Psychos“ ist, das will sich Neuankömmling Ronnie zunächst nicht eingestehen. Geht es nach ihr, hat sie eigentlich gar kein Recht auf ihre Krankheit, denn sie wurde ja nie misshandelt oder sonst etwas.
„Grins nicht so dumm, fucking Psycho“
Doch das lassen ihre Mutter (Azizè Flittner) und Frau Jakobsen nicht gelten, sodass sie sich widerwillig in die Klinikgemeinschaft fügt. Die Begrüßung ist aber erst mal etwas ruppig. Der bipolare Nick (Alessandro Schuster) stürmt beim Empfang an Ronnie vorbei mit den Worten: „Grins nicht so dumm, fucking Psycho!“ Auch die Social-Media-süchtige Kimmi (Evelin Schwarz) ist nicht die Feinfühligste. „Meine letzte Zimmernachbarin ist leider gestorben“, offenbart sie der Neuen.
Mit-“Essi“ Gina (Daria Vivien Wolf) - „Essi“ steht für essgestört - ist dagegen schon eher eine Stütze und warnt den 17-jährigen Neuankömmling vor Süßstoffdealerin Melly (Felina Zenner), denn die sei „komplett loco“. Und auch Caterer Tim (Kultcomedian Felix Lobrecht), der die bei Essgestörten wohl undankbarste Aufgabe hat, lässt nicht locker, weder mit Eierragout noch flotten Sprüchen zur Aufmunterung.
Dieses Wechselbad der Gefühle zwischen existenzieller Krise und Klinik-Sitcom ist aber nicht einfach nur gutes Fernsehen. Drehbuchautorin Zoe Magdalena, die selbst an Magersucht litt, will mit der Serie auch Betroffenen helfen und ein realistisches Bild psychischer Krankheiten zeichnen. Dieser doppelte Anspruch wird mühelos eingelöst. „Hungry“ ist ein humorvoller und gerade deshalb realistischer Umgang mit dem Thema mentaler Gesundheit gelungen.
„Hungry“ ist ab Donnerstag, 28. November, in der ZDF-Mediathek zu sehen. Am Dienstag, 3. Dezember, ab 22.40 Uhr, werden alle sechs Folgen nacheinander auf ZDFneo gezeigt. (tsch)