AboAbonnieren

Henning KrautmacherKrebserkrankung seiner Frau zog ihm „den Boden unter den Füßen weg“

Lesezeit 3 Minuten
Henning Krautmacher wollte sich für seine krebskranke Frau sogar von seinem Bart trennen. (Bild: WDR)

Henning Krautmacher wollte sich für seine krebskranke Frau sogar von seinem Bart trennen. (Bild: WDR)

Henning Krautmacher gehört zu den bekanntesten ehemaligen Mitgliedern der Kölner Band Höhner. Mit ihr hat er Riesenerfolge gefeiert. Doch dann traf seine Familie ein Schicksalsschlag, über den er nun im „Kölner Treff“ offen sprach.

Die Höhner waren eigentlich eine Karnevalsband. Mit ihrem Hit „Die Karawane zieht weiter“ wurden sie einst bundesweit bekannt, ihr „Viva Colonia“ gilt bis heute als Karnevalsklassiker. Mehr als 25 Jahre war er Frontman und Sänger der Höhner: Henning Krautmacher. Seinen Ausstieg aus der Band hatte er für Ende 2022 geplant, doch dann erkrankte seine Frau Anke an Krebs. Er beschloss: Das stehen wir zusammen durch, trennte sich früher als geplant von seiner Band.

„Das hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Aber viel mehr der Anke“, sagte Krautmacher nun am Freitagabend in der WDR-Talkshow „Kölner Treff“. Da war er zu Gast, zusammen mit seiner Frau. Das Paar hatte sich einst auf einem Höhner-Konzert in Niedersachsen kennengelernt, das Anke wegen ihres Ex-Manns besucht hatte. Sie stand in der ersten Reihe, die beiden sahen sich an, und dann sei es Liebe auf den ersten Blick gewesen. „Ganz ohne Tinder“, scherzte Henning Krautmacher.

„Keine Chance zum Überleben“

Anke Krautmacher hat den Krebs überstanden: „Der Tod kriegt mich nicht.“ (Bild: WDR)

Anke Krautmacher hat den Krebs überstanden: „Der Tod kriegt mich nicht.“ (Bild: WDR)

„Wir haben eine Seelenverwandtschaft“, ist sich Anke Krautmacher sicher. „Wir sind die besten Freunde. Wir verstehen uns so gut.“ Da führte nichts an einer Heirat vorbei: Vor 13 Jahren war es so weit. Seither war das Paar glücklich - bis elf Jahre später dann die Diagnose folgte: Anke hatte Krebs. Zwei Monate, bevor ihr Henning die Höhner verlassen wollte. „Ich hatte Magenkrebs“, erzählte Anke. „T4, die schlimmste Stufe. Nicht heilbar. Palliativ und keine Chance zum Überleben. Und jetzt sitze ich hier.“

Die Therapie habe lange gedauert. „153 Tage“, erinnerte sich Anke. Einfach sei es nicht gewesen. Während der Therapie erlitt Anke Krautmacher eine Blutvergiftung, dann eine Lungenentzündung und schließlich eine Thrombose. Im März 2023 dann eine Operation, die sich kaum jemand vorstellen kann: „Da haben sie mir den kompletten Magen entfernt - und 41 Metastasen.“

„Wir sind ein gutes Team“, wissen Henning und Anke Krautmacher. (Bild: WDR)

„Wir sind ein gutes Team“, wissen Henning und Anke Krautmacher. (Bild: WDR)

„Die Anke hat sich alles abgeholt, was auf der Packungsbeilage steht. Das gibt es überhaupt nicht. Das ist nicht normal. Aber vielleicht hat genau das dazu geführt, auch wegen der ungeheuren Medikation, das vielleicht die Zellen auch einen drüber gekriegt haben. Wir wissen es nicht“, sagte ein sichtlich erleichterter Henning Krautmacher. Und Anke fügte hinzu: „Der Tumor, der da saß, hat genau so gekämpft wie ich. Nur hat er nicht mehr die leckeren Zellen bekommen. Und der hat es nicht geschafft.“

Die Krautmachers zu Besuch beim „Sommerfest für Inklusion“

Henning war immer dabei. Er lernte, die Blutwerte zu verstehen, hielt Ankes Hand, als man ihr die Lunge punktierte. Er lernte kochen, obwohl seine Frau nur noch höchstens hundert Gramm essen konnte. Anke machte alles durch, was ein krebskranker Mensch erlebt: Sie verlor ihre Haare, ihre Wimpern. Besonders schlimm aber sei es gewesen, als sie eines Morgens ihre Augenbrauen verlor. Und da hatte Henning Krautmacher eine Idee: Er nahm sich den Schnurrbart ab. Aber das gefiel Anke nicht: Sie will ihren Henning nicht ohne Bart.

„Es war eine Geschichte zwischen uns beiden. Die haben wir beide absolviert. Das war auch zwischen uns klar. Wir sind ein gutes Team. Jetzt haben wir es bis hierhin geschafft. Und wir schaffen auch alles Weitere“, ist sich Henning Krautmacher sicher. Und Anke fügt hinzu: „Der Tod kriegt mich nicht.“

Die beiden haben die schwere Zeit glücklich überstanden. Henning Krautmacher arbeitet wieder: Nächstes Jahr ist er als Schauspieler in einer Serie und einem Film zu sehen. Und an diesem Wochenende kann man die Krautmachers in Eitorf treffen, in der Nähe von Hennef an der Sieg. Dort findet das „Sommerfest für Inklusion“ statt. Henning Krautmacher: „Da kann man mal blind Mensch-ärgere-dich-nicht spielen oder was auch immer. Inklusion ist ein wichtiges Thema. Da werden wir beide uns sehen lassen und ein bisschen dafür werben.“ (tsch)