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„Das ist aber böse!“Horst Lichter urteilt hart über gruseliges Objekt, Verkäuferin wehrt sich

Lesezeit 4 Minuten
„Kann das auch irgendwas?“, fragt Horst Lichter naiv bei „Bares für Rares“. Da führt ihm Experte Detlev Kümmel den Aufzieh-Mechanismus einer Spieluhr vor. (Bild: ZDF)

„Kann das auch irgendwas?“, fragt Horst Lichter naiv bei „Bares für Rares“. Da führt ihm Experte Detlev Kümmel den Aufzieh-Mechanismus einer Spieluhr vor. (Bild: ZDF)

Eine „enthauptete“ Bettlerin, ein überkritischer Moderator und ein Händler, der sich mit Grausen abwendet: „Bares für Rares“ erinnerte am Donnerstag bisweilen an einen Horrorfilm.

Schauerstunde in der ZDF-Trödelshow - da wurde in der Donnerstagsausgabe auch dem Gastgeber kurz anders zumute. „Kann das auch irgendwas?“, fragte Horst Lichter zunächst naiv bei „Bares für Rares“. Da führt ihm Experte Detlev Kümmel den Aufzieh-Mechanismus einer Spieluhr vor.

Dem ZDF-Moderator lief's umgehend kalt den Rücken herunter: „Das Mädchen sieht aus, als ob es Gefrierbrand hätte.“ Der Experte raunte: „Und sie hat dich angeschaut!“ Bei Lichter verfing der gemeine Scherz: „Uhhhhh, ich kenne Horrorfilme mit Puppen!“

„Wir haben hier einen Handkurbelspielautomat“, ergriff Experte Kümmel das Wort. Der traurige Blick der Puppe erkläre sich daraus, dass sie um Geld bettle - mit der Hilfe eines Gibbon-Äffchens. (Bild: ZDF)

„Wir haben hier einen Handkurbelspielautomat“, ergriff Experte Kümmel das Wort. Der traurige Blick der Puppe erkläre sich daraus, dass sie um Geld bettle - mit der Hilfe eines Gibbon-Äffchens. (Bild: ZDF)

Mitgebracht hatten das gruselige Objekt Patricia und Simone, Schwestern aus Troisdorf und Bonn. Von ihrem Besuch der ZDF-Trödelshow erhofften sie sich neben Geld auch mehr Infos. „Wir wissen nicht: Wie alt ist es? Auch wo es herkommt, wäre interessant zu wissen - und ob die Spieluhr überhaupt noch spielt.“

Horst Lichter empfiehlt, Spieluhr nachts „in einen verschlossenen Raum“ zu stellen

Die Schwestern, die eine Bilanzbuchhalterin, die andere Polizei-Mitarbeiterin, hatten die Spieluhr aus dem Nachlass der Mutter geerbt: Die sei „leidenschaftliche Flohmarktgängerin“ gewesen, und speziell dieser Fund sei ihr immer heilig gewesen. „Aber wir haben dazu keinen Bezug.“

Horst Lichter wusste um das kontroverse Sujet: „Die einen sagen, dass sie Puppen lieben, die anderen sagen, Puppen machen mir Angst.“ Zwar sei er selbst „kein Puppengegner“, doch diese sehe aus, „ab ob man sie nachts in einen verschlossenen Raum stellen sollte“. Die Kandidatinnen fanden das Urteil reichlich hart: „Das ist aber böse!“, gaben sie zurück.

Die Schwestern hatten die Spieluhr aus dem Nachlass der Mutter geerbt: Die sei „leidenschaftliche Flohmarktgängerin“ gewesen. (Bild: ZDF)

Die Schwestern hatten die Spieluhr aus dem Nachlass der Mutter geerbt: Die sei „leidenschaftliche Flohmarktgängerin“ gewesen. (Bild: ZDF)

Zeit wurde es für eine sachliche Einordnung. „Wir haben hier einen Handkurbelspielautomat“, ergriff Experte Kümmel das Wort. Der traurige Blick der Puppe erkläre sich daraus, dass sie um Geld bettle - mit der Hilfe eines Gibbon-Äffchens. Die Entstehungszeit schätzte der Fachmann um das Jahr 1870.

„Bares für Rares“-Experte „enthauptet“ gruselige Puppe

Horst Lichter fragte nach den verwendeten Materialien. Da konnte Kümmel einiges aufzählen: verschiedene Hölzer wie Nussbaum und Esche, auch Fell, Stoffe, Leder sowie Porzellan. Ein Bestandteil der Spieluhr aber passe nicht in die Zeit der Entstehung.

„Dieser Kopf ist viel zu groß, deshalb sieht er auch so unheimlich aus“, erkannte Experte Detlev Kümmel und hatte bei den Worten die Puppe glatt „enthauptet“. (Bild: ZDF)

„Dieser Kopf ist viel zu groß, deshalb sieht er auch so unheimlich aus“, erkannte Experte Detlev Kümmel und hatte bei den Worten die Puppe glatt „enthauptet“. (Bild: ZDF)

Und dann erinnerte „Bares für Rares“ wirklich kurz an einen Horrorfilm. „Dieser Kopf ist viel zu groß, deshalb sieht er auch so unheimlich aus“, erkannte Kümmel und hatte bei diesen Worten die Puppe glatt „enthauptet“ - er präsentierte ihren abgetrennten Kopf. Der Originalkopf sei kleiner gewesen und habe nach dem Aufziehen leicht genickt. Der vorliegende mit Korken sei ein Ersatzteil.

Ein anderer Makel war so offenkundig, dass es keinen Experten gebraucht hätte: „Der Affe hat Fell verloren“, sprach Kümmel das Augenscheinliche an. Dabei handle es sich um echtes Fell, das sich inzwischen jedoch „in seine Bestandteile“ auflöse.

Nur einen Herstellernamen blieb Kümmel schuldig. Er vermutete, dass man den im Nacken des originalen Porzellankopfs gefunden hätte. Aber der lag ja leider nicht mehr vor.

„Ich möchte gar nicht, dass die mir in die Augen guckt“

„Ich möchte gar nicht, dass die mir in die Augen guckt, ehrlich gesagt“, gestand Julian Schmitz-Avila (links) und schob die Spieluhr zu seinem Sitznachbarn Christian Vechtel. (Bild: ZDF)

„Ich möchte gar nicht, dass die mir in die Augen guckt, ehrlich gesagt“, gestand Julian Schmitz-Avila (links) und schob die Spieluhr zu seinem Sitznachbarn Christian Vechtel. (Bild: ZDF)

Der Wunschpreis kam den Schwestern nach diesen kritischen Ausführugen etwas zaghaft über die Lippen: „Wir dachten so 350 Euro?“ Kümmel gab zu bedenken: „Solche Automaten sieht man nicht jeden Tag.“ Im perfekten Zustand seien mehr als 2.000 Euro drin. Hier kam er trotz der Makel auf stolze 1.000 bis 1.300 Euro. Klar, dass die Gäste die Händlerkarte annahmen.

Im Händlerraum war die Begeisterung groß. „Mit einem Affen!“, freute sich Wolfgang Pauritsch über das fellhaarige Detail. „Außergewöhnlich!“, zeigte sich Susanne Steiger beeindruckt. Christian Vechtel erkundigte sich nach der Entstehungszeit: „1860/70, so was?“ Treffer!

Nur einer wirkte zunächst eher abgeschreckt. „Ich möchte gar nicht, dass die mir in die Augen guckt, ehrlich gesagt“, gestand Julian Schmitz-Avila und schob die Spieluhr mit größter Vorsicht zu seinem Sitznachbarn. „Da gibt's auch einen Horrorfilm“, erinnerte sich Kollege Pauritsch. Christian Vechtel fand: „Die Puppen sind aus der Zeit alle so ein bisschen gruselig.“

Händler fällt beim Expertenpreis vom Glauben ab

Fairerweise erwähtnen die Kandidatinnen, dass es sich nicht um den Original-Kopf handle. Händler Vechtel fiel noch etwas auf: „Der Boden ist aber auch nicht original von der Spieluhr.“ Seine Schlussfolgerung: „Die wurde schon mal äußerst liebevoll restauriert.“

Wolfgang Pauritsch (“Es ist einfach kurios“) startete mit 50 Euro. Er wusste: „Es gibt auch Spielautomaten in Museen, die sind wild darauf.“ Danach waren es aber Friedrich Häusser und Christian Vechtel die sich im rasanten Wechsel bis 210 Euro überboten. Die Verkäuferinnen hatten aber noch den Expertenpreis im Ohr und fanden: „Da geht noch was!“

Als sie der Runde den Schätzpreis nannten, fiel Friedrich Häusser aus allen Wolken: „Vierstellig?!“ Ganz so hoch ging es dann auch nicht. Bereits bei 700 Euro, geboten von Christian Vechtel, ging keiner mehr mit. Verkäuferin Patricia forderte mit Nachdruck: „750!“ Vechtel lie0 sich überzeugen: „Mache ich auch noch.“

„Das Ding ist doch mal affengeil, oder?“, war die Freude beim Händler groß. Die Verkäuferinnen zeigten sich vor der ZDF-Kamera erleichtert: „Bisschen holprig am Anfang“, bewertete Simone die Verhandlungen. „Jetzt sind wir froh, dass wir's geschafft haben.“ (tsch)