Einst seien Türsteher von Partygängern respektiert worden. Wie mehrere Security-Mitarbeiter in einer neuen ZDF-Dokumentation berichten, sei dies heute oft nicht mehr der Fall. Auch das eigene Risiko sei enorm: „Die müssen sich töten lassen oder sich niederstechen lassen für zehn oder zwölf Euro die Stunde.“
In ZDF-Doku klagen Türsteher über fehlenden Respekt„Die Jugend von heute kennt keine Grenzen mehr“

Türsteher Andrea Giarrizzo lässt sich „nicht gerne auf den Schlips treten“. (Bild: ZDF / Susanne Dobler)
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„Das könnten alles unsere Kinder sein“, weiß Sandra. Zwar dürfte der Altersunterschied zwischen der 33-Jährigen und den meisten Partygängern, die ihr in der nordrhein-westfälischen Großraumdisco „E-Dry“ begegnen, eher gering sein. Ihrer Verantwortung, vor allem im Umgang mit schwer alkoholisierten Gästen, ist sich die Türsteherin jedoch bewusst: „Wenn wir die so auf die Straße schicken und am nächsten Tag steht irgendein Artikel in der Zeitung, könnten wir uns das nicht verzeihen.“
Meistens, erzählt Sandra in der zweiteiligen ZDF-Doku „Türsteher - Wächter der Nacht“, tun ihr die Betrunkenen leid. Bei Totalausfällen sei es ihre Aufgabe, den Rettungswagen zu rufen oder die Eltern der Betroffenen zu kontaktieren. Ihr Kollege Rainer glaubt: „Die Jugend von heute kennt keine Grenzen mehr. Früher war es so: 'Komm, ich trink mal einen, dann ist gut.' Heute ist es maßlos geworden.“ Wer heute jung sei, habe „vielleicht auch nie gelernt, mit Alkohol richtig umzugehen“, vermutet er.
„Die müssen sich niederstechen lassen für zehn oder zwölf Euro die Stunde“

„Würde ich an der Tür stehen wie so ein kleines graues Mäuschen mit pinkem Lippenstift, würde mich wahrscheinlich keiner ernst nehmen“, weiß Anke Henkel (rechts). (Bild: ZDF / Susanne Dobler)
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Auch Andrea Giarrizzo kann ein Lied von Alkohol-Exzessen im Nachtleben singen. Der 48-Jährige arbeitet seit sechs Jahren als Türsteher im Kölner „Bootshaus“. „Du bist viel zu besoffen“, sagt er im Film zu einem lallenden Mann, der die beliebte Partylocation besuchen möchte. Man müsse „autoritär bleiben“, erklärt der Security-Mann dem Kamerateam. „Ich lasse mir nicht gerne auf den Schlips treten.“
Das sieht Mirko Ferenczy ähnlich. „Es ist viel wert, wenn du als Türsteher nett bist zu jedem, der kommt“, sagt der Frankfurter, „aber natürlich auch mit der gewissen Ausstrahlung. Man darf nicht wie ein Hampelmann dastehen.“ Der 44-Jährige versteht sich als „Türsteher der alten Schule“, arbeitet schon seit vielen Jahren nebenberuflich im Security-Bereich. „Wenn man das als Hauptjob hat und jede Nacht an der Tür steht - ich glaube, das packt kein Mensch.“ Früher habe man als Türsteher gut verdient, heute sei der Lohn gering und das Berufsrisiko hoch: „Die müssen sich töten lassen oder sich niederstechen lassen für zehn oder zwölf Euro die Stunde, wenn es hart auf hart kommt.“
Früher, „vor zehn, 15, 20 Jahren“, sagt Mirko Ferenczy, sei „ein Nein noch ein Nein“ gewesen. „Das haben die Leute akzeptiert. Da war noch vor den Älteren, vor den Türstehern noch ein gewisser Respekt da. Das gibts heute nicht mehr so.“ Immer häufiger komme es an der Tür zu Diskussionen. „Wir müssen in Kauf nehmen, dass wir die Ar...löcher sind.“
Immer mehr Frauen an den Türen der Clubs
Zur Deeskalation setzt man vielerorts immer häufiger auch auf weibliche Security-Mitarbeiterinnen. Laut der Soziologin Christine Preiser habe es „verschiedene Vorteile, mit Frauen an der Tür zu arbeiten“: Unter anderem werde Frauen nachgesagt, in „Konflikten das Aggressionspotenzial eher zu senken, als dazu beizutragen“. Eine gewisse Autorität müsse man als Türsteherin dennoch ausstrahlen, erklärt Anke Henkel, die seit mehr als drei Jahrzehnten in der Security-Branche arbeitet: „Würde ich an der Tür stehen wie so ein kleines graues Mäuschen mit pinkem Lippenstift, würde mich wahrscheinlich keiner ernst nehmen.“
Ob Mann oder Frau - gefordert seien an den Türen der Diskotheken vor allem „Feingefühl, Durchsetzungsvermögen und Mut“, heißt es im Film. Das weiß auch Türsteherin Sandra vom „E-Dry“: „Wichtig ist, dass du immer freundlich bleibst. Es sind alkoholisierte Menschen, das darf man nie vergessen, die sind teilweise nicht zurechnungsfähig. Insofern musst du mit den Leuten einfach immer wieder reden.“ (tsch)