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Joaquin Phoenix, Lady Gaga und der doppelte WahnsinnDas sind die Kino-Highlights der Woche

Lesezeit 5 Minuten
In „Joker: Folie à Deux“ geben sich Joaquin Phoenix und Lady Gaga gemeinsam dem Wahnsinn hin. (Bild: 2024 Warner Bros. Entertainment/DC Comics)

In „Joker: Folie à Deux“ geben sich Joaquin Phoenix und Lady Gaga gemeinsam dem Wahnsinn hin. (Bild: 2024 Warner Bros. Entertainment/DC Comics)

„Memory“, „Der wilde Roboter“ und der Musical-Psychothriller „Joker: Folie à Deux“, in dem Joaquin Phoenix und Lady Gaga sich gemeinsam dem Wahnsinn hingeben: Das sind die Kino-Neustarts am 3. Oktober.

„Komm, Schatz, wir schauen heute einen Film. Da läuft ein neues Musical.“ - „Toll, was denn für eins?“ - „Lass dich überraschen.“ - Jemanden so ins Kino zu locken, wäre schon ziemlich gemein. Aber der Joker hätte bestimmt eine riesige Freude an so einem Gag. 2019 lieferte Joaquin Phoenix seine ganz eigene Interpretation des legendären Batman-Gegenspielers, zum Lohn für seine herausragende Darbietung gab's unter anderem einen Oscar als bester Hauptdarsteller. Jetzt schlüpft er, tanzend und singend, noch einmal in die Rolle des kaputten Spaßmachers - unterstützt von Lady Gaga, dem zweiten Superstar in „Joker: Folie à Deux“.

Arthur Fleck alias Joker (Joaquin Phoenix) findet in Harleen Quinzel (Lady Gaga) eine Verbündete. (Bild: 2024 Warner Bros. Entertainment/DC Comics/Niko Tavernise)

Arthur Fleck alias Joker (Joaquin Phoenix) findet in Harleen Quinzel (Lady Gaga) eine Verbündete. (Bild: 2024 Warner Bros. Entertainment/DC Comics/Niko Tavernise)

Außerdem neu im Kino: das Beziehungsdrama „Memory“ mit Peter Sarsgaard und Oscargewinnerin Jessica Chastain und „Der wilde Roboter“, ein von der Kritik gefeiertes neues Dreamworks-Abenteuer.

Joker: Folie à Deux

Roboter Roz ist zwar nicht darauf programmiert, Mama zu sein, will sich aber trotzdem um Gänseküken Brightbill kümmern. (Bild: Universal Pictures)

Roboter Roz ist zwar nicht darauf programmiert, Mama zu sein, will sich aber trotzdem um Gänseküken Brightbill kümmern. (Bild: Universal Pictures)

Ein „Joker“-Film als eine Mischung aus Musical und Psychothriller? Die Grundidee hinter diesem Film sorgte von Beginn an für viel Aufsehen, das schräge Konzept könnte sich aber doch als sehr clever erweisen. Zwei Oscars, zwei Golden Globes, ein Grammy und viele weitere Preise: „Joker“ (2019) war nicht nur kommerziell, sondern auch künstlerisch ein voller Erfolg. Um mit einer Fortsetzung noch einmal ein vergleichbares Ausrufezeichen setzen zu können, musste Regisseur Todd Phillips, der wieder mit Scott Silver das Drehbuch schrieb, zwangsläufig etwas riskieren. Warum also nicht den Joker für 200 Millionen Dollar ein bisschen singen lassen?

„Folie à Deux“, den etwas hochtrabenden Titel könnte man im Kontext des Films in etwa so übersetzen: Zwei, denen gleichzeitig eine Sicherung durchbrennt, während sie Hand in Hand durch Gotham tanzen. Die eine Figur, Joaquin Phoenix als der Joker, bedarf keiner weiteren Einführung mehr. Die zweite, das ist Pop-Superstar Lady Gaga als Harley Quinn - was für eine Besetzung!

Roz muss Brightbill eine Menge beibringen - zum Beispiel das Fliegen. (Bild: Universal Pictures)

Roz muss Brightbill eine Menge beibringen - zum Beispiel das Fliegen. (Bild: Universal Pictures)

Als die Handlung des Films einsetzt, befindet sich Arthur Fleck alias Joker bereits hinter Gittern. Im Arkham Ayslum, das DC-Fans bereits aus vielen Comics, Videospielen und Verfilmungen kennen, sitzt er seine Zeit ab und schmort im Saft seiner kranken, toxischen Gedankenwelt. In der Anstalt lernt er schließlich auch die Psychologin Harleen Quinzel (Lady Gaga) kennen - der Beginn des titelgebenden Wahnsinns zu zweit -, während draußen der „Prozess des Jahrhunderts“ vorbereitet wird. Die Justiz will Arthur Fleck, der als Joker viele schlimme Dinge getan hat, seiner gerechten Strafe zuführen. Viele Menschen betrachten ihn als Monster. Aber da sind auch nicht wenige, die den Joker als missverstandenen Helden feiern und seine Freilassung fordern ...

Memory

Sylvia (Jessica Chastain) will die Vergangenheit vergessen, Saul (Peter Sarsgaard) hingegen kämpft gegen das Vergessen. (Bild: 2023 Teorema/MFA+)

Sylvia (Jessica Chastain) will die Vergangenheit vergessen, Saul (Peter Sarsgaard) hingegen kämpft gegen das Vergessen. (Bild: 2023 Teorema/MFA+)

Eine Frau hangelt sich gelangweilt durch ein Jubiläums-Treffen der Highschool-Klasse, fährt dann nach Hause, und ein Mann folgt ihr. Die ganze Nacht sitzt er anschließend draußen vor dem Haus, trotz Regen und Kälte, und als sie ihn am nächsten Morgen dort vorfindet und Fragen stellt, guckt er sie nur verdutzt an. Im wahren Leben wäre das wohl ein Fall für die Polizei. Hier ist es der Beginn eines feinfühligen Dramas mit zwei Hollywood-Stars in Bestform.

Worum geht es in „Memory“? Vor allem um zwei verlorene Seelen, die in New York auf ganz unterschiedlichen Pfaden durchs Leben irren, aber dabei doch irgendwie zueinander finden. Sozialarbeiterin Sylvia (Jessica Chastain) hat als Alkoholikerin viel Schlimmes hinter sich und würde das alles am liebsten vergessen. Saul (Peter Sarsgaard) hingegen kämpft verzweifelt gegen das Vergessen. Er leidet unter beginnender Demenz, seine Familie macht sich Sorgen.

Saul (Peter Sarsgaard) und Sylvia (Jessica Chastain) sind auf ganz unterschiedlichen Pfaden unterwegs, aber das Schicksal führt sie trotzdem zusammen. (Bild: 2023 Teorema/MFA+)

Saul (Peter Sarsgaard) und Sylvia (Jessica Chastain) sind auf ganz unterschiedlichen Pfaden unterwegs, aber das Schicksal führt sie trotzdem zusammen. (Bild: 2023 Teorema/MFA+)

„Warum bist du mir von der Party gefolgt?“ - Mit Fragen wie dieser läuft die alleinerziehende Mutter Sylvia bei Saul immer wieder gegen die Wand. Und doch scheint das Schicksal die beiden Protagonisten aus „Memory“ füreinander bestimmt zu haben. Das Beziehungsdrama von Regisseur, Autor und Produzent Michel Franco lief zuletzt bereits bei mehreren renommierten Festivals. In Venedig, wo der Film Premiere feierte, wurde Peter Sarsgaard als bester Schauspieler ausgezeichnet.

Der wilde Roboter

Eine Träne verdrücken, weil ein Roboter sich so vorbildlich um ein Gänseküken kümmert - klingt unwahrscheinlich, aber hier könnte es womöglich doch passieren. Visuell überwältigend, humorvoll und wahnsinnig anrührend erzählt: „Der wilde Roboter“ erntete zuletzt bereits jede Menge Beifall. Zahlreiche Kritikerinnen und Kritiker betrachten die Kinderbuch-Adaption als den besten Dreamworks-Film seit Jahren. Und das bei einer Geschichte, die gänzlich auf Menschen beziehungsweise menschliche Figuren verzichtet.

Im Fokus steht zunächst Roz, genauer: Rozim 7134, ein hochintelligenter sprechender Roboter. Anfangs ist nicht viel „Wildes“ an dieser Maschine, aber das ändert sich, als Roz nach einem Schiffbruch auf einer entlegenen, unbewohnten Insel strandet. Okay, nicht ganz unbewohnt: Da sind viele Tiere (die auch sprechen können), und dann steht Roz irgendwann plötzlich da mit einem Ei in der Hand. Ein knuffiges kleines Gänseküken mit riesigen Kulleraugen schlüpft heraus und starrt Roz an. Der Roboter wird zur Ersatz-Mutter.

Roz ist zwar nicht aufs Mama-Sein programmiert und anfangs überfordert, aber irgendwo zwischen den vielen Drähten und Platinen steckt doch so etwas wie ein Herz. Roz kümmert sich um den kleinen Gänserich, den er Brightbill nennt, und verspricht: „Ich werde ihn beschützen.“ Roz muss Brightbill allerdings auch dringend ein paar Sachen beibringen. Schwimmen und fliegen zum Beispiel. Ansonsten wird der schwächliche Brightbill in der Wildnis kaum überleben können.

Die literarische Vorlage für das neueste Dreamworks-Abenteuer lieferte der US-Autor Peter Brown, der mit seinen Kinderbüchern schon mehrfach auf der Bestsellerliste der „New York Times“ landete. Hauptverantwortlich für die filmische Umsetzung war Chris Sanders (Regie und Drehbuch) - ebenfalls ein echter Spezialist auf seinem Gebiet: Sanders, ausgebildet bei Disney, erfand vor einigen Jahren die Figuren Lilo und Stitch und war später maßgeblich an Kino-Hits wie „Drachenzähmen leicht gemacht“ beteiligt. (tsch)