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Keine Gefängnisse? Keine Zuschauer! Kontroverse ARD-Serie fällt beim Publikum durch

Lesezeit 2 Minuten
„A Better Place“ mit Katharina Schüttler und Johannes Kienast in den Hauptrollen fiel zum Serienstart beim Publikum durch. (Bild: WDR/Komplizen Serien/Studiocanal)

„A Better Place“ mit Katharina Schüttler und Johannes Kienast in den Hauptrollen fiel zum Serienstart beim Publikum durch. (Bild: WDR/Komplizen Serien/Studiocanal)

Mit seiner achtteiligen Serie „A Better Place“ hat die ARD zum Auftakt einen kapitalen Quotenflop produziert. Dabei setzt die aufwendige Produktion ein ebenso spannendes wie kontroverses Gedankenspiel in Szene.

Was würde passieren, wenn man die Gefängnisse schließen und all ihre Insassen entlassen würde? Natürlich begleitet von Therapiemaßnahmen und staatlicher Überwachung. In der achtteiligen Serie „A Better Place“ wird dieses Gedankenspiel in einer fiktiven deutschen Großstadt Realität. Von einem auf den anderen Tag schließen die Gefängnisse, und das Projekt „Trust“ entlässt alle Delinquenten in die Freiheit.

Ein durchaus spannend klingender Ansatz für eine TV-Serie. Doch zum Start hat der aufwendig produzierte Achtteiler enttäuschende Quoten im Ersten hervorgebracht. Nur 1,69 Millionen Menschen schalteten am Mittwochabend die Auftaktfolge um 20.15 Uhr ein. Bei Folge 2 waren ab 21 Uhr nur noch 1,41 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer dabei. Die Marktanteile beliefen sich auf 7 respektive 6 Prozent. Beim jungen Publikum (14- bis 49-Jährige) sprangen sogar nur 5,9 und 3,8 Prozent heraus. Für die ARD sind das unterirdische Werte weit abseits des Senderschnitts.

„Natürlich ist es ein Modell, das völlig konträr zur gegenwärtigen gesellschaftlichen Stimmung stünde“

Zum Vergleich: Mit seinen am Dienstagsabend ausgestrahlten Unterhaltungsserien wie „Die Kanzlei“ und „In aller Freundschaft“ kommt das Erste auf Werte von 4 bis teils sogar über 7 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer. Für „A Better Place“ war am Mittwochabend gegen die Konkurrenz kein Stich zu machen. Der zeitgleich gesendete Fahndungsklassiker „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ kam im ZDF auf eine Reichweite von über 5 Millionen Menschen. „A Better Place“ steht auch in der ARD-Mediathek bereit. Die genauen Abrufzahlen sind nicht bekannt.

„'A Better Place' spielt die Idee durch, was passieren würde, wenn man Menschen vertrauen, respektieren und Chance geben würde, die dies alles nicht bekommen“, sagte vor dem Serienstart Hauptdarsteller Johannes Kienast im Interview mit der Agentur teleschau. „Würde ein Straftäter von seinem bisherigen Leben Abstand nehmen und es überdenken, wenn man ihm oder ihr Vertrauen entgegenbrächte? Wenn man diesen Menschen vielleicht erstmals mit Respekt behandeln würde?“

Kienast selbst könnte es sich „zumindest vorstellen“, einen solchen Ansatz in die Tat umzusetzen: „Natürlich ist es ein Modell, das völlig konträr zur gegenwärtigen gesellschaftlichen Stimmung stünde. Gerade sind wir ja eher wieder bei 'law and order', Sicherheitsangst und gegenseitigem Misstrauen. Es ist aber eine Spirale, die in die falsche Richtung verläuft. Wir müssen wieder einander zuhören und versuchen, andere zu verstehen.“ (tsch)