Eine beunruhigend surrende Leuchte schwebte wie ein Damokles-Schwert über den Häuptern Günther Jauchs und seines ersten Kandidaten. Später störten ein intimes Tattoo und eine indiskrete Frage an den Moderator die festliche Stimmung bei „Wer wird Millionär? - Das Weihnachts-Special“.
„Kommt das ins Fernsehen?“ - Studio-Panne sorgt für Chaos bei „Wer wird Millionär?“
Ein XXL-Schneemann, der größer war als der Moderator, Kunstschnee, Schlitten und mehrere Weihnachtsbäume, dazu ein Redaktionsmitglied im Kostüm als lebendiger Christbaum - RTL gab sich alle Mühe, den ersten Teil der weihnachtlichen Doppelfolge von „Wer wird Millionär?“ mit optischer Feiertagsstimmung zu versehen. Allerdings gab es einige Momente, die der besinnlichen Stimmung eher abträglich waren und das Konzept der Familienfreundlichkeit strapazierten ...
Dr. Fabian Krauss war der erste Kandidat des Abends. Der besinnlichen Stimmung machte ein bedrohliches Brummen über seinem und Jauchs Kopf zunächst einen Strich durch die Rechnung. „Was will uns dieser Defekt sagen? Irgendwas hängt, oder?“, war der Moderator zunächst ratlos. „Bitte geben Sie mir ein Zeichen, wenn sich der Scheinwerfer in Richtung meiner Birne bewegt“, bat er das Publikum. Dann nahm er sich vor: „Wir versuchen es zu ignorieren.“
Das klappte aber nur sehr bedingt. Nach den nächsten beiden Fragen wandten Jauch und sein Kandidat den bangen Blick wieder nach oben. Dann erfuhr man: „Bei dem defekten Gerät handelt es sich um eine Lampe. Diese Lampe wird jetzt abgeschaltet.“ Doch auch das klappte zunächst nicht. „Toll. Das Licht ist weg, aber das Geräusch ist immer noch da“, ätzte Jauch, der unter Raunen des Publikums anfügte: „Das ist wie bei manchen Menschen, wo man sich fragt, wozu sind die noch nutze. Geben nur noch Geräusche von sich.“
Szenen fast wie bei Loriot: „Das kommt ins Fernsehen, ja“
Aus der Regie kam die Anweisung „Bleiben Sie einfach sitzen, unterhalten Sie sich, wir versuchen das Problem zu lösen.“ Ein fünfköpfiges Montageteam mit Leiter ging der Ursache nun genauer auf den Grund. Jauch erkundigte sich: „Kommt das ins Fernsehen, was wir machen, oder erst mal nicht?“ Die Antwort aus der Regie: „Das kommt ins Fernsehen, ja.“ Es waren Szenen, fast wie bei Loriot. Dr. Fabian Krauss ließ sich jedoch nicht aus dem Konzept bringen. Am Ende reichte es für den Assistenzarzt für 32.000 Euro.
„Sie sind einer der jüngsten Teilnehmer in der Geschichte von 'Wer wird Millionär?'“ - mit diesen Worten begrüßte der Moderator später den 19-jährigen Jura-Studenten Ben Schröbel. Der Leipziger entschied sich für die risikoarme Spielweise mit drei statt vier Jokern und zusätzlichem Sicherheitsnetz auf der 16.000-Euro-Stufe. Günther Jauch schenkte ihm und allen anderen Kandidaten des Weihnachtsspecials allerdings einen Zusatzjoker.
„Wobei handelt es sich nicht um bundesweite Feiertage, sondern prinzipiell um normale Arbeitstage?“ Heiligabend und Silvester, Silvester und Neujahr, Silvester und zweiter Weihnachtstag, Neujahr und Heiligabend? Die Antwort war 500 Euro wert. Als der Kandidat lange vergeblich nachgedacht hatte, ätzte Günther Jauch: „Jetzt hat der Jura studiert, jetzt denke ich, ich habe mit einem 19-jährigen einen Anwalt der Work-Life-Balance.“
Indiskrete Frage an Günther Jauch: „Werde die ganze Sendung über zwischendrin beleidigt“
„Don't Look Back In Anger: Welche Band kündigte 15 Jahre nach der Auflösung für 2025 ein Comeback an?“ The Police, Oasis, Guns N' Roses, Nirvana? Der 19-jährige Kandidat war offensichtlich zu jung für diese Frage. Sein Onkel dagegen hatte das Zeitfenster für Musikwissen aus dieser Generation in die andere Richtung überschritten und riet, schwankend zwischen Nirvana und Oasis, fälschlicherweise zu Nirvana. Zum Glück bemerkte Ben Schröbel die Unsicherheit in der Stimme des Telefonjokers und schob den 50:50-Joker nach. Dann wählte er korrekt Oasis.
4.000 Euro wert: „Geht es um die Form ihrer Unterhosen, stehen Damen häufig vor der Wahl zwischen ...?“ Brazilian und Hipster, Australien und Nerd, Italian und Snob, British und Gentleman? „Ach Mensch, das ist so schade, das ist so schade, Ich habe wirklich keine Ahnung“, gab Ben Schröbel zu. Günther Jauch verstand das als Aufgeben und war umso überraschter, dass der Kandidat zockte. Antwort A, riet er ins Blaue. Richtig! Jauch dozierte, was gemeint war. „Und jetzt ganz ehrlich: Haben Sie das abgelesen oder wussten Sie es?“, fragte Ben Schröbel den Moderator. Die investigative Frage wurde mit Lachen und Applaus des Publikums quittiert. Schuldig, gestand Jauch dem angehenden Anwalt.
Dann erlaubte der Moderator dem Kandidaten einen Blick auf seinen Monitor: „Was tragen Sie denn, Herr Jauch?“, hatte ihm die Redaktion auf das Display geschrieben. „So werde ich die ganze Sendung über zwischendrin beleidigt“, lamentierte der Moderator. „Daher kommt diese Grundaggressivität bei mir.“
Die 16.000er-Frage: „Wer vom entsprechenden Dachverband das 'Bauerndiplom' erhielt, hat erwiesenermaßen zumindest Anfängerkenntnisse ...?“ in Sachen Tischmanieren, im Schachspiel, über den Kölner Karneval, bei der Wettervorhersage? Erneut zu zocken traute sich der Kandidat nicht. „Es gibt traurigere Momente, 8.000 Euro gewonnen“, munterte Günther Jauch ihn auf.
So schlugen sich die anderen Kandidaten
„Dafür gibt's doch ne eigene Sendung, warum sind Sie hier bei uns?“, begrüßte Günther Jauch die österreichische Kandidatin wenig gastfreundlich. „Weil ich Sie so mag“, erwiderte Dagmar Salecic-Reichhold mit taktischer Finesse. Die Reise lohnte sich: Die Kandidatin ging mit 32.000 Euro.
Marcel Richter fiel gleich zu Beginn seines Auftritts mit Grinch-Socken auf. „Die habe ich nicht umsonst an, ich bin so gar kein Familien- und Weihnachtstyp“, erklärte er. Für ihn sei Weihnachten „ein ganz normaler Tag wie immer“. Nicht nur damit wirkte er nicht wie der ideale Kandidat für die Weihnachts-Doppelfolge. Auch der Ort, den er für sein Tattoo mit dem WWM-Logo gewählt hatte, war wenig familienfreundlich. Ein Foto zeigte, so verdeckt wie möglich das Motiv auf seinem Hinterteil. Er fiel mit einer falschen Antwort auf 500 Euro, doch Günther Jauch legte 500 drauf, da Marcel Richter einer Kollegin als Kandidaten-Zusatzjoker uneigennützig geholfen hatte.
Susann Bücher aus Sankt Augustin in Nordrhein-Westfalen ging mit 16.000 Euro in die letzten Dezembertage. Barbara Schwarzfischer darf am zweiten Weihnachtsfeiertag weiterspielen. Sie steht aktuell auf 1.000 Euro. (tsch)