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Lady Gaga feiert ihr ganz eigenes Pop-ChaosDas sind die Musik-Highlights der Woche

Lesezeit 5 Minuten
Lady Gaga zeigt mit „Mayhem“, dass sie sich auch in einem großen musikalischen Chaos wunderbar zurechtfindet. (Bild: Frank LeBon)

Lady Gaga zeigt mit „Mayhem“, dass sie sich auch in einem großen musikalischen Chaos wunderbar zurechtfindet. (Bild: Frank LeBon)

Yvonne Catterfeld, Thomas Anders und Lady Gaga, die sich mit ihrem siebten Album ins musikalische Chaos stürzt: Erfahren Sie hier, was neu, wichtig und hörenswert ist in der Welt der Musik.

Vor 17 Jahren begann Lady Gaga, die Popwelt im ganz großen Stil durchzuschütteln. Was sie damals leistete und erreichte, wirkt in der Musik der Gegenwart immer noch nach. Aber gehört sie heute immer noch zur Avantgarde des Pop? Mit „Mayhem“ liefert sie darauf eine eindeutige Antwort: nein. Und doch ist „Mayhem“ wieder spektakulärer Pop-Bombast, wie ihn nur ganz wenige abliefern könnten, ohne sich schwer zu verheben. Neues und Hörenswertes gibt es außerdem von Yvonne Catterfeld und Thomas Anders.

Lady Gaga - Mayhem

Yvonne Catterfeld vermittelt mit „Move“ eine klare Botschaft: Bewegung, Bewegung, Bewegung! (Bild: Sony Music/Seven.One Starwatch)

Yvonne Catterfeld vermittelt mit „Move“ eine klare Botschaft: Bewegung, Bewegung, Bewegung! (Bild: Sony Music/Seven.One Starwatch)

Geniale Pop-Innovatorin, wagemutige Genre-Grenzgängerin, Vorbild für eine ganze Generation von Sängerinnen (und Sängern), die das Verhältnis von Kunst und Mainstream neu denken: Kaum eine andere Musikerin prägte den Pop des 21. Jahrhunderts so sehr wie Lady Gaga. Zuletzt schien es aber doch, als hätte sie der Zeitgeist eingeholt (oder vielleicht sogar überholt). Da draußen sind inzwischen andere, die noch radikalere, noch schrillere, noch mutigere Dinge tun. Und doch ist Lady Gaga mit „Mayhem“ wieder mal ein großartiges Pop-Album gelungen.

14 Lieder, 53 Minuten Spielzeit. Lady Gaga erinnert sich in Songs voller Trotz und Verletzlichkeit an ein paar „schlechte Entscheidungen“, die sie in ihrem Leben getroffen hat. Sie erinnert sich vor allen Dingen aber auch an viel gute Musik aus den letzten Jahrzehnten. Von Disco über Eurodance und Industrial Rock bis hin zu brachialem Hyperpop kann man alles Mögliche aus dieser sehr eklektischen Platte heraushören. Auch Melodien, mit denen Lady Gaga sich ein wenig selbst zitiert.

„Mayhem“, das ist ein wildes Durcheinander der unterschiedlichsten Stile und Genres, in dem die allermeisten Popstars wohl stolpern und böse auf die Nase fallen würden. Aber nicht Lady Gaga. In „Killah“ etwa gelingt ihr das Kunststück, innerhalb von dreieinhalb Minuten betörenden Prince-Funk und stoisch-kühlen Maschinenpop à la Sigue Sigue Sputnik zusammenzuführen. Das ist alles nichts Neues mehr, aber in der Ausführung spektakulär. Und irgendwie findet Lady Gaga doch den richtigen Rahmen, um dieses Chaos als etwas mit Konzept zu verkaufen. „Mayhem“, sagt die 38-Jährige, sei wie ein zerbrochener Spiegel. „Selbst wenn man die Teile nicht perfekt wieder zusammensetzen kann, kann man etwas schaffen, das auf seine eigene Weise denkwürdig und ganz ist.“ Kein Zweifel: Was moderner Pop ist, das weiß Lady Gaga nach wie vor ganz genau.

Yvonne Catterfeld - Move

Thomas Anders neben seinem jüngeren Ich: Anlässlich des 40-Jahre-Jubiläums von Modern Talking hat Anders mehrere Alben der Kultband neu aufgenommen. (Bild: Chartwards GmbH)

Thomas Anders neben seinem jüngeren Ich: Anlässlich des 40-Jahre-Jubiläums von Modern Talking hat Anders mehrere Alben der Kultband neu aufgenommen. (Bild: Chartwards GmbH)

Glücksforscher wissen es schon lange, Kardiologen und Orthopäden sowieso: Einfach nur den ganzen Tag herumzusitzen, tut uns nicht gut. Aber wie soll man es nur anfangen mit dem ewigen guten Vorsatz „Mehr Bewegung“? Für manche klappt es vielleicht, wenn sie das neue Album von Yvonne Catterfeld auflegen. Die 45-Jährige, die zuletzt auch dank ihres Postens in der ESC-Jury von Stefan Raab wieder sehr präsent war, hat für ihren achten Langspieler den Imperativ-Titel „Move“ gewählt.

Wie zuletzt auf „Change“ (2021) singt Catterfeld erneut auf Englisch, und auch inhaltlich geht es mit „Move“ in eine ähnliche Richtung. Die Botschaft: den Hintern hochbekommen und raus aus dem eigenen Quark, dann winkt ein ganz neues Lebensgefühl. Um das zu vermitteln, spielt Catterfeld bewusst mit Genres, bei denen man nur schwerlich stillhalten kann - vor allem Pop, Disco und Elektro. „Einfach Spaß an der Musik haben“, das sei im Studio ihr Motto gewesen, und so kriegt die Sängerin auch die übergeordnete Botschaft dieser zwölf Titel gut vermittelt. „Move“ stehe für Veränderung und Leichtigkeit und ist für Catterfeld „ein Beweis der Power, die entsteht, wenn man neue Wege geht“. Also, los jetzt: Bewegung, Bewegung, Bewegung!

Thomas Anders - Thomas Anders ... Sings Modern Talking: The 1st Album

Thomas Anders und Modern Talking - das war in den letzten gut 20 Jahren immer etwas schwierig. Oder zumindest schien es so. In vielen Rückblicken schwang eine leicht angespannte „Thomas gegen Dieter“-Thematik mit, und musikalisch hat Thomas Anders sich ja längst ganz neu erfunden (zuletzt sang er unter anderem sehr erfolgreich Schlager-Duette mit Florian Silbereisen). Aber jetzt kommt doch wieder zusammen, was aus Sicht vieler Fans einfach zusammengehört, auch wenn Dieter Bohlen nicht direkt involviert ist: Thomas Anders feiert das 40-Jahre-Jubiläum von Modern Talking mit einer aufwendigen Serie von Neuaufnahmen.

Die „großen Alben“ von Modern Talking neu einsingen, vom ersten bis zum letzten Titel, und dann noch massig Bonusmaterial hinzugeben: Das ist die Idee, und los geht es jetzt mit der Veröffentlichung von „Thomas Anders ... Sings Modern Talking: The 1st Album“. Im April 1985 veröffentlicht, enthielt die Debütplatte von Modern Talking gleich einen der ersten ganz großen Hits des Duos: „You're My Heart, You're My Soul“. Der 80er-Kultsong ist hier nun in einer modernisierten Neufassung zu hören sowie als „In The Mix“- und „Instrumental“-Version. Auch die übrigen elf „1st Album“-Titel sind jeweils in drei Ausführungen verfügbar.

Thomas Anders erarbeitete die neuen Versionen der alten Hits gemeinsam mit Starproduzent Christian Geller (Peter Maffay, No Angels, Giovanni Zarrella), im Lauf des Jahres sollen fünf weitere „Thomas Anders ... Sings Modern Talking“-Alben folgen. Tipp für Fans: „The 1st Album“ wird unter anderem auch als „Jubiläums-Collectors-Item“ (CD und LP) veröffentlicht - mit einer Sammlerbox, in der dann auch Platz für die nachfolgenden Neuauflagen ist. (tsch)