Markus Lanz hat mit Richard David Precht in der neusten Podcast-Folge von „Lanz & Precht“ über die Stimmung vor den anstehenden Neuwahlen - und vor allem Robert Habeck - gesprochen. Während Precht vehement gegen den Grünen-Politiker schoss, verteidigte Lanz den Kanzlerkandidaten mit klaren Worten.
Lanz lobt Habeck im ZDF-Podcast, da fährt Precht aus der Haut„Reden wir über dieselbe Person?“
„Wir haben eine komische Stimmung im Land“, meint Markus Lanz gleich zu Beginn der neusten Folge seines Podcasts „Lanz & Precht“: „Eine Stimmung, die ich ehrlich gesagt so noch nie wahrgenommen habe.“ Der Moderator spielt darauf an, dass es erstaunlich viele unsichere Bürgerinnen und Bürger gäbe, die nicht wüssten, welche Partei sie bei den Neuwahlen am 23. Februar ankreuzen sollen. „Eine totale Ratlosigkeit auf der einen Seite, ich nehme keine Euphorie auf der anderen Seite wahr für irgendjemanden.“ Einen Kandidaten nennt Lanz hierbei konkret.
„Ich nehme schon gar keine Friedrich-Merz-Euphorie wahr. Da ist keine Begeisterung, da ist aber auch keine Vision, keine Idee. So eine unglaubliche Verzagtheit, was die Frage angeht: Wo ist denn eigentlich ein guter Plan für Deutschland?“, kritisiert Lanz. Das sieht sein Podcast-Partner Richard David Precht ganz ähnlich: „Man hat das Gefühl, man will eigentlich keinen, von all denjenigen, die sich als Kanzlerkandidat haben aufstellen lassen, zum Kanzler haben. Und ich habe auch das Gefühl, die Leute haben gar keine richtige Lust auf Wahlen und die Parteien ehrlich gesagt auch keine Lust auf Wahlkampf. Und das ist eine ganz merkwürdige Stimmung.“
Markus Lanz hält nur einen Ausgang der Neuwahlen für realistisch
Dass es mit den Neuwahlen einen „fundamentalen Politik-Wechsel“ geben würde, glaubt Precht ohnehin nicht - und es seien seiner Meinung nach auch nur zwei Ausgänge realistisch. „Der wahrscheinlichste ist schwarz-rot und der immerhin noch denkbare ist schwarz-grün, weil zu erwarten ist, dass die FPD und die Linkspartei nicht reinkommen“, führt der Philosoph aus.
Lanz sieht das ein wenig anders. Er hält nur einen Ausgang für realistisch, denn viele würden „einfach ausblenden“, dass „in München jemand sitzt, der so dermaßen kategorisch ausgeschlossen hat, dass er einen Koalitionsvertrag mit den Grünen unterzeichnet“, dass der Podcaster ein solches Bündnis in Anbetracht der Glaubwürdigkeit für „ausgeschlossen“ hält.
Precht spricht diesbezüglich sogar von „einer persönlichen Feindschaft“ zwischen Markus Söder und Robert Habeck, hält den Grünen-Politiker aber dennoch für einen leichteren Koalitionspartner als die SPD: „Er ist in vielen entscheidenden Punkten schwärzer als die CDU. Das heißt also, er biedert sich, mit allem, was ihm zur Verfügung steht, bei der CDU an.“
Lanz würde es nicht „anbiedern“ nennen und hat eher lobende Worte für Habeck übrig: „Wenn man sich mal anschaut, was der in Schleswig-Holstein gemacht hat - auch als Landwirtschaftsminister -, das ist bemerkenswert in vielerlei Hinsicht. Er ist auch einer der wenigen, der sich nicht wegduckt, wenn es darum geht, mal etwas Klares anzusagen, auch mal eine Zahl anzusagen, manchmal auch Verwirrendes anzusagen ...“ Hier wird der Polit-Talker allerdings von seinem Kollegen unterbrochen - denn Precht hat eine völlig andere Wahrnehmung.
Precht wettert gegen Habeck: „Reden wir über dieselbe Person?“
„Klare Ansagen von Robert Habeck - reden wir über dieselbe Person?“, hakt Precht irritiert nach und wird deutlich: „Dieser Mann, der, wenn er einen Satz anfängt, meistens keine Idee hat, wie er ihn beenden will, macht klare Ansagen?!“ Was dem Schriftsteller beispielsweise störe, sei, dass Habeck alle Entscheidungen immer so gefühlsduselig rechtfertigen würde: „Viele Leute finden, diese Art zu sprechen sei herrlich aufrichtig. Und ich finde sie wunderbar unaufrichtig. Und das ist der Punkt, warum Robert Habeck und ich auch in den öffentlichen Diskussionen, die wir hatten, nicht zusammenkommen.“
Lanz resümiert: „Also du magst ihn einfach nicht.“ Precht gibt zu, dass ihm die Art des Grünen-Politikers missfalle: „Vielleicht mag ich diese Art von Nettsein einfach nicht.“ Lanz kann trotzdem nicht nachvollziehen, was daran „unaufrichtig“ sei.
Precht führt aus: „Man verrät unter Umständen seine Ideale, man wechselt total die Fronten - und das kann man alles. Man muss nichts anderes machen, als einfach immer nur unheimlich betroffen dabei zu sein und zu sagen, wie schwer es einem gefallen ist. Ich will nicht hören von einem Politiker, dass einem eine Entscheidung wahnsinnig schwergefallen ist und dass er mit sich selbst gerungen hat und so weiter.“
„Ich kann auch nicht damit leben, dass eine Partei, die ich mal gewählt habe als pazifistische Partei, jetzt die Partei ist, die mehr Geld für Waffen ausgeben will als jede andere Partei in Deutschland. Also tut mir leid, es gibt Grenzen des Verrats an den eigenen Idealen“, verschafft Precht seinem Ärger weiter Luft. Bezüglich der Ansicht des TV-Philosophen zu Robert Habeck widerspricht Lanz vehement: „Ich muss jetzt mal zu einer Gegenrede hier ansetzen.“
Markus Lanz bricht eine Lanze für Robert Habeck
Markus Lanz: „Robert Habeck war derjenige, der schon im August 2021 nach einem Besuch in der Ukraine - wohl wissend nicht nur, wie unpopulär das Thema in seiner eigenen Partei ist, sondern wissend auch, was das in der deutschen Öffentlichkeit auslöst, und dann auch noch von den bösen Grünen - sich getraut hat, sich hinzustellen und zu sagen: Freunde, da braut sich was zusammen und wir müssen denen helfen. Das ist das, was Robert Habeck gemacht hat. Der Einzige, der sich das traut.“
Auch die Rhetorik des Kanzlerkandidaten verteidigt der ZDF-Moderator. Denn während sich andere Politikerinnen und Politiker stets Floskeln und Stanzen bedienen würden, bemühe sich Habeck „erkennbar, genau so floskelhaft, stanzenhaft nicht zu sprechen“ - auch wenn er sich dabei manchmal „vergaloppieren“ würde, gibt Lanz seinem Podcast-Partner zumindest in diesem Punkt recht. Letztendlich gesteht Precht, es sei „ja nicht alles Unsinn, was Robert Habeck sagt“. Mit ihm anfreunden wird sich der Publizist aber wohl nicht mehr. (tsch)