Die Kultserie „MacGyver“ machte Richard Dean Anderson berühmt. Mit „Stargate - Kommando SG-1“ landete er einen weiteren Fernseherfolg. Am 23. Januar feiert der US-Schauspieler seinen 75. Geburtstag.
„MacGyver“-StarSo sieht Richard Dean Anderson heute aus
Heute da Magierlegende Harry Houdini fast in aller Sänger Munde ist, darf auch dieser Vergleich erlaubt sein: Auch im Fernsehen gab es mal eine Art Houdini, nämlich in Gestalt des Ich-befreie-mich-aus-jeder-Lage-Meisters Angus MacGyver aus der 1980er-Jahre-Kultserie „MacGyver“. Hauptdarsteller Richard Dean Anderson, der am 23. Januar seinen 75, Geburtstag feiert, wurde mit der Titelrolle weltberühmt. War aber auch er eine Art Houdini? Heißt: Konnte er sich als Schauspieler aus den Fesseln befreien, in die ihn die berühmte Rolle einst gelegt hatte? Was macht er heute?
„MacGyver“, diese Serie über einen Mann, der einzig mit Verstand, Einfallsreichtum und handwerklichem Geschick seine Mitmenschen aus den misslichsten Lagen befreien konnte, ist ein Kind seiner Zeit, vergleichbar mit „Das A-Team“ und „Knight Rider“. Die Serien hatten mit Authentizität oder Realismus wenig am Hut. Ihr Konzept: Der Held besiegt die Bösen und stellt die Ordnung wieder her - und das tut er mit einer Selbstverständlichkeit, als wäre alles ein Spiel. Die Serien waren auch ein Spiel. Weshalb die Gewalt in ihnen harmloses Krach, Boom, Bang war. Die Menschen flogen nach Explosionen nur so durch die Luft, dass sie dabei starben, war im Konzept nicht angelegt. Wo blieb die Logik? Niemand fragte danach.
Was kam nach „MacGyver“?
Heute sieht so etwas ganz anders aus. Als „MacGyver“ 2016 neu aufgelegt wurde, trat der Unterschied zum Original auch anhand des Gewalt-Motivs deutlich zutage. „Sie erschießen einfach jeden“, sagte Anderson 2019 auf der ComicCon in Wales zum Remake. „Man sieht nicht den Gedanken, den wir hatten. MacGyver sieht ein Problem und dann sieht er die Lösung für dieses Problem“, erklärte Anderson, „In der neuen Version geht es nur 'Boom-Boom-Boom' und alles geht so schnell.“ Nein, vom neuen, geglätteten, auf den zeitgenössischen Geschmack getrimmten „MacGyver“ war Anderson wenig begeistert.
Er selbst spielte den Charakter, diese Mischung aus Geheimagent, Abenteurer und Tüftelgenie, von 1985 bis 1992. Mit der Rolle, die er nach dem Ende der Serie auch in zwei TV-Spielfilm-Fassungen verkörperte (beide erschienen 1994), wurde Anderson auch international zum Star. In den USA hatte er den Durchbruch bis zu diesem Zeitpunkt schon geschafft, in der ABC-Seifenoper „General Hospital“ spielte er fünf Jahre lang einen Arzt. Außerdem war er in anderen, kleineren Fernsehrollen zu sehen, etwa in der Sitcom „Love Boat“. Was aber kam nach „MacGyver“?
Aus den Fesseln seiner berühmtesten Rolle, um die eingangs gestellte Frage zu beantworten, konnte sich Anderson nie befreien. Was aber nicht heißt, dass er es nicht versucht hatte. Etwa mit der Sci-Fi-Western-Serie „Legend“, die zwar floppte, doch zumindest bei ihm, dem Hauptdarsteller, Eindruck hinterließ: Anderson bezeichnete den Charakter des Groschenromanautors Ernest Pratt, den um 1870 seine Leser mit seiner literarischen Figur verwechseln, als seine Lieblingsrolle. Seine Fans werden das anders sehen. Wenn ein Projekt an die Popularität von „MacGyver“ einigermaßen heranreichte, dann war das „Stargate - Kommando SG-1“, die Sci-Fi-Serie nach dem gleichnamigen Kinofilm, die es immerhin auf zehn Staffeln und mehreren Ablegern brachte.
Rückzug ins Privatleben
Sich aus den Fängen von MacGyver zu befreien, hatte Anderson nicht aufgeben. Aber er zog sich aus dem Geschäft zunächst weitestgehend zurück. Der Grund: seine Tochter. Anderson war nie verheiratet, mit mehreren Frauen liiert war er dennoch, etwa mit den Schauspielerinnen Lara Flynn Boyle und Teri Hatcher sowie der Eiskunstläuferin Katarina Witt. Sein einziges Kind aber, Tochter Wylie Quinn Annarose, bekam er 1998 mit einer anderen Frau, Apryl Prose. Für die Kleine gab Anderson 2007 die „Stargate“-Serie auf. Das Pendeln zwischen Drehort und Familie hatte ihm nicht genügt, er wollte sich ganz der Vaterrolle verschreiben.
Seine Schauspielkarriere hat Anderson nach einem Kurzauftritt in der Sitcom „Apartment 23“ im Jahr 2013 beendet. Heute sieht er raus, wie man mit 75 auszusehen pflegt: Ergraut ist der einstige Blondschopf und ein wenig Gewicht hat er zugelegt. Rüstig ist er aber noch immer. Der Mann, der einmal Eishockeyspieler werden wollte, seinen Traum aber nach einem Unfall aufgeben musste, begeistert sich noch immer für den Sport, besonders, natürlich, für Eishockey. Und in ihm steckt noch immer etwas von dem Tüftler MacGyver oder besser: die Rolle hat auf ihn abgefärbt: „Seit MacGyver sehe ich die Probleme ganz anders“, sagte Anderson 2023 in einem Interview mit RTL. „Wenn es ein Problem gibt, schaue ich, wie man Dinge zusammenstecken kann.“ (tsch)