Rund 80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz schockten Journalist Marcel Reif und die Holocaustüberlebende Eva Szepesi mit eindringlichen Worten bei „Markus Lanz“.
„Unerträglicher Gedanke“Markus Lanz wird im Gespräch über Judenhass emotional
![Die Holocaustüberlebende Eva Szepesi und Journalist Marcel Reif waren bei Markus Lanz zu Gast. (Bild: ZDF / Markus Hertrich)](https://static.ksta.de/__images/2025/02/13/55dab623-aeff-449c-b22c-9adeda04667d.jpeg?q=75&q=70&rect=0,21,1600,900&w=2000&h=1250&fm=jpeg&s=fcce9eb7f4da0156283e5c42ffa20537)
Die Holocaustüberlebende Eva Szepesi und Journalist Marcel Reif waren bei Markus Lanz zu Gast. (Bild: ZDF / Markus Hertrich)
Copyright: ZDF / Markus Hertrich
Mehr als 50 Jahre lang schwieg die Holocaustüberlebende Eva Szepesi über ihre traumatischen Erlebnisse in Auschwitz. Damals wurde die erst 12-Jährige von russischen Soldaten gerettet, während ihre Familie den Holocaust nicht überlebte. Bei „Markus Lanz“ warnte die 92-Jährige daher eindringlich vor dem weltweit wachsenden Rechtspopulismus und einer möglichen Wiederholung der Geschichte.
![Marcel Reif hat bei Markus Lanz über die momentane Angst der jüdischen Bevölkerung in Deutschland gesprochen. (Bild: ZDF / Markus Hertrich)](https://static.ksta.de/__images/2025/02/13/c27cf3e9-4019-43d4-b264-65bd2bd08418.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1250&fm=jpeg&s=aa4e3bf75c7542d99c1c893dd80a98b8)
Marcel Reif hat bei Markus Lanz über die momentane Angst der jüdischen Bevölkerung in Deutschland gesprochen. (Bild: ZDF / Markus Hertrich)
Copyright: ZDF / Markus Hertrich
Grund genug für Lanz, Szepesi nach ihrer Meinung zur gemeinsamen Abstimmung von CDU und AfD im Bundestag zu fragen. Die heute 92-Jährige erklärte ehrlich, dass sie seither den starken Wunsch verspüre, die jungen AfD-Wähler zu erreichen: „Ich muss noch mehr in Schulen gehen, noch mehr aufklären.“ Warum Eva Szepesi die Aufklärung besonders am Herzen liegt? „Ohne Vergangenheit gibt es keine Zukunft!“
Journalist Marcel Reif zeigte sich bei „Markus Lanz“ ähnlich besorgt, als es um die jüngsten Abstimmungen zur Verschärfung der Migrationspolitik ging. Er erklärte jedoch: „Der Tabubruch ist nicht für mich, dass die CDU mit der AfD gestimmt hat (...). Der Tabubruch ist, im Jahr 2025 - in diesem Bundestag - sitzt eine große Fraktion, die gesichert rechtsgerichtet, in großen Teilen rechtsradikal und in Teilen rassistisch ist. Das ist ein Tabubruch und wir müssen diese Wähler und die künftigen Wähler wieder zurückholen in die Mitte. (...) Da, wo ein 'Nie wieder' ernst genommen wird.“
![Die Holocaustüberlebende Eva Szepesi richtete sich bei Markus Lanz mit einem deutlichen Appell an die deutsche Politik. (Bild: ZDF / Markus Hertrich)](https://static.ksta.de/__images/2025/02/13/b5229f36-0b0f-4802-9d39-49ce773ebd7b.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1250&fm=jpeg&s=b7f5d8007d9b63d92067c35e8948d160)
Die Holocaustüberlebende Eva Szepesi richtete sich bei Markus Lanz mit einem deutlichen Appell an die deutsche Politik. (Bild: ZDF / Markus Hertrich)
Copyright: ZDF / Markus Hertrich
Sollte die junge Generation nicht mehr ausreichend über den Holocaust Bescheid wissen, sei dies laut Reif die nächste „Schande“ und „das nächste Verbrechen“ an der Generation von Eva Szepesi.
Bei „Markus Lanz“: Marcel Reif über Judenhass in Deutschland: „Da fühle ich mich zuweilen nicht wohl“
![Eva Szepesi und Marcel Reif sprachen mit Markus Lanz auch über die gemeinsame Abstimmung der CDU mit der AfD. (Bild: ZDF / Markus Hertrich)](https://static.ksta.de/__images/2025/02/13/deb6f72a-78d8-4206-8638-506dc2709e6a.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1250&fm=jpeg&s=b4bb761d883bb3179159cfda7469504e)
Eva Szepesi und Marcel Reif sprachen mit Markus Lanz auch über die gemeinsame Abstimmung der CDU mit der AfD. (Bild: ZDF / Markus Hertrich)
Copyright: ZDF / Markus Hertrich
Markus Lanz konnte dem nur zustimmen und kritisierte in dem Zusammenhang das Schweigen in Bezug auf den wachsenden muslimischen Antisemitismus im Land: „Es ist ein Schweigen in viele Richtungen. (...) Da ist sehr viel, was sozusagen unter den Teppich gekehrt wird.“ Marcel Reif nickte nachdenklich und offenbarte, dass sich das „Nie wieder“ in Deutschland immer mehr zum „Marketing-Slogan“ entwickle statt zur echten Staatsräson. Eine Steilvorlage für Lanz, der wissen wollte: „Wie sieht Bedrohung jüdischen Lebens im Jahr 2025 aus?“ Reif offenbarte, dass der Judenhass mittlerweile aus mehreren Richtungen - nicht nur von rechts - komme und deutlich hörbar auf deutschen Straßen verbreitet werde.
„Dieser Hass auf Juden - da fühle ich mich zuweilen in diesem Land nicht wohl“, so Reif. Die Konsequenzen seitens des Staates seien jedoch kaum spürbar, wie der Journalist bemängelte: „Wenn jemand antisemitisch sich äußert, dann macht er sich strafbar und dann brauche ich einen starken Staat.“ Eva Szepesi sah dies ähnlich und fügte hinzu, dass die Bedrohung seit dem 7. Oktober noch einmal „deutlich schlimmer geworden“ sei. „Ich habe wirklich Angst, wie das weitergehen wird“, so die 92-Jährige. Auch Marcel Reif musste zugeben, dass er mit gemischten Gefühlen in die Zukunft blicke: „Antisemitismus ist eine Krankheit.“
Eva Szepesi warnt vor dem Zerfall der Demokratie: „Da muss jeder Einzelne etwas tun“
Die Ehrlichkeit von Reif und Szepesi setzten Markus Lanz sichtlich zu. Er stellte klar: „Das ist ein unerträglicher Gedanke für jeden Deutschen, dass in diesem Land wieder Juden mit Kippa auf der Straße nicht mehr sicher sein können, ob das gut geht, wenn sie abends nach Hause gehen.“
Gerade aus diesem Grund richtete Eva Szepesi einen deutlichen Appell an die deutsche Politik: „Mein Wunsch wäre, dass die Regierung mehr Unterstützung gibt (...) für die Erinnerungsarbeit und Aufklärung für die Jugend.“ Laut der 92-Jährigen stehe nämlich jede Menge auf dem Spiel: „Unsere Demokratie ist so etwas Wertvolles. Da muss wirklich jeder Einzelne (...) etwas tun, dass es nicht vorbei ist mit der Demokratie.“ (tsch)