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Eklat in ARD-Doku„Militante Veganerin“ vergleicht sich mit Jesus und Sophie Scholl

Lesezeit 4 Minuten
Mit ihren Aktionen und Aussagen eckt Raffaela Raab, auch bekannt als „Die militante Veganerin“, an. (Bild: IMAGO / Panama Pictures / Christoph Hardt)

Mit ihren Aktionen und Aussagen eckt Raffaela Raab, auch bekannt als „Die militante Veganerin“, an.

Nicht nur auf TikTok sorgt Raffaela Raab regelmäßig als „Die Militante Veganerin“ für Furore. In einer ARD-Dokumentation verglich sie sich mit Jesus und Sophie Scholl.

„Meine Damen und Herren, ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit“, ruft Raffaela Raab in ihr Megafon. Gerade verlässt ein frisch vermähltes Brautpaar das Rathaus in der Frankfurter Innenstadt, Raab steht nur wenige Meter entfernt. „Da drüben wird ein Fest der Liebe gefeiert“, lässt sie die Passanten wissen. „Wahrscheinlich gibt es einen Hochzeitskuchen mit den Ausscheidungen von versklavten, ermordeten Tieren. Man kann nicht seine Hochzeit, ein Fest der Liebe, mit Tod und Sklaverei an Tieren feiern. Nicht-vegane Hochzeiten sind nicht okay“, poltert sie. „Nicht-vegane Hochzeiten sind Gewaltakte, Todesrituale.“

Ähnlich angriffslustig zeigt sich Raffaela Raab regelmäßig im Netz. In den sozialen Medien ist sie unter dem Namen „Die militante Veganerin“ bekannt, dort erhitzt sie bereits seit einigen Jahren mit drastischen Aussagen die Gemüter. 2023 warb sie als „Deutschland sucht den Superstar“-Kandidatin für ihre Sache. Für die „Y-Kollektiv“-Dokumentation „Die Hardcore-Aktivistin - Geht Raffaela Raab zu weit?“ (abrufbar in der ARD Mediathek) hat die ARD-Reporterin Katja Döhne die überzeugte Tierrechtlerin begleitet. Auch, als Raab die Hochzeit crasht, ist die Journalistin an ihrer Seite.

„Die militante Veganerin“: Der Zweck heiligt die Mittel

„Hast du denn null Mitleid oder Verständnis mit dem Brautpaar?“, fragt Döhne die Aktivistin. Die stellt klar: „Ich habe Mitleid und Verständnis für die Tiere.“ Wenn eine nicht-vegane Hochzeit gefeiert werde, handle es sich dabei um einen „Tag der Gewalt“, ist Raab überzeugt. „Sie werden das nicht vergessen, sie werden ewig wissen, dass das bei ihrer Hochzeit passiert ist, und darüber wird gesprochen werden. Genau das ist Aktivismus.“

Dies gelte auch für Beerdigungen: „Am plakativsten find ich das immer, wenn Leute gestorben sind und es nachher einen wortwörtlichen Leichenschmaus gibt“, ärgert sich Raab. Die Frage, ob sie für ihre Mission - das Tierwohl - auch eine Trauerfeier stören würde, bejaht sie.

Dass die ehemalige Ärztin mit derartigen Aktionen aneckt, ist ihr bewusst. „Das war in vergangenen Gerechtigkeitsbewegungen nie anders, dass da die Vorreiter oder die großen Stimmen der Bewegungen dann auch öffentlich kritisiert oder angefeindet wurden“, erklärt sie und wagt einen fragwürdigen Vergleich: „Selbst Sophie Scholl wurde geköpft. Selbst Jesus, der als Zeichen für Güte, Revolution, Gerechtigkeit stand, wurde ans Kreuz genagelt.“ Alle „großen Bewegungen“, führt Raab aus, hätten mit Leuten gestartet, „die sich unbeliebt machten“.

Aktivistin schockt mit Holocaust-Vergleich

Als „die bekannteste Veganerin Deutschlands“ wird die 28-Jährige im Film betitelt, gleichzeitig auch als „die am meisten gehasste“. In der Vergangenheit seien sie selbst und auch ihr Lebensgefährte bereits körperlich attackiert worden, erzählt sie im Film. Ein Risiko, das sie - für die Tiere, wie sie erklärt - in Kauf nimmt: „Ich such mir nicht aus, dass ich angegriffen werde, aber ich will ja Emotionen wecken.“

Auch mit ihrer eigenen Familie hat sich die Österreicherin aufgrund ihrer Einstellung überworfen. „Wie soll ich mit jemandem am Tisch sitzen, wo ich 99 Prozent meiner Persönlichkeit abdrehen muss? Dann ist das ja auch keine authentische Beziehung, die ich da führe.“ Sie „spalte gerne“, stellt sie klar. „Wir sollen die ganz doll shamen, die Tierrechte nicht respektieren.“ Sie ist überzeugt: Mit ihren extremen Aktionen kann sie die Menschen erreichen, zum Umdenken bringen.

Militante Veganerin: „Es gibt Menschen, die durch solche Vergleiche erst wach werden“

Und tatsächlich: An Katja Döhne, die die „militante Veganerin“ für ihren Film unter anderem in ihrem Zuhause besucht, scheinen die Dreharbeiten nicht spurlos vorbeizugehen. „Unser gesellschaftlicher Umgang mit Tieren ist ein einziger Widerspruch, fast schon schizophren“, muss die Reporterin, die selbst Fleisch isst, eingestehen.

Für Raabs Methoden hat sie dennoch meist kein Verständnis - nicht zuletzt, weil die Aktivistin auch nicht davor zurückschreckt, den Umgang mit Nutztieren auf eine Stufe mit dem Holocaust zu stellen: „Es gibt Menschen, die durch solche Vergleiche erst wach werden“, glaubt die Veganerin. „Meine Waffe ist das Wort. Das ist Massenvernichtung - was ist das sonst als ein Arbeitslager?“ (tsch)