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Mit „Gladiator II“ zurück in die ArenaDas sind die Kino-Highlights der Woche

Lesezeit 5 Minuten
Lucius Verus (Paul Mecal, links) und General Marcus Acacius (Pedro Pascal) sehen sich bei Brot und Spielen wieder. (Bild: 2024 Paramount Pictures)

Lucius Verus (Paul Mecal, links) und General Marcus Acacius (Pedro Pascal) sehen sich bei Brot und Spielen wieder. (Bild: 2024 Paramount Pictures)

„Frohes Fest - Weihnachten retten wir die Welt“, „Des Teufels Bad“ und „Gladiator II“, die Fortsetzung von Ridley Scotts erfolgreichem Monumentalepos aus dem Jahr 2000: Das sind die Kino-Neustarts am 14. November.

Große Epen mit antikem Hintergrund wie „Ben Hur“ oder „Cleopatra“ drehte Hollywood vor allem in den 50er- und 60er-Jahren. Billiger produzierte Imitationen entstanden in dieser Zeit außerdem auf dem italienischen Kinomarkt. Nur wenig später verschwand diese Form des Historienspektakels dann in der Versenkung. Ein aufsehenerregendes Comeback gab es erst im Jahr 2000, als Ridley Scott Russell Crowe in „Gladiator“ als unerschrockenen Kämpfer durch das Kolosseum scheuchte. An den Kassen spielte der Film mehr als 450 Millionen Dollar ein, und bei der Oscar-Verleihung 2001 durften sich die Macher über gleich fünf goldene Statuen, darunter eine für den besten Hauptdarsteller, freuen. Pläne für eine Fortsetzung wurden schnell gefasst. Doch dann landete das Projekt in der berühmt-berüchtigten Entwicklungshölle Hollywoods. 24 Jahre nach Veröffentlichung des Originals hat das Warten nun ein Ende.

Die Kaiser Caracalla (Fred Hechinger, links) und Geta (Joseph Quinn, rechts) sind mächtig stolz auf ihren Soldaten Marcus Acacius (Pedro Pascal). (Bild: 2024 Paramount Pictures)

Die Kaiser Caracalla (Fred Hechinger, links) und Geta (Joseph Quinn, rechts) sind mächtig stolz auf ihren Soldaten Marcus Acacius (Pedro Pascal). (Bild: 2024 Paramount Pictures)

Außerdem neu im Kino: „Frohes Fest - Weihnachten retten wir die Welt“, eine französische Feiertagskomödie, in der unterschiedliche Werte aufeinanderprallen, und „Des Teufels Bad“, ein historisches Psychodrama mit Horroranflügen.

Gladiator II

Bürgermeisterin Carole Lamarre (Noémie Lvovsky) strahlt, wenn alles hell erleuchtet ist. (Bild: Frohes Fest/Happy Entertainment/24 Bilder)

Bürgermeisterin Carole Lamarre (Noémie Lvovsky) strahlt, wenn alles hell erleuchtet ist. (Bild: Frohes Fest/Happy Entertainment/24 Bilder)

Erfahrungen mit Fortsetzungen sammelte Ridley Scott bereits im Zusammenhang mit seinem Scifi-Horrorklassiker „Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“. Nachdem drei andere Regisseure diesen weitergesponnen hatten, lieferte der Brite mit „Prometheus - Dunkle Zeichen“ und „Alien: Covenant“ zwei Werke ab, die die Vorgeschichte des Originalfilms ergründen. Seine philosophischen Ansätze stießen beim Publikum allerdings nicht auf ungeteilte Gegenliebe. Manche Zuschauer waren gar der Meinung, er habe die Reihe damit verraten.

Nun also „Gladiator II“, das Sequel zu einem gigantischen Erfolg, dem (neben Joaquin Phoenix als Imperator Commodus) vor allem Russell Crowe seinen Stempel aufdrückte. Nach dem Tod des von ihm verkörperten Maximus Decimus Meridius am Ende des ersten Teils taucht die treibende Kraft im neuen Film nicht mehr auf. Dafür steht dieses Mal mit Lucius Verus (Paul Mescal) eine Figur im Mittelpunkt, die in „Gladiator“ noch als Kind zu sehen war, damals gespielt von Spencer Treat Clark.

Für Alain (Didier Bourdon) und seine Frau Carole (Noémie Lvovsky, Mitte) gehört gutes Essen an Weihnachten dazu. Ihrer jüngsten Tochter (Janaina Halloy) ist das offenbar egal. (Bild: Frohes Fest - Weihnachten retten wir die Welt)

Für Alain (Didier Bourdon) und seine Frau Carole (Noémie Lvovsky, Mitte) gehört gutes Essen an Weihnachten dazu. Ihrer jüngsten Tochter (Janaina Halloy) ist das offenbar egal. (Bild: Frohes Fest - Weihnachten retten wir die Welt)

Einst außerhalb des Römischen Reiches an der nordafrikanischen Küste in Sicherheit gebracht, führt Lucius in Numidien inzwischen ein ruhiges Familienleben. Mit der Beschaulichkeit ist es jedoch vorbei, als der römische General Marcus Acacius (Pedro Pascal) in die Stadt einfällt. Lucius wird versklavt und tut es seinem großen Idol Maximus gleich: In der Arena des Kolosseums will er als Gladiator gegen die Tyrannei der beiden Kaiser Geta (Joseph Quinn) und Caracalla (Fred Hechinger) kämpfen.

Noch ist Paul Mescal international nicht allzu bekannt. Sein Können demonstrierte der Ire aber erst vor Kurzem in Andrew Haighs packendem Melodrama „All of Us Strangers“. Kann er den hohen Erwartungen in „Gladiator II“ gerecht weden? Russell Crowes Fußstapfen sind zweifelsohne groß ... Mescal steht übrigens Hollywood-Hochkaräter Denzel Washington zur Seite, der als Lucius' Mentor Macrinus in Erscheinung tritt. Darüber hinaus darf sich das Publikum auch auf ein paar bekannte Gesichter freuen: Derek Jacobi (Gracchus) und Connie Nielsen (Lucilla) schlüpfen jeweils wieder in die Rollen, in denen sie auch schon vor 24 Jahren im ersten „Gladiator“-Film zu sehen waren.

Frohes Fest - Weihnachten retten wir die Welt

Nach der Hochzeit scheint dem Glück von Agnes (Anja Plaschg) und Wolf (David Scheid) noch nichts im Wege zu stehen. (Bild: Ulrich Seidl Filmproduktion/Heimatfilm)

Nach der Hochzeit scheint dem Glück von Agnes (Anja Plaschg) und Wolf (David Scheid) noch nichts im Wege zu stehen. (Bild: Ulrich Seidl Filmproduktion/Heimatfilm)

Alle Jahre wieder ist eines sicher. Sobald es nur entfernt nach Weihnachten riecht, kommen schon die ersten Filme in die Kinos, die das Publikum auf das Fest der Liebe einstimmen sollen. Chaos und Zwistigkeiten stehen dabei fast immer auf dem Programm. Nur wenn es vorher so richtig gekracht hat, kann sich auf der großen Leinwand am Ende eine besinnliche Stimmung entfalten.

Agnes (Anja Plaschg) fühlt sich zunehmend unwohl in ihrer Haut. (Bild: Ulrich Seidl Filmproduktion/Heimatfilm)

Agnes (Anja Plaschg) fühlt sich zunehmend unwohl in ihrer Haut. (Bild: Ulrich Seidl Filmproduktion/Heimatfilm)

Die französische Komödie „Frohes Fest - Weihnachten retten wir die Welt“ schlägt genau in diese Kerbe - wobei der deutsche Untertitel schon ein wenig erahnen lässt, worum sich viele Konflikte drehen. Die engagierte Kleinstadtbürgermeisterin Carole Lamarre (Noémie Lvovsky) und ihr Gatte Alain (Didier Bourdon) freuen sich auf eine standesgemäße Feier mit der ganzen Familie - aufwendige Dekorationen und gutes Essen inklusive.

Nach der Ankunft der Kinder tun sich aber schnell Gräben auf. Denn die Traditionen werden plötzlich hinterfragt. Wein muss aus biologischem Anbau stammen. Um Strom zu sparen, hat die Beleuchtung Pause. Und natürlich ist auch Alains geliebte Gänseleberpastete nicht mehr zeitgemäß. Unterschiedliche Weltanschauungen prallen aufeinander. Und noch dazu könnte es für Carole beruflich brenzlig werden. Der übliche Festtagswahnsinn halt!

Des Teufels Bad

Das Interesse an abgründigen Geschichten zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk des Regiegespanns Veronika Franz und Severin Fiala. Mit dem Psychothriller „Ich seh, ich seh“ (2014) machten die langjährige Mitarbeiterin Ulrich Seidls und dessen Neffe international auf sich aufmerksam. Es folgten unter anderem der englischsprachige Schocker „The Lodge“ und zwei Folgen von M. Night Shyamalans Apple-Horrorserie „Servant“.

In „Des Teufels Bad“ wandeln die beiden Österreicher abermals auf gruseligen Pfaden. Allerdings fühlt sich dieser Film deutlich weniger irgendwelchen Genregesetzen verpflichtet, sondern konzentriert sich vor allem auf seinen beklemmenden historischen Hintergrund: Ab ungefähr 1650 wurden im deutschsprachigen Raum vermehrt Fälle eines Phänomens bekannt, das spätere Juristen als mittelbaren oder indirekten Selbstmord bezeichneten. Wer seinem Leben selbst ein Ende setzte, konnte nicht auf Erlösung hoffen. Die Befreiung von allen Sünden war jedoch möglich, wenn man einen Mord beging und damit seine eigene Hinrichtung erwirkte. Vor der Urteilsvollstreckung konnten die Täter mittels Beichte ihr Seelenheil erlangen.

Franz und Fiala griffen für ihr Psychodrama auf reale Verhörprotokolle zurück und schildern in erdig-rauen Bildern das harte Leben ihrer Protagonistin Agnes (Anja Plaschg, die unter ihrem Künstlernamen Soap&Skin auch die Filmmusik verantwortete). Die junge Frau heiratet Mitte des 18. Jahrhunderts den nicht sehr einfühlsamen Wolf (David Scheid) und zieht mit ihm in ein karges Steinhaus im Wald. Ihre Schwiegermutter (Maria Hofstätter) ermahnt Agnes ständig, endlich schwanger zu werden. Doch das ist schon deshalb unmöglich, weil sich der Ehemann verweigert. Der Druck ihrer Umwelt und die frauenfeindliche Atmosphäre werden schließlich so groß, dass Agnes eine handfeste Depression entwickelt. Besonders gegen Ende geht ihr schonungslos gezeigtes Leiden tief unter die Haut. (tsch)