Blut, Schweiß und Lachtränen - beim Showdown von „Deutschland grillt den Henssler“ (VOX) war wirklich alles geboten, denn „Koch-König“ Steffen Henssler musste bis zum letzten Gericht um den Sieg bangen. Da können schon mal die Emotionen mit einem durchgehen.
Mross verspottet Henssler - der tickt im Koch-Showdown aus„Könnt euch nen anderen suchern“
Kochsportlich bot das Finale von „Deutschlasnd grillt den Henssler“ (VOX) großes Kino, denn die Entscheidung über den Gesamtsieg fiel in der der vierten und letzten Show erst im letzten von insgesamt 16 Kochgängen. Die Dramatik war nur zu toppen durch die gute Laune, die in den Wettbewerbsküchen verbreitet wurde. Dafür waren die illustren Gäste, vor allem aber Gastgeber Steffen Henssler und Moderatorin Laura Wontorra verantwortlich, die sich gegenseitig ordentlich einschenkten. Insgesamt muss man sagen: Das schmeckte gut, das schmeckte nach mehr.
So gesehen könnte man Wontorras Idee goutieren. Die meinte am Schluss, also nach insgesamt über zehn Stunden Sendezeit: „Nächstes Mal kochst du dann gegen die 294 Landkreise von Deutschland.“ Denn die 16 Bundesländer konnten als „Team Deutschland“ Henssler nicht bezwingen. Er gewann am Ende knapp, aber verdient 71:65 und brüllte stolz und erleichtert: „Deutschland gehört Henssler!“
Aber es war im dramatischen Showdown ein harter Weg. Gepflastert mit Hohn und Häme und Blut und Brüllerei.
Henssler foppt Wontorra: „Hirn? Dann is ruhig ein bisschen mehr“
Die Ausgangslage war klar. Am letzten Abend gab es noch 58 Punkt zu erspielen, Henssler lag 28:50 zurück. Er musste drei von vier Gängen gewinnen, um das Match für sich zu entscheiden. Nervös aber wirkte Wontorra, die sich bei der Begrüßung hübsch verhaspelte und von „Bundes-Bitchen“ statt „Bundes-Kitchen-Koch-Contest“ sprach.
Im ersten Gang traten Frauke Ludowig und ihr Bruder Frank mit „Grünkohl mit Bregenwurst, Kassler und Bauchfleisch“ an. Wontorra betrieb Bildungsfernsehen und klärte Henssler auf, das Bregen „Hirn“ bedeute. Henssler hämisch: „Dann iss ruhig ein bisschen mehr.“
Die Jury war hochkarätig besetzt. Neben Allround-Experte Christian Rach nahm mit Reiner Calmund der „offiziell gekürte Grünkohl-König von Dresden“ Platz und mit Dr. Christoph Hahn ein echter Grünkohl-Forscher. Alle drei waren einer Meinung: Hensslers Grünkohl-Gericht mundete besser - Henssler robbte sich auf 41:50 heran.
Das gibt's nur bei Henssler: Drei Weltrekordler unter sich
Beim Duell Henssler gegen Baden-Württemberg standen gleich drei Weltrekordler im Raum. Werner Fitterling, der mit Uwe Ochsenknecht gegen Henssler antrat, stellte einst den Rekord für den längsten Kloß der Welt (100,7 Meter!) auf. Damit konnte er allerdings diesmal genauso wenig anfangen wie Henssler mit seinen Bestmarken im Karotten- und Chili-Schnippeln. Nein, es war das Fachgebiet von Frieder Wallenmaier gefragt. Der ist nämlich seit 1980 Weltrekordhalter im Maultaschen-Fertigen - schaffte damals 1.232 Teigpäckchen in 28 Minuten.
Diesmal mussten es rund 1.220 weniger sein, aber Henssler gelangen sie (sagte auch Frieder) besser - und plötzlich lag er 55:50 in Führung und hatte vor dem Gang gegen Bayern Matchball. „Das ist so spannend, als hätten wir das geplant“, meinte er, worauf ihn Wontorra richtig leerlaufen ließ: „Nein, haben wir nicht, du hast nur letzte Woche schei..e gekocht.“
Darum lehnte Steffen Henssler eine „Masked Singer“-Anfrage ab
Volksmusik-Unterhalter Stefan Mross und Koch Muck Röhrl spielten Henssler danach übel mit. Erst verhohnepiepelte ihn Mross mit einem typissch bayerischen Gstanzl, einem Spottgesang. Die Strophen: „Der Steffen is a scheena Bua, und wenn des so bleibt, dann stell ma'n in den Garten, dass er die Vögel vertreibt. Er is a scheena Bua vom Fuß bis zum Hals und dann kommt der Kopf und versaut wieder all's.“ Wontorra wollte sich wegschmeißen vor Lachen.
Henssler selbst hat's nicht so mit dem Singen. Deshalb sei er auch kein Typ für Gesangseinlagen. Die Anfrage von „The Masked Singer“ habe er aber vor allem aus einem anderen Grund abgesagt: „Dafür müsste ich da ja hinziehen nach Köln. Als hätte ich kein Leben. Alle, die da mitmachen, haben ganz viel Zeit. Ich nicht.“
Henssler fährt aus der Haut: „Das geht mir auf den Sack“
Henssler war bei „Münchner Schnitzel mit lauwarmem Kartoffelsalat“ hinten dran. Vielleicht hatte er sich zu lange mit der Schnitzelklopfkelle aufgehalten. „Die könnt ich dir mal auf den Ar... klopfen“, bot er Wontorra an, die lachend meinte, „manchmal hätt ich's verdient.“ Dann aber fragte sie den Maestro, warum er denn so rumtrödele, und der verlor ansatzlos die Contenance.
„Ich könnt euch ja nen anderen suchen, wenn's zu langsam ist“, fuhr Henssler aus der Haut. „Das geht mir auf den Sack, immer das Gesabbel.“ Wontorra bot Hilfe an. „Nein!“, blaffte Henssler. Wontorra: „Nein? Dann mach doch die Schei.. alleine!“ Wie ein altes Ehepaar, mindestens aber wie Bud Spencer und Terence Hill.
Um das Chaos abzurunden, gewannen die Bayern den Gang knapp und „Team Deutschland“ ging wieder 65:55 in Führung. Der allerletzte Gang gegen Nordrhein-Westfalen musste entscheiden.
Showdown-Drama: Steffen Henssler und Paul Panzer duellieren sich bis aufs Blut
Was kann schlimmer sein, als Paul Panzer als „Endgegner“? Höchstens die Aufgabe „Reibekuchen mit Apfelmus und Schwarzbrot“ - wenn die Äpfel so klein sind, dass sich gleich beide Kombattanten in die Finger schneiden. Ein Duell bis aufs Blut, der dramatischen Bedeutung durchaus angemessen. Panzer jaulte lauter: „Hat jemand 0 positiv? Ich hab schon sehr viel Blut verloren.“
Nach dem Kochgang legte sich Henssler heftig schnaufend auf den Jurytisch. Der war frei, weil die letzte Jury aus 18 Gästen aus dem Publikum bestand, zu denen sich auch die Stammjuroren Jana Ina Zarrella, Calli und Herr Rach gesellten. Gemeinsam fällten sie die deutliche Entscheidung: 18:3 für die Henssler-Kreation. Damit hatte er das Match tatsächlich nochmals gedreht. 71:65! „Deutschland gehört Henssler!“, durfte er jubeln und den Siegerpokal tätscheln. Eine letzte Zote noch: „Na, Laura, willste mal anfassen?“, dann war das Spektakel vorbei. Schade, eigentlich.
Henssler hatte zwischen Grünkohl und Maultaschen offenbart, dass er seit dem zwölften Lebensjahr in der elterlichen Gastro mitgearbeitet habe und nach dem „Realschulabschluss mit 3,6“ da auch geblieben sei. Er habe in der Lehre täglich 14 bis 16 Stunden gearbeitet, aber es seien „die geilsten drei Jahre gewesen“. Seine Meinung, heute noch: „Gastro ist geil!“
Wenn solche Shows dabei rauskommen, mag man sich sehr gerne anschließen. (tsch)