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Prozess gegen „Mutter aus der Hölle“Lori Vallow verharmlost Morde – Aussagen vor Gericht schockieren

Lesezeit 4 Minuten
Lori Vallow Daybell sitzt nach einer Anhörung im Gerichtsgebäude von Fremont County in St. Anthony, Idaho, am 16. August 2022 in einem Polizeiauto.

Lori Vallow Daybell sitzt nach einer Anhörung im Gerichtsgebäude von Fremont County in St. Anthony, Idaho, in einem Polizeiauto. (Archivbild)

Die verurteilte Mörderin verteidigt sich vor Gericht in Arizona – und bezeichnet den Tod ihres Ex-Mannes Charles als „Familientragödie“.

Am Montag (7. April 2025) begann vor dem Maricopa County Superior Court in Phoenix, Arizona, der Prozess gegen Lori Vallow Daybell wegen Verschwörung zum Mord an ihrem vierten Ehemann, Charles Vallow.

Vallow Daybell, bereits zu lebenslanger Haft in Idaho verurteilt, wurde 2023 für schuldig befunden, ihre beiden Kinder Joshua „J.J.“ Vallow (7) und Tylee Ryan (16) ermordet sowie gemeinsam mit ihrem späteren Ehemann Chad Daybell die Tötung von dessen damaliger Frau Tammy Daybell geplant zu haben. In Arizona steht sie nun erneut vor Gericht. Gemeinsam mit ihrem inzwischen verstorbenen Bruder Alex Cox soll sie auch den Mord an Charles Vallow im Juli 2019 geplant haben.

Lori Vallow Daybell: Anklage wirft finanzielle Motive vor

Staatsanwältin Treena Kay führte in ihrem Eröffnungsplädoyer aus, dass Vallow Daybell und Cox den Mord geplant hätten, um von Charles Vallows Lebensversicherung in Höhe von einer Million Dollar zu profitieren. Kay präsentierte Textnachrichten und andere Beweise, die darauf hindeuten, dass Vallow Daybell ihren Ehemann als von einem bösen Geist besessen betrachtete und seinen Tod als notwendig ansah.

Charles Vallow wurde am 11. Juli 2019 in Lori Vallows Haus in Chandler, Arizona, von ihrem Bruder Alex Cox erschossen. Laut Lori soll es zu einem Streit gekommen sein, bei dem Charles sie mit einem Baseballschläger bedroht habe. Alex Cox behauptete, er habe in Notwehr gehandelt – eine Anklage erfolgte damals nicht.

Lori Vallow Daybell, die sich vor Gericht selbst verteidigt, argumentierte in ihrer Eröffnungserklärung laut ABC News, dass der Vorfall eine Tragödie, aber kein Verbrechen sei. Sie plädierte auf „Nicht schuldig“ und betonte, dass Selbstverteidigung kein Verbrechen sei und stellte den Vorfall als familiäre Tragödie dar. „Wie der Staat erwähnt hat, wird behauptet, dass das Versicherungsgeld mein Motiv war“, sagte sie. „Der Abschluss von Versicherungspolicen durch Ehepartner ist kein Verbrechen.“

Die Anklage plant in den kommenden Wochen, verschiedene Beweise vorzulegen, darunter Telefonaufzeichnungen, E-Mails und Zeugenaussagen, um die angebliche Planung des Mordes zu untermauern. Es wird erwartet, dass die Verteidigung, also Vallow Daybell selbst, diese Beweise anzweifeln und alternative Erklärungen für die Ereignisse präsentieren wird.

Lori Vallow Daybell äußert sich vor Prozess in Interview

„Ich bin keine Anwältin. Ich habe keine Anwaltsausbildung“, hatte Vallow Daybell zuvor in einem Interview mit dem Podcast „True Crime Arizona“ gesagt. Sie habe fünf Jahre an ihrem Fall gearbeitet und kenne ihn „besser, als ein Anwalt ihn in zwei Jahren lernen kann“. Zudem berichtete die Sendergruppe „Arizona’s Family“, die den Podcast produziert, dass Vallow Daybell während des Prozesses von einer Paralegal und einem Rechtsberatungsteam unterstützt werde. Dieses intervenierte auch mehrfach während des Interviews.

In den USA gilt Selbstverteidigung vor Gericht als heikel: Angeklagte müssen komplexe Regeln einhalten und auf langjährige juristische Erfahrung verzichten. Gerichte erlauben es, doch Richter warnen regelmäßig davor, da emotionale Ausbrüche oder formale Fehler den Prozess gefährden können. Ohne anwaltliche Expertise riskieren Beschuldigte, sich durch Aussagen oder Verhaltensweisen selbst zu belasten.

Morde an Lori Vallows Kindern J.J. und Tylee lösten Bestürzung aus

Die Morde an Lori Vallow Daybells Kindern J.J. und Tylee riefen ab Herbst 2019 ein enormes mediales Echo hervor. Zunächst als Vermisstenfall gemeldet, wurde die Geschichte bald zu einem der meist verfolgten True-Crime-Fälle in den USA. Nach dem Fund der Leichen im Juni 2020 auf Chad Daybells Grundstück berichteten weltweit Nachrichtenportale über den Fall.

Ein Junge schaut auf die Gedenkstätte für Tylee Ryan und Joshua „JJ“ Vallow in Rexburg, Idaho, am 11. Juni 2020.

Ein Junge schaut auf die Gedenkstätte für Tylee Ryan und Joshua „JJ“ Vallow in Rexburg, Idaho, im Juni 2020. (Archivbild)

Insbesondere die Verbindung zu religiösem Wahn und Endzeit-Ideologien löste breite Diskussionen aus. Nachdem die Mutter selbst in den Fokus der Presse geraten war, nannten mehrere Medien sie unter anderem „Mutter aus der Hölle“ oder angelehnt an die Endzeitfantasien „Doomsday Cult Mom“.

Zahlreiche US-Sender wie NBC, ABC, Court TV und CNN widmeten dem Fall Spezialsendungen und Live-Berichte vom Prozess. 2021 erschien die Netflix-Doku „Die Verbrechen unserer Mutter“, die Vallow Daybell als zentrale Figur einer zerstörerischen Weltanschauung zeigt. Auch deutsche Medien und Podcasts griffen den Fall wiederholt auf – besonders nach dem Schuldspruch 2023; Vallow Daybell selbst bestritt bis zuletzt jede Schuld am Tod ihrer Kinder.