Damit hatte der „Bares für Rares“-Verkäufer nach der grandiosen Expertise von Colmar Schulte-Goltz nicht gerechnet. Auch Horst Lichter hatte das Stück in höchsten Tönen gelobt - doch im Händlerraum kam alles anders.
Nach Traum-Expertise„Bares für Rares“-Verkäufer kann nicht fassen, was im Händlerraum geschieht
Horst Lichter erkannte in der Montagsausgabe der ZDF-Trödelshow „Bares für Rares“ schon am Tunnelblick von Colmar Schulte-Goltz, dass es sich bei diesem Objekt um Weltkunst handeln musste. Nur im Händlerraum hielt sich die Begeisterung in Grenzen - und der Verkäufer seufzte beim scheinbar letzten Gebot: „War's das jetzt?“
„Mit Leidenschaft und Liebe kennt er sich in der Kunst aus“, säuselte Lichter über den fokussierten Experten. Markus aus Berlin freute sich vor allem über die Anerkennung seiner mitgebrachten Grafik, die er in den 1990er-Jahren auf einer Reise mit seiner Familie durch die Schweiz erworben hatte. Damals hatte die Schweizer Zeitschrift „Sport“ die Möglichkeit geboten, eine Farbserigrafie von der französisch-schweizerischen Malerin und Bildhauerin Niki de Saint Phalle zu erwerben. „Und Niki fand ich immer toll“, erinnerte sich der Verkäufer. So hatte er das Bild damals für 700 Schweizer Franken gekauft.
„Die spielen auf jeden Fall Fußball“, entdeckte Lichter. Schulte-Goltz - jetzt wieder ansprechbar - stimmte ihm zu: „Genau.“ Das Bild war 1992, zeitlich passend zur Fußball-Europameisterschaft in Schweden, verlegt worden und zeigte „eine sehr schöne, dynamische Darstellung eines Sportgeschehens“. „Diese Grafik ist etwas ganz besonderes“, lobte der Experte das Bild im typischen „üppigen-Körper-Stil“ von Niki de Saint Phalle - einer „international höchst geachtete Künstlerin, die sich immer wieder mit dem Gesellschaftsbild der Frau auseinandersetzt“. Bekannt wurde sie mit ihren voluminösen Plastiken mit dem Titel „Nana“.
„Ein klein wenig mehr dürfte es schon sein“
„Die sind weltberühmt“, kannte auch Lichter die Nana-Figuren. Danach fiel ihm gleich die Signatur und Nummerierung am Bildrand auf. Laut Angaben wurde das Bild in einer Auflage von 150 Blättern gedruckt. Die originale Bleistift-Signatur war von Hand auf dem bunten Karton zu sehen. „Das ist eine Original-Künstlergrafik“, so Schulte-Goltz. Leider war die Serigrafie in keinem perfekten Zustand. Der Experte bemängelte Abreibungen, gestauchte Ecken und Farbverluste. Dennoch wünschte sich der Verkäufer 700 Euro. Schulte-Goltz schätzte den Wert auf 700 bis 1.000 Euro, „denn das spricht viele Menschen an“. Lichter fügte noch hinzu: „Ich finde es weltklasse!“
„Ah, das ist Niki de Saint Phalle“, stellte auch Fabian Kahl schnell fest, als er das Auflagenobjekt nach einer Signatur absuchte. „Die wird von uns allen hier sehr bewundert“, würdigte auch Sarah Schreiber die weltbekannte Künstlerin, als der Verkäufer den Händlerraum betrat. Doch bieten wollte sie erst mal nicht und forderte: „Mutige vor.“ Zum Start bot Jan Cizek schließlich 300 Euro. Zögerlich folgten Fabian Kahl und Elke Velten bis 420 Euro. Dann schien Schluss zu sein. „War's das?“, fragte der Verkäufer erstaunt. „Ein klein wenig mehr dürfte es schon sein“, meinte er, obwohl er gestand: „Nachdem das Bild jahrelang in der Küche hing, konnte ich es einfach nicht mehr sehen.“
„Ich würde auch noch 500 geben, aber dann bin ich raus“, erklärte Velten kurz und knapp. Aus Mangel an Alternativen nahm der Verkäufer das Angebot der Händlerin schließlich an - nachdem er noch mal in die Runde gefragt hatte: „Das war's dann?“ Doch niemand wollte mit einem weiteren Gebot antworten. (tsch)