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Politologin warnt vor Elon Musk - Lanz-Gast hakt nach„Vergleichen wir den jetzt mit Nazis?!“

Lesezeit 4 Minuten
ZDF-Moderator Markus Lanz (links) zeigte sich ob eines Elon-Musk-Zitats besorgt. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

ZDF-Moderator Markus Lanz (links) zeigte sich ob eines Elon-Musk-Zitats besorgt. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

Tesla-Chef und Multi-Milliardär Elon Musk ist zu einer echten Reizfigur geworden. Bei „Markus Lanz“ (ZDF) warnte Politologin Cathryn Clüver Ashbrook vor der Gefahr, die von Musk ausgeht. Derweil versuchte „Welt“-Herausgeber Ulf Poschardt, den Unternehmer in Schutz zu nehmen.

Die Politologin Cathryn Clüver Ashbrook warnte vor dem „kompletten Verfall in den Autoritarismus“.  (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

Die Politologin Cathryn Clüver Ashbrook warnte vor dem „kompletten Verfall in den Autoritarismus“. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

Dank Unternehmen wie Tesla und SpaceX wurde Elon Musk jahrelang als brillantes Genie und Technologie-Wunder gefeiert. Seit der Milliardär und reichste Mann der Welt jedoch aktiv im Weißen Haus unter Donald Trump mitmischt, häuft sich die Kritik an ihm. Auch seine teils aggressiven Aussagen auf der Social-Media-Plattform X, die Musk im Oktober 2022 mit einem 44-Milliarden-Dollar-Deal übernommen hat, sorgen fast täglich für Furore. Grund genug für Markus Lanz, am Dienstagabend zu fragen, was für ein Typ der gebürtige Südafrikaner wirklich ist.

Ex-VW-Chef Herbert Diess, der Musk auch persönlich kennt, erklärte: „Elon Musk ist sicherlich getrieben von dem Willen, die Welt zu verändern - in seinem Sinne Macht anzuhäufen.“ Diess ergänzte, dass Musk zwar „sicherlich ein großer technischer Innovator“ und „ein Energiebündel“ sei, aber „heute muss man ihn, glaube ich, auch sehen als Teil dieses neuen Amerikas“.

„Welt“-Herausgeber Ulf Poschardt nahm Elon Musk in Schutz. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

„Welt“-Herausgeber Ulf Poschardt nahm Elon Musk in Schutz. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

„Welt“-Herausgeber Ulf Poschardt sah die radikale Haltung von Elon Musk derweil nicht so problematisch und stellte klar: „Er versucht ja gar nicht, der normale Typ zu sein.“ Vielmehr sei es laut Poschardt „unglaublich inspirierend“, sich in einem Raum mit Musk aufzuhalten. Der Journalist ergänzte, dass er es zwar „bewundere“, was Musk „in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten aufgebaut hat, aber das heißt nicht, dass ich blind bin für all die Dinge, von denen ich glaube, dass sie dumm sind. Wie zum Beispiel der Text, den er bei uns zur AfD geschrieben hat.“

Investigativjournalist Sönke Iwersen blickte ähnlich skeptisch auf die Entwicklung von Musk. „Niemand würde bestreiten, dass Herr Musk ein genialer Erfinder ist“, so Iwersen, der vor der politischen Macht des Milliardärs warnte: „Jetzt ist Musk in einer Position, wo er genau die Behörden beschneiden kann, die ihn kontrollieren sollen.“

Sönke Iwersen: Wenn man Elon Musk nicht mag, „beißt er zurück in ungeheurem Ton“

„Jetzt ist Musk in einer Position, wo er genau die Behörden beschneiden kann, die ihn kontrollieren sollen“, sagte Investigativjournalist Sönke Iwersen. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

„Jetzt ist Musk in einer Position, wo er genau die Behörden beschneiden kann, die ihn kontrollieren sollen“, sagte Investigativjournalist Sönke Iwersen. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

„Es müssen die gleichen Gesetze gelten für Twitter wie für uns oder die Presse“, forderte Ex-VW-Chef Herbert Diess. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

„Es müssen die gleichen Gesetze gelten für Twitter wie für uns oder die Presse“, forderte Ex-VW-Chef Herbert Diess. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

Eine Steilvorlage für Lanz, der Elon Musk unterstellte, mit seinen Aussagen die Glaubwürdigkeit der Medien aktiv zu untergraben. Der ZDF-Moderator zitierte den Tesla-Chef, der jüngst sagte: „Die fundamentale Schwäche der westlichen Zivilisation ist Empathie.“ Eine Behauptung, die Lanz fassungslos machte: „Ich dachte immer, das wäre ein Teil unserer Stärke!“

Journalist Ulf Poschardt konterte jedoch nüchtern: „Ich werte das erstmal nicht, sondern ich will verstehen, warum sagt er das - in welchem Kontext.“ Politologin Cathryn Clüver Ashbrook warnte daraufhin eindringlich, dass das Verhalten von Musk nicht normalisiert werden dürfe: „Wir können den Satz über Empathie nicht da stehen lassen.“ Laut Ashbrook sei dies nämlich ein Vorbote für den „kompletten Verfall in den Autoritarismus“. Ulf Poschardt wiegelte energisch ab: „Vergleichen wir den jetzt mit Nazis?!“

Markus Lanz diskutierte am Dienstagabend mit (von links) Herbert Diess, Cathryn Clüver Ashbrook, Sönke Iwersen und Ulf Poschardt. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

Markus Lanz diskutierte am Dienstagabend mit (von links) Herbert Diess, Cathryn Clüver Ashbrook, Sönke Iwersen und Ulf Poschardt. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

Markus Lanz ließ sich davon nicht beirren und zitierte den Tesla-Chef weiter: „Das Bedürfnis, gemocht zu werden, das ist eine wirkliche Schwäche und die habe ich nicht.“ Investigativjournalist Sönke Iwersen konnte der Aussage nicht viel abgewinnen, denn: „Er sagt, ihm liegt nichts daran, gemocht zu werden. Wenn man ihn dann nicht mag, (...) beißt er zurück in ungeheurem Ton!“ Als Beispiel nannte er einen öffentlichen Auftritt von Musk, bei dem er Werbe- und Anzeigekunden verbal mit „Go f..k yourself“ beleidigt hatte. „Ich feier ihn dafür“, konterte Journalist Ulf Poschardt schmunzelnd. Sönke Iwersen reagierte jedoch empört und wetterte: „Da sieht man halt, dass Sie auch die Marktwirtschaft einfach nicht verstehen!“

Ulf Poschardt: „Ich fühle mich durch Twitter nicht bedroht“

Mit Blick auf die Social-Media-Plattform X hatte Ex-VW-Chef Herbert Diess eine ähnliche Meinung wie Markus Lanz und Iwersen. Er warnte vor dem Hass, der sich auf der Plattform wiederfinde und sagte: „Auch ein deutscher Bundeskanzler muss sich überlegen, ob er darauf kommuniziert, wenn er da misshandelt wird.“

Grund genug für Lanz, zu fragen: „Können wir ernsthaft so weitermachen, dass ein Medium wie X nicht editiert wird?“ Ulf Poschardt nickte prompt: „Ich fühle mich durch Twitter nicht bedroht.“ Der „Welt“-Herausgeber halte „eine Regulierung (...) für schwierig“, da die Plattform vielmehr „ein Debattier-Club“ sei. Herbert Diess konterte: „Ich finde schon, es müssen die gleichen Gesetze gelten für Twitter wie für uns oder die Presse.“ Diess ergänzte streng: „Der Eigentümer macht Meinung und manipuliert Meinung - und da, finde ich, muss man schon einschränken.“ (tsch)