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Saurons PsychologieSo groß wird die neue „Der Herr der Ringe“-Staffel

Lesezeit 5 Minuten
Auch auf Galadriel (Morfydd Clark) haben die Ringe der Macht eine magische Anziehung. (Bild: Amazon MGM Studios)

Auch auf Galadriel (Morfydd Clark) haben die Ringe der Macht eine magische Anziehung. (Bild: Amazon MGM Studios)

Das Böse dräut nicht mehr, es ist in Staffel zwei „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ in der Amazon-Serienwelt nach J.R.R. Tolkien angekommen. Sauron (Charlie Vickers) darf sich freuen. Neben Elbin Galadriel (Morfydd Clark) wird er zur zweiten Hauptfigur.

Ja, er ist es. Sauron (Charlie Vickers) darf sich in Staffel zwei bei seinem echten Namen nennen lassen. Doch was heißt hier schon „echt“. Sauron kommt - so war das schon bei J.R.R. Tolkien - in vielerlei Gestalten daher. So wie auch das Böse in unserer Welt. (Bild: Amazon Prime Video)

Ja, er ist es. Sauron (Charlie Vickers) darf sich in Staffel zwei bei seinem echten Namen nennen lassen. Doch was heißt hier schon „echt“. Sauron kommt - so war das schon bei J.R.R. Tolkien - in vielerlei Gestalten daher. So wie auch das Böse in unserer Welt. (Bild: Amazon Prime Video)

Mit den geschmiedeten Ringen, wird das Leben komplizierter in Mittelerde: Die Elben Galadriel (Morfydd Clark) und Elrond (Robert Aramayo) wissen in Staffel zwei der Amazon-Serie „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“, dass Sauron wieder aktiv ist - in vielerlei Gestalt. (Bild: Amazon MGM Studios)

Mit den geschmiedeten Ringen, wird das Leben komplizierter in Mittelerde: Die Elben Galadriel (Morfydd Clark) und Elrond (Robert Aramayo) wissen in Staffel zwei der Amazon-Serie „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“, dass Sauron wieder aktiv ist - in vielerlei Gestalt. (Bild: Amazon MGM Studios)

„Ich habe Böses getan“, gesteht Sauron (Charlie Vickers) in Folge eins der neuen Staffel im Bauch eines Schiffes einem älteren Mitreisenden. „Dann bitte um Vergebung und tue stattdessen Gutes“, rät ihm der wohlmeinende Fremde. „Aber was ist morgen?“, verzweifelt Sauron beinahe an der eigenen Dunkelheit. „Dann musst du dich wieder für das Gute entscheiden, jeden Tag neu. So lange, bis es zu deiner Natur wird.“

Auf diesen Auftritt dürften viele Tolkien-Fans gespannt sein. Rory Kinnear (links) spielt eines der ältesten Lebewesen in Mittelerde: Tom Bombadil. Dabei trifft er auf den „Stranger“ (Daniel Weyman). Wird er sich Gandalf nennen? (Bild: Amazon MGM Studios)

Auf diesen Auftritt dürften viele Tolkien-Fans gespannt sein. Rory Kinnear (links) spielt eines der ältesten Lebewesen in Mittelerde: Tom Bombadil. Dabei trifft er auf den „Stranger“ (Daniel Weyman). Wird er sich Gandalf nennen? (Bild: Amazon MGM Studios)

Feine Dialoge wie dieser legen nahe: Man sollte das Fantasy-Epos „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ auch erzählerisch nicht unterschätzen. In einer Zeit, in der wir auch in der realen Welt viel über das Böse nachdenken, zeigt die teuerste Serie der Welt - über 500 Millionen US-Dollar für Staffel eins - nicht nur Schlachten, viel Kostüm und Maske sowie große Fantasy-Landschaften, es gibt auch feine Twists und Anschauungen zur Natur des Menschen, ob er sich nun Elbe, Zwerg, Ork oder irgendwas dazwischen nennt.

Auch Isildur (Maxim Baldry) wird eine tragende Rolle spielen. (Bild: Amazon MGM Studios)

Auch Isildur (Maxim Baldry) wird eine tragende Rolle spielen. (Bild: Amazon MGM Studios)

Zwei Fanlieblinge werden wiedervereint: Die Haarfüßer Nori (Markella Kavenagh, rechts) und Poppy (Megan Richards) befinden sich auf Wanderschaft mit dem „Stranger“. (Bild: Amazon MGM Studios)

Zwei Fanlieblinge werden wiedervereint: Die Haarfüßer Nori (Markella Kavenagh, rechts) und Poppy (Megan Richards) befinden sich auf Wanderschaft mit dem „Stranger“. (Bild: Amazon MGM Studios)

Einen satten Eindruck davon machen kann man sich ab Donnerstag, 29. August. Gegen 9 Uhr morgens will Amazon Prime gleich die ersten drei Folgen der acht Episoden umfassenden zweiten Staffel mit einer Laufzeit veröffentlichen. Um die drei Stunden Neuware zum Start also. Danach geht es im Wochentakt mit Einzelepisoden weiter.

Eine große Zwergenliebe - mit gelegentlichen, na ja, eher häufigen Wortgefechten: Owain Arthur als Zwergenprinz Durin IV und Sophia Nomvete als dessen Frau Disa waren ebenfalls ein Duo, dessen toller Dynamik man in Staffel eins gerne zusah. Die logische Folge: Auch in Staffel zwei sind die beiden weiter aktiv.  (Bild: Amazon MGM Studios)

Eine große Zwergenliebe - mit gelegentlichen, na ja, eher häufigen Wortgefechten: Owain Arthur als Zwergenprinz Durin IV und Sophia Nomvete als dessen Frau Disa waren ebenfalls ein Duo, dessen toller Dynamik man in Staffel eins gerne zusah. Die logische Folge: Auch in Staffel zwei sind die beiden weiter aktiv. (Bild: Amazon MGM Studios)

Worum geht es? Im Gegensatz zu Peter Jacksons Kinotrilogien „Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“ - 2026 kommt übrigens ein neues Jackson-Werk über das Gollum in die Kinos - basiert die Amazon-Serie auf Tolkien-Literatur, die mehr Zeittafel statt eine echte Romanerzählung war. Das Streaming-Abenteuer basiert hauptsächlich auf den Anhängen von „Der Herr der Ringe“, in denen die Geschehnisse des Zweiten Zeitalters von Mittelerde dargestellt werden.

Weiblich, blond, Elbin - und überaus wehrhaft. Morfydd Clark, Waliserin und vor „Herr der Ringe“ eher unbekannt, ist längst einer der Fixpunkte in „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“. Nicht nur, weil ihre Figur Galadriel die wichtigste Heldin der Erzählung ist, sondern auch, weil die 35-Jährige sie so überzeugend verkörpert. (Bild: Amazon MGM Studios)

Weiblich, blond, Elbin - und überaus wehrhaft. Morfydd Clark, Waliserin und vor „Herr der Ringe“ eher unbekannt, ist längst einer der Fixpunkte in „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“. Nicht nur, weil ihre Figur Galadriel die wichtigste Heldin der Erzählung ist, sondern auch, weil die 35-Jährige sie so überzeugend verkörpert. (Bild: Amazon MGM Studios)

Serienstaffel eins erzählte davon, wie das Böse in Form von Sauron eigentlich besiegt schien und wie es sich dann doch wieder in die Welt schlich. Auch die berühmten Ringe, die in der Welt Tolkiens für die Macht der Unterdrückung und Verführung stehen, verließen zum Staffelfinale mithilfe von Chef-Schmied Celebrimbor (Charles Edwards) den Amboss. In Staffel zwei wirken diese Ringe nun an den Fingern ihrer Träger. Sie sorgen fürs „Knechten“ und die Korrumpierbarkeit - auch von bisher guten Charakteren wie Heldin Galadriel (Morfydd Clark), Freund Elrond (Robert Aramayo) und Elbenkönig Gil-Galad (Benjamin Walker), die dadurch zu ambivalenteren Figuren werden.

Kommt die Serie zu schlecht weg?

Schau mal, was ich für schöne Ringe machen kann! Oberschmied Celebrimbor (Charles Edwards) zeigt Mirdania (Amelia Kenworhty), wie gute Handwerkskunst funktioniert. (Bild: Amazon MGM Studios)

Schau mal, was ich für schöne Ringe machen kann! Oberschmied Celebrimbor (Charles Edwards) zeigt Mirdania (Amelia Kenworhty), wie gute Handwerkskunst funktioniert. (Bild: Amazon MGM Studios)

Auch der Böseste hat mal klein angefangen: Sauron (Charlie Vickers) muss - nach seiner Enttarnung in Staffel eins - in Staffel zwei erst mal seine Macht aufbauen. Da muss man es in Kauf nehmen, auch mal in Gefangenschaft zu sein. (Bild: Amazon MGM Studios)

Auch der Böseste hat mal klein angefangen: Sauron (Charlie Vickers) muss - nach seiner Enttarnung in Staffel eins - in Staffel zwei erst mal seine Macht aufbauen. Da muss man es in Kauf nehmen, auch mal in Gefangenschaft zu sein. (Bild: Amazon MGM Studios)

Auh wieder dabei in „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“, Staffel 2: Queen Regent Míriel (Cynthia Addai-Robinson) sorgt sich um ihr Inselkönigreich Númenor. (Bild: Amazon MGM Studios)

Auh wieder dabei in „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“, Staffel 2: Queen Regent Míriel (Cynthia Addai-Robinson) sorgt sich um ihr Inselkönigreich Númenor. (Bild: Amazon MGM Studios)

Natürlich kehren auch (fast) alle anderen Publikumslieblinge zurück: Die Haarfüßer-Freundinnen Nori (Markella Kavenagh) und Poppy (Megan Richards) befinden sich auf Wanderschaft mit dem Fremden (Daniel Weyman), den viele „Beobachter“ für den jungen Gandalf halten. Auch die Zwerge kehren zurück - mit gewohnt spritzigen Beziehungsdialogen zwischen Owain Arthur als Prinz Durin IV und Sophia Nomvete als dessen Frau Disa. Nur auf Schauspieler Joseph Mawle, der den komplexen Bösewicht und Orks-Anführer Adar herausragend verkörperte, muss man in Staffel zwei verzichten: der Schauspieler stieg aus, die Figur wird nun von Sam Hazeldine verkörpert. Darüber hinaus feiert mit Tom Bombadil (Rory Kinnear) eine der mysteriösesten Figuren aus Tolkiens Werk erstmals ihren Einstand.

Weil die große Schlachtenszene in Staffel eins wohl mit die besten Kritiken und Streamingzahlen aufwies, wird auch in Staffel zwei wieder im großen Stil gekämpft. Eine Schlacht soll sich gar über zwei Folgen ziehen, wie man munkelt. (Bild: Amazon MGM Studios)

Weil die große Schlachtenszene in Staffel eins wohl mit die besten Kritiken und Streamingzahlen aufwies, wird auch in Staffel zwei wieder im großen Stil gekämpft. Eine Schlacht soll sich gar über zwei Folgen ziehen, wie man munkelt. (Bild: Amazon MGM Studios)

Rund um die Serienversion von „Herr der Ringe“, die vor zwei Jahren fast zeitgleich und in Konkurrenz zum sehr erfolgreichen „Game of Thrones“-Prequel „House of the Dragon“ (Sky/Wow) startete, gab es nicht nur positive Schlagzeilen. Einerseits war es die bisher erfolgreichste Amazon-Serien überhaupt, die Kritiken fielen sehr ordentlich aus und bis auf ein paar krittelnde Tolkien-Fans, die hier und da etwas im Vergleich zur Vorlage vermissten, stellten die Showrunner Patrick McKay und J. D. Payne hier eine sehr ordentliche Fantasy-Serie auf die Beine, die zudem fantastisch aussieht. Den Verdacht, dass Staffel eins nicht ganz so erfolgreich war, wie man es erhofft hatte, nährte jedoch ein Bericht des Branchenmagazins „The Hollywood Reporter“. Dort stand zu lesen: Nur 37 Prozent der US-User, die die Serie begonnen haben, sahen sie auch bis zum Ende.

Was ist ein Erfolg in der Streamingwelt?

Wird sich Adar (Sam Hazeldine) mit seinen Orks gegen Sauron stellen, wie es der Trailer andeutet? (Bild: Amazon MGM Studios)

Wird sich Adar (Sam Hazeldine) mit seinen Orks gegen Sauron stellen, wie es der Trailer andeutet? (Bild: Amazon MGM Studios)

International soll diese Zahl wohl etwas höher gelegen haben, doch erst ab über 50 Prozent „Completion Rate“ spricht man im Regelwerk der Streaming-Produzenten von einem erfolgreichen Produkt. Auch von den wichtigen TV-Preisen wurde „Herr der Ringe“ weitgehend übersehen. Dazu kommen vom Konzern genannte Streamingzahlen (“24 Milliarden gestreamte Minuten“, eine objektive Kennziffer gibt es hier nicht), die sich zwar gewaltig anhören, aber heruntergerechnet keine absoluten Blockbuster-Werte sind. Es gilt allerdings zu beachten: Weil bei Amazon seinen Streamingdienst im Bundle mit kostenlosen Zustellungen seines Bringdienstes kombiniert, ist ein neuer Kunde wegen einer Serie auch ein potenzieller Besteller von Hosen und Elektroartikeln.

Bei Netflix wäre - auch wenn der Vergleich nicht ganz fair ist - „Herr der Ringe“ mit diesem Zahlenwerk nur im Serienmittelfeld gelandet, was bei solchen Produktionskosten natürlich nicht ganz befriedigend ist. Wie auch immer: Nachdem Staffel eins viel Expositionsarbeit bezüglich der Tolkienschen Welt leisten musste, soll die Serie in Staffel zwei nun so richtig in Fahrt kommen. Mehr Schlachten wird es geben, hört man, eine wird sich gar über zwei Folgen strecken. Gedreht wurde diesmal übrigens nicht in Neuseeland, sondern in Großbritannien und auf Teneriffa. Wer mit dem Anschauen warten will, bis alle Folgen verfügbar sind: Erst am 3. Oktober steigt das Staffelfinale. (tsch)