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Sterneküche-“Tatort“ mit Eisner und FellnerDas sind die besten Wiener Küchentempel

Lesezeit 4 Minuten
Eine Küchenmannschaft unter Druck: Moritz Eisner (Harald Krassnitzer, links) befragt Sous-Chef Lars Eidmann (Simon Morzé) zum Tod seines Chefs. (Bild: ARD Degeto Film/ORF/Hubert Mican)

Eine Küchenmannschaft unter Druck: Moritz Eisner (Harald Krassnitzer, links) befragt Sous-Chef Lars Eidmann (Simon Morzé) zum Tod seines Chefs. (Bild: ARD Degeto Film/ORF/Hubert Mican)

Schauplatz des Wiener „Tatort: Messer“ ist ein Sternerestaurant, dessen Chef erstochen wurde. Bald erfährt man: In einer Küchenbrigade herrscht Hauen und Stechen. Geht es wirklich so hart in der Küche zu? Wie ist eine Sterneküche organisiert? Und warum ist der Druck in der Edel-Gastroszene so groß?

Die Wiener Kommissare Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) ermitteln am China-Imbiss. (Bild: ARD Degeto Film/ORF/Hubert Mican)

Die Wiener Kommissare Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) ermitteln am China-Imbiss. (Bild: ARD Degeto Film/ORF/Hubert Mican)

Sterneküche fasziniert wegen ihrer rauschhaften Geschmackserlebnisse und Perfektion, aber sie schreckt auch ab. Im „Tatort: Messer“ erweist sich ein Wiener Sternerestaurant hinter den Kulissen als Hölle auf Erden. Der egomanische Chef wurde ermordet. Untergebene und Angehörige sind im Grunde alle verdächtig.

Schauspieler Harald Krassnitzer, der den Ermittler Moritz Eisner spielt, bringt es auf den Punkt: „Es gab eine Zeit, in der mich die Sterneküche mit ihrem Streben nach Perfektion und ihrer Detailverliebtheit fasziniert hat. Heute weiß ich, welcher Hochleistungswahnsinn dahintersteckt.“ Geht es wirklich so hart zu in der Spitzengastronomie zu? Warum ist der Druck auf die Sterneköche so groß? Und welche Wiener Restaurants sind die besten?

Worum geht es?

Ex-Junkie „Ratte“ (Manuel Sefciuc, links) wurde von seinem Halbbruder Lars Eidmann (Simon Morzé) bei sich zu Hause aufgenommen. (Bild: ARD Degeto Film/ORF/Hubert Mican)

Ex-Junkie „Ratte“ (Manuel Sefciuc, links) wurde von seinem Halbbruder Lars Eidmann (Simon Morzé) bei sich zu Hause aufgenommen. (Bild: ARD Degeto Film/ORF/Hubert Mican)

Sie arbeiteten in der Küche des Opfers: Mohammed (Tamim Fattal, links), Bernd (Aleksander Srtschin) und Lisa (Lisa Schützenberger). (Bild: ARD Degeto Film/ORF/Hubert Mican)

Sie arbeiteten in der Küche des Opfers: Mohammed (Tamim Fattal, links), Bernd (Aleksander Srtschin) und Lisa (Lisa Schützenberger). (Bild: ARD Degeto Film/ORF/Hubert Mican)

André Brauer (Daniel Keberle), Chef des Wiener Gastrotempels „Efeukron“, wurde vor seiner Wohnung erstochen. Im Wiener „Tatort: Messer“ ist es das tragische Ende einer Nacht, in der Brauers Küchenbrigade feiern war. Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) ermitteln im persönlichen Umfeld des Opfers, dessen Leben aus Arbeit und Exzess bestand.

Seine Frau Alicia Brauer (Martina Ebm) ist Geschäftsführerin des Restaurants. Auch der junge, sehr talentierte Sous Chef Lars Eidmann (Simon Morzé) wirkt wie jemand, der etwas verbergen könnte. Immerhin kümmert sich Lars um seinen Halbbruder und Ex-Junkie „Ratte“ (Manuel Sefciuc), den er bei sich aufgenommen und ihm einen Job in der Küche besorgt hat. Zur harten Partynacht der Küchenbrigade gehörten offenbar auch Drogen. Hat jemand aus dem Team im Morgengrauen den Mord am Chef begangen?

Worum geht es wirklich?

Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser, Mitte) befragen die Frau des Opfers. Alicia Brauer (Martina Ebm) ist auch Geschäftsführerin des Restaurants ihres Mannes. (Bild: ARD Degeto Film/ORF/Hubert Mican)

Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser, Mitte) befragen die Frau des Opfers. Alicia Brauer (Martina Ebm) ist auch Geschäftsführerin des Restaurants ihres Mannes. (Bild: ARD Degeto Film/ORF/Hubert Mican)

Der „Tatort: Messer“ zeigt die Spitzengastronomie als geschlossene Welt mit hohem Druck, ökonomischen Risiken und Selbstausbeutung. Geprägt von seltsamen Kodexen in der Küche, menschlichen Erniedrigungen und einem elitären Habitus, der besagt: Wir sind trotz allem spitze. Doch könnte die Küche auch eine Metapher für unser modernes Leben sein, in dem Selbst- und Fremdoptimierung ganz oben auf der To-do-Liste stehen?

Moritz Eisner (Harald Krassnitzer), Bibi Fellner (Adele Neuhauser, Mitte) und ihre Assistentin Meret Schande (Christina Scherrer) tauschen sich auf dem Dach ihrer Dienststelle aus. (Bild: ARD Degeto Film/ORF/Hubert Mican)

Moritz Eisner (Harald Krassnitzer), Bibi Fellner (Adele Neuhauser, Mitte) und ihre Assistentin Meret Schande (Christina Scherrer) tauschen sich auf dem Dach ihrer Dienststelle aus. (Bild: ARD Degeto Film/ORF/Hubert Mican)

Schauspieler Harald Krassnitzer reflektiert das Drehbuch von Sarah Wassermair (“Tatort: Azra“), wenn er sagt: „Was mir an diesem 'Tatort“ gefällt? Dass die Küche in unserem Film eine dieser kleinen Zellen ist, wo uns das, was wir uns erträumen, gleichzeitig erdrückt.“ Und weiter: „Weil es auf einem Schema basiert, das nicht mehr funktioniert und spürbar dem Ende zugeht. Für mich steht die Spitzenküche sinnbildlich für eine Überforderung und Übermüdung, die ich in vielen Bereichen der Gesellschaft wahrnehme.“

Geht es in der Spitzengastronomie wirklich so hart zu?

Besuch im Gefängnis: Inkasso Heinzi (Simon Schwarz) wird von Bibi Fellner (Adele Neuhauser) um Rat gefragt. (Bild: ARD Degeto Film/ORF/Hubert Mican)

Besuch im Gefängnis: Inkasso Heinzi (Simon Schwarz) wird von Bibi Fellner (Adele Neuhauser) um Rat gefragt. (Bild: ARD Degeto Film/ORF/Hubert Mican)

Filme und Serien, die den Stress, aber auch die Höchstleistungen der Spitzengastronomie zeigen liegen im Trend: Die US-Serie „The Bear“ (Disney+) sammelt TV-Trophäen wie am Fließband, auch der britische Film „Yes, Chef“ der „Adolescence“-Macher ist sehr sehenswert. Aber ist der Stresspegel wirklich so hoch, das Arbeitsumfeld derart toxisch? Grundproblem der Spitzengastronomie, die eine hohe Insolvenzquote aufweist, ist die sehr personalintensive Arbeit, gepaart mit dem Druck einer ständigen Bewertung (Sterne, Hauben, Kritiken, anspruchsvolle Gäste).

Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und seine Kollegin Bibi Fellner (Adele Neuhauser) fahren schweres Gerät auf, um ihren Mörder zu finden.  (Bild: ARD Degeto Film/ORF/Hubert Mican)

Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und seine Kollegin Bibi Fellner (Adele Neuhauser) fahren schweres Gerät auf, um ihren Mörder zu finden. (Bild: ARD Degeto Film/ORF/Hubert Mican)

Drehbuchautorin Sarah Wassermair sagt dazu: „Das hohe Level an Qualität lässt sich nur mit einem großen Personalaufwand erreichen. Man braucht zahlreiche fleißige Hände, die aber nicht allzu viel kosten dürfen, damit sich ein Sternerestaurant am Ende knapp rechnet.“ In diesem Zusammenhang spricht sie von einer „Ethik der Selbstausbeutung“, die sie folgt erklärt: „Wenn ich mir als Koch möglichst viele Sachen gefallen lasse, dann macht mich das zum Teil des Ganzen.“

Welche Wiener Restaurants sind die besten?

Kenner der Wiener Gourmet-Szene dürfte die Inneneinrichtung des fiktiven Lokals „Efeukron“ bekannt vorkommen. Tatsächlich wurde im Sommer 2024 in Joji Hattoris Fine-Dining-Restaurant „Shiki“ gedreht. Dort entstand auch Josef Haders Kultfilm „Die wilde Maus“. Mit dem „Steirereck im Stadtpark“ und dem „Amador“ hat Wien die einzigen Drei-Sterne-Restaurants Österreichs. Dahinter folgen die Zwei-Sterne-Träger „Silvio Nickol Gourmet Restaurant“, „Doubek“, „Mraz und Sohn“ und „Konstantin Filippou“. Acht weitere Restaurants mit einem Stern komplettieren das Angebot der österreichischen Hauptstadt, die insgesamt 22 Michelin-Sterne auf sich vereint.

Auch der bis zu fünf Hauben verteilende „Gault&Millau Guide“ stellt Wien ein exzellentes Zeugnis aus: Die Höchstwertung erhielten bei der Michelin-Konkurrenz: „Amador“, „Konstantin Filippou“, „Silvio Nickol Gourmet Restaurant“ und „Steirereck im Stadtpark“. Dicht dahinter mit vier Hauben unterwegs sind die Restaurants: „Aend“, „Mraz & Sohn“, „Pramerl & The Wolf“, „Tian Restaurant Wien“, „Doubek“, „Apron“, „Edvard“, „Herzig“ und „Shiki Japanese Fine Dining“ - der Drehort des „Tatort: Messer“.

Wie geht es beim Wiener „Tatort“ weiter?

Zwei weitere Wien-Fälle wurden 2024 abgedreht. Beide könnten noch 2025 im Ersten zu sehen sein. Schon vor dem Küchen-“Tatort: Messer“ entstand die Folge „Wir sind nicht zu fassen“ (Arbeitstitel), Drehbuch und Regie kommen von Rupert Henning (“Tatort: Krank“). Im Film wird nach einer Demonstration die Leiche eines jungen Mannes vor dem Burgtheater gefunden. Die Spuren sind rar, die Zeugen sagen widersprüchlich aus. Ist ein Aufeinandertreffen mit Gegendemonstranten eskaliert? Oder stammt der Täter aus den Reihen der Polizei, die bei der Demo eingegriffen hat?

Ende 2024 wurde zudem die Folge „Tatort: Der Elektriker“ (Drehbuch: Roland Hablesreiter und Petra Ladinigg, Regie: Harald Sicheritz) abgedreht, die in einem Pflegeheim spielt. Das gestresste Personal dort arbeitet täglich am Anschlag. Ein gehbehinderter Pensionär ist in seiner Badewanne ertrunken. Fremdeinwirkung kann nicht ausgeschlossen werden. (tsch)