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„The Gorge“ mit Anya Taylor-Joy und Miles TellerLiebe übern Graben

Lesezeit 3 Minuten
Levi (Miles Teller) und Drasa (Anya Taylor-Joy) sind in „The Gorge“ (bei Apple TV+) zwei Elite-Soldaten unterschiedlicher Systeme, die die beiden gegenüberliegenden Kanten einer mysteriösen Schlucht bewachen sollen. Erst lernen sie sich aus der Ferne kennen - dann überwinden sie irgendwann den Graben.  (Bild: Apple TV+)

Levi (Miles Teller) und Drasa (Anya Taylor-Joy) sind in „The Gorge“ (bei Apple TV+) zwei Elite-Soldaten unterschiedlicher Systeme, die die beiden gegenüberliegenden Kanten einer mysteriösen Schlucht bewachen sollen. Erst lernen sie sich aus der Ferne kennen - dann überwinden sie irgendwann den Graben. (Bild: Apple TV+)

„The Gorge“ basiert auf einer wunderbaren Idee: Zwei Elitesoldaten (Anya Taylor-Joy und Miles Teller) sollen ein Jahr lang zwei Seiten einer mysteriösen Schlucht beschützen. Wovor ist nicht ganz klar. Die Einsamkeit des Jobs lässt sie, trotz Verbots, über den Graben eine Beziehung entwickeln.

Levi (Miles Teller) und Drasa (Anya Taylor-Joy) können gut mit Waffen ungehen. In ihrer Freizeit erzählen sie sich Sniper-Rekorde.  (Bild: Apple TV+)

Levi (Miles Teller) und Drasa (Anya Taylor-Joy) können gut mit Waffen ungehen. In ihrer Freizeit erzählen sie sich Sniper-Rekorde. (Bild: Apple TV+)

Auch im üppig bespielten Genre der Thriller, Dystopien und Science Fiction-Entwürfe gibt es immer wieder mal eine neue, gute Idee. Eine davon stammt vom amerikanischen Autor Zack Dean, von dem schon mehrere Drehbücher auf Hollywoods ominöser „Black List“ landeten. Auf dieser stehen jedes Jahr im Dezember jene Stoffe und Scripts, die in der Branche besonders begehrt sind, was eine Verfilmung betrifft. Man kann es auch so ausdrücken: Der Mann hat Ideen, um die sich die Studios reißen. Im Falle von „The Gorge“, zu Deutsch: Die Schlucht, hat sich Apple TV+ die Rechte gesichert und bringt das gut zweistündige, mit den Stars Miles Teller (“Top Gun: Maverick“) und Anya Taylor-Joy (“Das Damengambit“) besetzte Ergebnis ab Freitag, 14. Februar, unters Streamingvolk.

Ganz so langweilige ist das Jahr an der Oberkante der Schlucht für Drasa (Anya Taylor-Joy) dann doch nicht. Es gilt, unerwartete Aufgaben im Action-Bereich zu lösen.  (Bild: Apple TV+)

Ganz so langweilige ist das Jahr an der Oberkante der Schlucht für Drasa (Anya Taylor-Joy) dann doch nicht. Es gilt, unerwartete Aufgaben im Action-Bereich zu lösen. (Bild: Apple TV+)

Zu Beginn des Films lernt man die beiden in ihren beziehungsarmen Lebensentwürfen kennen. Der Amerikaner Levi (Teller) ist ein ehemaliger Top-Sniper des US-Militärs, der sich von einer hochrangigen Agentin (Sigourney Weaver) für einen mysteriösen Job anheuern lässt. Drasa (Taylor-Joy), eine junge Frau mit baltischen Wurzeln, arbeitet wohl für die Russen und erhält den gleichen Job, ohne dass sich die beiden Kampfmaschinen dabei kennenlernen (sollen).

Die beiden Agenten werden über einem unbekannten Gebiet der nördlichen Hemisphäre abgesetzt, um die beiden Oberkanten einer mysteriösen Schlucht zu schützen. Aus der Tiefe ertönen Geräusche, die nicht ganz menschlich wirken. Die Begrenzungen der Schlucht sind mit Zäunen, Selbstschussanlagen und anderen Waffensystemen gesichert. Was wohl auf die beiden Wächter zukommt?

Volle Waffenarsenale, leere Gefühlswelt

Levi (Miles Teller) möchte dem Geheimnis der Schlucht auf die Schliche kommen. (Bild: Apple TV+)

Levi (Miles Teller) möchte dem Geheimnis der Schlucht auf die Schliche kommen. (Bild: Apple TV+)

Levi (Miles Teller) und Drasa (Anya Taylor-Joy) lernen etwas über die Vergangenheit - dank Filmprojektor.  (Bild: Apple TV+)

Levi (Miles Teller) und Drasa (Anya Taylor-Joy) lernen etwas über die Vergangenheit - dank Filmprojektor. (Bild: Apple TV+)

Drasa und Levi - hier wird der Plot mehr philosophisch denn realistisch - bestreiten ihre Mission jeweils alleine. Das heißt: Ein Jahr lang, bis ihre Ablösung kommt, sitzen sie auf ihren Wachtürmen und schauen in die Tiefe - oder auf ihr Gegenüber. Nun kann man sich denken, hier ist man dann wieder beim Realismus, dass ein Jahr ohne jegliche Kommuniktion (alles ist verboten bis auf einen monatlichen Bericht via kurzem Funkspruch) lange und quälend sein kann. Dass man vielleicht irgendwann damit beginnt, das attraktive Gegenüber mit dem Feldstecher zu beobachten und sich über Schrifttafeln neugierig charmante Botschaften zu schicken.

„The Gorge“, top besetzt und bildgewaltig, ist ein zweigeteilter Streaming-Thriller. In der ersten Hälfte ist es ein Film über Einsamkeit, Fantasie und Verlangen im Umfeld des kargen Alltags einer Spezial-Mission. Ein hochattraktives Story-Konstrukt. In Hälfte zwei des Films von Horror-Spezialist Scott Derrickson (“Der Exorzismus von Emily Rose“) übernehmen dann die Genre-Regeln. Die Schlucht, wie man sich denken kann, wird nicht ohne Grund bewacht.

Offenbar wollen die Drahtzieher der Menschheit hier einen Ort abriegeln, der sowohl Schrecken als auch Versuchungen auslöst. Bewacht von zwei attraktiven Kampfmaschinen, die zwischen der Fülle ihrer Waffenarsenale und dem Loch in ihrer Gefühlswelt eine Mitte finden müssen. Ebenso wie der Film. (tsch)