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Tom Hanks als TeenagerDas sind die Kino-Highlights der Woche

Lesezeit 7 Minuten
Verblüffend: Dank moderner KI-Technik werden Tom Hanks und Robin Wright in „Here“ wieder zu Teenagern. (Bild: DCM)

Verblüffend: Dank moderner KI-Technik werden Tom Hanks und Robin Wright in „Here“ wieder zu Teenagern. (Bild: DCM)

„Wicked“, „Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim“ und Robert Zemeckis' unkonventionelles Filmprojekt „Here“, für das Tom Hanks und Robin Wright erstmals seit „Forrest Gump“ wieder gemeinsam vor der Kamera standen: Das sind die Kino-Neustarts am 12. Dezember.

„Die Zeit verfliegt nur so, hmm?“, stellt Richard Young beiläufig fest, so wie man das eben manchmal sagt, und legt den Hörer nach einem unbedeutenden Telefonat wieder auf. Seine Ehefrau Margaret blickt derweil gedankenverloren in Richtung der Kamera: „Wohl war ...“ - Aber wie schnell die Zeit wirklich verfliegt, davon haben sie letztlich beide keine Ahnung. Das Publikum sollte es nach „Here“, einem in vielerlei Hinsicht spannenden und unkonventionellen neuen Filmprojekt von Robert Zemeckis, ein wenig besser wissen.

Das gleiche Zimmer und die gleichen Figuren, aber viele Jahrzehnte später: Die Zeit selbst spielt in „Here“ eine zentrale Rolle. (Bild: DCM)

Das gleiche Zimmer und die gleichen Figuren, aber viele Jahrzehnte später: Die Zeit selbst spielt in „Here“ eine zentrale Rolle. (Bild: DCM)

Was das Kinopublikum in dieser Woche außerdem erwartet: „Wicked“ entführt Musical-Fans in das zauberhafte Land Oz, und in „Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim“ trifft J. R. R. Tolkiens Mittelerde-Kosmos auf japanische Manga-Ästhetik.

Here

Eine Sekunde dauert eine Sekunde, eine Woche eine Woche, ein Jahr ein Jahr ... in der Theorie. In der subjektiven Wahrnehmung ist es aber mit der Zeit oft ganz anders, und im Kino sowieso. In „Here“ dauern mehrere Hundert Millionen Jahre nur 104 Minuten. Der Ansatz von Robert Zemeckis, basierend auf einer Graphic Novel von Richard McGuire (Drehbuch: Zemeckis, Eric Roth): Er zeigt über den gesamten Film fast ausschließlich den gleichen Flecken Erde. Anfangs rennen hier noch Dinosaurier durchs Bild, dann sieht man hier lange das Wohnzimmer eines Hauses, schließlich reicht die Erzählung sogar bis weit in die Zukunft.

Elphaba (Cynthia Erivo, links) und Glinda (Ariana Grande) tauchen mit dem „Wicked“-Publikum in die fantasievolle Zauberwelt von Oz ein. (Bild: Universal Studios)

Elphaba (Cynthia Erivo, links) und Glinda (Ariana Grande) tauchen mit dem „Wicked“-Publikum in die fantasievolle Zauberwelt von Oz ein. (Bild: Universal Studios)

Das besagte Haus wird 1902 erbaut, nach mehreren Besitzerwechseln entschleunigt Zemeckis die Geschehnisse dann (zumindest ein bisschen) ab 1945, als der Ex-Soldat Al Young (Paul Bettany) das Anwesen kauft und mit seiner Familie einzieht. Zu der gehört neben seiner Gattin Rose (Kelly Reilly) unter anderem auch Richard (Tom Hanks). Erst angehender Grafiker, später Versicherungskaufmann, übernimmt Richard das sich stetig wandelnde Haus irgendwann gemeinsam mit seiner Frau Margaret (Robin Wright). Ihre Erlebnisse, in Schlaglichtern immer aus derselben Wohnzimmer-Perspektive beobachtet, erhalten besonders viel Raum (oder eben Zeit) in der Handlung des Films.

104 Minuten, um Millionen Jahre zu erzählen - für manche Kritiker fühlte es sich wohl doch etwas länger an. Die Kritiken zu „Here“ fielen nach der Premiere im Oktober beim AFI Film Festival durchwachsen aus. Der große Robert Zemeckis habe sich bei dem Projekt ein wenig verhoben, urteilten manche. Die Botschaft aber kommt klar rüber. So ein ganzes Leben, mag es auch noch so ereignisreich sein, ist je nach Betrachtung doch nicht mehr als ein Wimpernschlag im Lauf der Zeit - und jede Sekunde unendlich kostbar.

Ariana Grande verkörpert in der Musical-Adaption „Wicked“ Glinda, die aus „Der Zauberer von Oz“ bekannte gute Hexe des Nordens. (Bild: Universal Studios)

Ariana Grande verkörpert in der Musical-Adaption „Wicked“ Glinda, die aus „Der Zauberer von Oz“ bekannte gute Hexe des Nordens. (Bild: Universal Studios)

Und ganz unabhängig davon, ob man diesen Film nun kurzweilig oder langweilig findet oder ob man hinterher blind auf exakt 104 Minuten getippt haben würde: Bemerkenswert ist dieses Filmprojekt in jedem Fall, weil Kino-Legende Robert Zemeckis für die Umsetzung eine Art persönliches Dreamteam zusammenführte. Mit Drehbuchautor Eric Roth arbeitete der Star-Regisseur schon diverse Male zusammen. Zudem handelt es sich bei „Here“ um den ersten Film seit Zemeckis' Meisterwerk „Forrest Gump“ (1994), für den Tom Hanks und Robin Wright gemeinsam vor der Kamera standen. Dabei, beide nun als Teenager und später als Senioren zu zeigen, half unter anderem auch moderne KI-Technik.

Wicked

Man solle das geplante Kinoprojekt doch bitte erst einmal zurückstellen und den Stoff stattdessen als Musical unter seiner Leitung umsetzen: Mit dieser kühnen Bitte wendete sich der Komponist Stephen Schwartz damals an Universal Pictures, nachdem das Studio die Rechte am kurz zuvor veröffentlichten Roman „Wicked - Die Hexen von Oz“ (1995) erworben hatte. Dass solche Wünsche erhört werden, kommt mutmaßlich nicht oft vor. Es erwies sich aber doch als gute Entscheidung: Über fünf Milliarden US-Dollar hat „Wicked“ seit der Broadway-Premiere 2003 eingespielt, damit gehört das Stück zu den erfolgreichsten Musicals aller Zeiten. Jetzt, mit über zwei Jahrzehnten Verzögerung, kommt doch noch die ursprünglich geplante Kino-Adaption - wirtschaftlich wohl nur ein kleiner Bonus, für Musical-Film-Fans aber natürlich trotzdem ein Großereignis.

„Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim“ greift verschiedene Figuren aus J. R. R. Tolkiens Mittelerde-Kosmos auf. Im Vordergrund steht Helm Hammerhand, der neunte König von Rohan. (Bild: 2024 Warner Bros. Entertainment)

„Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim“ greift verschiedene Figuren aus J. R. R. Tolkiens Mittelerde-Kosmos auf. Im Vordergrund steht Helm Hammerhand, der neunte König von Rohan. (Bild: 2024 Warner Bros. Entertainment)

Zur Einordnung für alle, die das Musical nicht kennen: „Wicked“ erzählt nicht noch einmal die berühmte Geschichte von Dorothy, die von einem Sturm mit Haus und Hund aus Kansas ins Zauberland Oz geweht wird, sondern ist eher als eine Art Prequel zu verstehen. Als Vorlage diente letztlich der erwähnte 1995er-Roman „Wicked“ von Gregory Maguire, der seinerseits recht frei an den Romanklassiker „Der Zauberer von Oz“ (1900) beziehungsweise den Kultfilm mit Judy Garland von 1939 anknüpfte. Im Zentrum der Handlung steht nun die Vorgeschichte der beiden Zauberinnen Glinda (später die „Gute Hexe des Nordens“) und Elphaba (“Böse Hexe des Westens“).

„Ist man von Geburt an böse? Oder bekommt man das Böse erst eingeflößt?“ - So oder so: Ganz so leicht wie in „Zauberer von Oz“ lassen sich die Grenzen zwischen Gut und Böse in „Wicked“ nicht ziehen. Elphaba (Cynthia Erivo) kommt, ganz in Schwarz gekleidet, als düstere Außenseiterin an die Universität Gliss, findet mit der püppchenhaft strahlenden Glinda (Ariana Grande) aber doch so etwas wie eine Seelenverwandte. Und beide wollen es weit bringen: An der Universität wird dringend jemand gesucht, der sich als würdig erweist, dem großen Zauberer von Oz (Jeff Goldblum) auf Augenhöhe zu begegnen.

Okrs und Anime, wie passt das zusammen? Viel besser, als man im ersten Moment vielleicht erwarten würde. (Bild: 2024 Warner Bros. Entertainment)

Okrs und Anime, wie passt das zusammen? Viel besser, als man im ersten Moment vielleicht erwarten würde. (Bild: 2024 Warner Bros. Entertainment)

Freundschaft und Konkurrenz, Machtstreben und Geltungsdrang, Täuschung und Verrat, falsche und echte Magie: Es steckt viel drin in dieser bunt bebilderten und fantasievoll erweiterten „neuen“ Zauberwelt von Oz. So viel, dass die Produzenten im Hintergrund sich entschieden haben, die Geschichte - passend zu den zwei Akten des Musicals - aufzuteilen. Der zweite „Wicked“-Film soll im November 2025 in den deutschen Kinos starten. Regie führte übergreifend Jon M. Chu. Das Drehbuch stammt von Dana Fox und Winnie Holzman, die auch schon das „Wicked“-Musical federführend betreute.

Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim

Als „nicht verfilmbar“ soll J. R. R. Tolkien seine eigenen literarischen Werke eingeschätzt haben. Aber da hat er die Rechnung bekanntlich ohne die Filmindustrie gemacht. Ralph Bakshis „Herr der Ringe“-Trickfilm von 1978, Peter Jacksons alles überstrahlende Trilogie aus den frühen 2000-ern sowie seine späteren „Hobbit“-Filme, dann die Blockbuster-Serienproduktion „Die Ringe der Macht“ (seit 2022 bei Amazon Prime): Das sind neben diversen kleineren Produktionen nur die prominentesten Belege dafür, dass es bei entsprechendem Mut zur Anpassung doch geht. Und jetzt wird der Kreis der nennenswerten Tolkien-Verfilmungen noch etwas größer: In „Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim“ trifft Mittelerde auf Manga-Ästhetik.

Orks und Anime - wie passt das zusammen? Viel besser, als man im ersten Moment vielleicht erwarten würde. Wohl auch deshalb, weil eine direkte Verbindung zwischen der zu Teilen japanischen Produktion „Die Schlacht der Rohirrim“ und Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Reihe besteht. So wurde dem Regisseur Kenji Kamiyama unter anderem die Produzentin Philippa Boyens zur Seite gestellt, die seinerzeit schon mit Jackson an der Kino-Trilogie arbeitete. Komponisten, Spezialeffekte-Künstler und Illustratoren von damals wurden ebenfalls hinzugezogen. Eine der Sprechrollen übernahm Miranda Otto, die wie schon vor über 20 Jahren die Éowyn gibt. Nicht zuletzt ist auch Peter Jackson selbst als ausführender Produzent im Hintergrund beteiligt.

„Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim“ basiert nicht auf einem von Tolkiens zahlreichen Mittelerde-Sekundärwerken, greift aber diverse Figuren aus dieser umfangreichen Fantasiewelt auf. Die Geschichte, erarbeitet von einem mehrköpfigen Autorenteam, spielt etwa 200 Jahre vor der „Herr der Ringe“-Hauptreihe und fokussiert sich vor allem auf Helm Hammerhand (Originalstimme: Brian Cox), den neunten König von Rohan, sowie auf dessen Tochter Héra (Gaia Wise). Es ist auch hier wieder eine epische Mittelerde-Erzählung von einer Welt am Abgrund, bösen Mächten und großem Heldenmut. Die Dunländer, alte Feinde der Rohirrim, drängen auf Rohan - es droht Krieg ...

Viele Tolkien-Puristen, die zuletzt arg fremdelten mit der Amazon-Serie „Die Ringe der Macht“, dürften sich bei „Die Schlacht der Rohirrim“ trotz ungewohnter Optik eher wieder zuhause fühlen. Zuletzt war der Film sogar im erweiterten Kreis der Oscar-Kandidaten in der Kategorie „Bester animierter Spielfilm“. Und wem das Ganze doch zu nischig ist: Aktuell laufen ja schon die Vorbereitungen für eine neue, von Peter Jackson produzierte Realverfilmung, die sich vor allem um „Herr der Ringe“-Kultfigur Gollum drehen soll. Regie führt Andy Serkis, der Kinostart wird für 2026 erwartet. (tsch)