Erst hatte er kein Glück, dann kam auch noch Pech dazu. Und zu allem Überfluss kosteten Steffen Henssler der treuherzige Hundeblick von Moderatorin Laura Wontorra und seine eigene Fairness den Sieg.
Unfaire MittelWurde Steffen Henssler etwa um den Sieg betrogen?
„Ich bin bereit, dich auszuknocken.“ Guildo Horn machte nicht lang rum und setzte, die Hände lässig in den Hosentaschen, eine Ansage für Steffen Henssler. Dass der während der dritten Show von „Deutschland grillt den Henssler“ (VOX) immer mehr Grund zum Verdruss hatte, lag aber vor allem am cleveren Bezirzen durch seine Moderatorin Laura Wontorra - und an Hensslers eigener, zähneknirschender Fairness. So geschah das lange für unmöglich gehaltene: Henssler wurde abgekocht.
Aus einer 19:17-Führung wurde ein 28:50-Rückstand. Das bedeutet, dass Henssler in der entscheidenden Koch-Schlacht am kommenden Sonntag drei von vier Gängen gewinnen muss, um das Duell gegen Team Deutschland doch noch zu gewinnen. Wie konnte das passieren?
Eigentlich war die Show ein Fest der puren guten Laune. Von Laura Wontorras Spreewald-Tracht über Julian F. M. Stoeckels silberglitzerndem Strampelanzug bis hin zu Ilka Bessins Comedy-Einlage mit Juror Christian Rach. Alles war prima. Bis Henssler über ein sächsisches Kännchen Vanillesauce stolperte.
Laura Wontorra tauscht Spreewald-Tracht gegen Pyjama-Shorty
Laura Wontorra hatte eine Wette mit Henssler verloren und moderierte deshalb in Brandenburgischer Spreewald-Tracht an. Das war bodenständige Haute-Couture, auch wenn „Hensslers Zivi“ Howan das anders sah und sich im Mühen um ein Kompliment fast um Kopf und Kragen redete. „Normalerweise siehst du viel besser aus“, meinte er. Das war der Top-Tracht unfair gegenüber, vor allem angesichts des pinkfarbenen Pyjama-Shortys, in den Wontorra später schlüpfte. Aber die Geschmäcker sind ja verschieden.
So auch in den Jurys. Beim ersten Gang, in dem es für Henssler gegen Stoeckel und das Berliner Original Gina Kahl-Reißner um „Berliner Bouletten“ ging, waren 20 Gäste aus dem Publikum als Jury auserkoren. Platz 21 nahm Ilka Bessin ein, die eine Woche nach ihrer Niederlage für Brandenburg an den Tatort zurückkehrte - und Jana Ina Zarrellas Jury-Stuhl okkupierte. Aber wie es so ist: Den Sieg von Henssler konnte auch sie nicht verhindern. Der Gastgeber zog auf 28:17 davon. Bessin schaute etwas sauertöpfisch auf die Teller: „Es waren halt Bouletten. Darf ich nächstes Mal zur 'Trilogie an Fasan' kommen?“ Das war aber nur der Auftakt zur Stand-up-Comedy-Show.
Hat Christian Rach Ilka Bessin mit „Eierlikör gefügig gemacht“?
Zwischendrin wurde es bitter. Für Henssler. Er kochte gegen Team Sachsen mit Inka Bause und Traditionsköchin Luisa Herrmann, und er machte es mit seinen „Quarkkäulchen mit Blaubeeren, Vanillesauce und Apfelmus“ gut. Jedenfalls lieferte er ein komplettes Gericht ab. Das taten die Gegner nicht, die hatten sich verquatscht (Wontorra: „Ich nehme alle Schuld auf mich“) und am Ende fehlte das Kännchen mit Vanillesauce.
Klarer Fall von „Aufgabe nicht erfüllt“. Eigentlich. Aber Wontorra setzte ihren schönsten Hundeblick auf und fiepte zirpend, dass es eine Freude war - und Hensslers Herz weich wurde. „Na gut, pack drauf“, meinte er. Und bekam seinen Fairplay-Gedanken postwendend um die Ohren gehauen, weil die Jury für die Teller der Promis votete.
Bis es allerdings so weit war, wurde großes Kino zwischen Christian Rach und Ilka Bessin geboten, die nochmals als Jurorin antrat (“Ich wollte noch Nachtisch“). Als Rach Bessin permanent in ihr Urteil quatschte, wurde sie unleidig: „Sie haben im Sommer aber auch Sonnenbrand auf der Zunge, oder?“ Er frotzelte zurück, sie tat erbost: „Was jetzt? In der Garderobe hat er mich mit zwei Eierlikör fast gefügig gemacht und jetzt so was?“ Rach: „Ich hatte ne ganze Flasche dabei, ich wusste nicht, dass zwei Gläser reichen.“ Bessin: „Ich hätte es auch für eins gemacht.“ Köstlich.
Pfälzische Mehlklöße verderben Steffen Henssler die Führung
Henssler sah recht zerknirscht aus, als ihm Inka Bause für seine Fairness dankte. Der Vorsprung war perdu, es stand noch 28:27 für Henssler. Vollends in die (aus seiner Sicht) falsche Richtung ging es dann dank Guildo Horn und Traditionskoch Frank Brunswig, die Henssler für Rheinland-Pfalz mit „Mehlklößen mit Chicorée-Salat“ abkochten. Auch da wurd's lustig, als sich Horn und Wontorra ihrer ersten Begegnung erinnerten - beim Frühstück. „Ich war im Bademantel“, meinte Horn. Wontorra: „Und ich ungeschminkt, deshalb haben wir uns beide nicht erkannt.“
Als Jochen Schropp und Katrin Neugebauer für Hessen mit „Ebbelwoi-Hingelsche“ antraten, war's erstmal Zeit für einen Sprachkurs. „Hühnchen in Apfelwein“, versuchte man sich gemeinsam an einer Hochdeutsch-Übersetzung, ehe Wontorra international erklärte: „Coq au Vin auf Hessisch.“
Steffen Henssler brilliert mit Wixhausen, scheitert aber am „Ebbelwoi-Hingelsche“
Sowohl Henssler als auch Wontorra outeten sich als Äppelwoi-Nichtkenner. Das verblüffte vor allem Henssler: „Wir haben was Alkoholisches gefunden, das du noch nicht getrunken hast?“ Bei Wodka wär's anders. Da empfahl Wontorra zuvor die „Wodkaria“ in Leipzig. Problem: „Ich kann mich nicht mehr so genau erinnern, wo sie war.“ Und das Manko mit der Äppelwoi-Abstinenz wurde auch erledigt: Nach dem Motto „Nicht lang schnacken, Kopf in'n Nacken“ latzte Wontorra mit Howan ein Gläschen. Und Wontorras Eindruck: „Pff, des is ja nix.“
Henssler kochte schnell: Alles in einen Kopf, Hitze drunter, warten. Mümmelte sich in eine Decke (“Im Alter friert's einen leicht im Herbst“) und hatte somit Zeit für Wontorras Quiz: Welche hessischen Städtenamen sind echt, welche erfunden? Henssler war top drauf, lag nur einmal daneben. Direkt schade, dass es dafür keine Punkte gab.
Er erkannte Linsengericht, Bösgesäß, Eiterhagen, Brechen und Leckringhausen als real existierende Orte. Und Wixhausen auch. „Da komm ich her“, lachte er, „so hieß früher mein Kinderzimmer!“ War schön, den Maestro so herzlich gackern zu hören. Leider war's damit gleich wieder vorbei.
28:50 - es wird eng für Steffen Henssler
Denn auch die Hessen gingen siegreich aus der Küche. Damit stand es nach der dritten von vier Shows 50:28 für „Team Deutschland“. Es wurde „ganz schön rot“ auf der Deutschland-Puzzle-Karte, wie Wontorra meinte. Henssler, entweder tatsächlich aufgeräumt oder schon innerlich abgeschenkt: „Wen kümmert's.“
Nächste Woche im letzten Kochlöffel-Showdown geht's gegen Niedersachen, Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen an den Herd. 58 Punkte sind noch zu vergeben. (tsch)