Eine eigentümlich bemalte Porzellan-Figur wirkte auf Horst Lichter in der neusten Folge von „Bares für Rares“ ebenso merkwürdig wie auf die Händler. Doch hieß das etwas Gutes? Expertin Dr. Berding löste das Geheimnis.
„Was ganz Besonderes“? „Bares für Rares“-Expertin deckt Trick um Verkaufsobjekt auf
Zunächst sprach Horst Lichter in der Donnerstagsfolge von „Bares für Rares“ vom „weißen Gold“. Dann stellte er fest, dass seine Beschreibung für Porzellan in diesem Fall nicht treffend war. „Diese Farbe gefällt mir nicht so, obwohl es einen samtigen Anschein macht“, erklärte er.
Guido aus Sankt Augustin war im Auftrag seiner Gattin da. Die hielt das Objekt aus dem Nachlass ihrer Mutter für einen Fall für „Bares für Rares“. Ob Expertin Dr. Bianca Berding das auch so sehen würde?
Expertin löst Geheimnis um Verkaufsobjekt
„Ich habe ein bisschen recherchiert“, berichtete Guido. „Aber da bin ich nicht weit gekommen, weil es die Farbe irgendwie so nicht gibt.“ Horst Lichter dachte: „Vielleicht ist das ja was ganz Besonderes.“ Damit sollte er Recht behalten - aber nicht im positiven Sinn.
Die Biedermeier-Dame stammte aus der Porzellan-Manufaktur Fraureuth. Entwerferin war Erna Rosenberg. Die Künstlerin sei bekannt für die Darstellung zierlicher Damen in leichten Drehungen, dozierte Bianca Berding.
Die matte Optik bekam Farbtupfer durch die Glasur an Bordüre, Handtasche und Schute. Das war laut Dr. Bianca Berding „extrem selten“. Sie ahnte, woran das lag. Eine heiße Spur fand sich, als die Expertin der Dame unter den Rock schaute.
Berding machte Horst Lichter und Guido aufmerksam auf einen Strich durch das Hersteller-Logo. „Der berühmte Schleifstrich, der zweite Wahl signalisiert“, erklärte Dr. Berding. Das erklärte in ihren Augen auch die Färbung der Figur.
„Bares für Rares“-Händler ziehen holländischen Kollegen auf
Unter der laut Berding „sehr ungewöhnlichen“ Farbe kam bei Reibung eine andere zum Vorschein: Bordeuax-Rot. Jemand wollte offenbar vertuschen, dass die Figur zweite Wahl war und hatte sie deshalb angeschliffen und mit matter Farbe übermalt.
Das war allerdings nicht wirklich gelungen: „Die Farbe fällt auf und es passt von der Farbgebung nicht so doll in die Zeit“, erklärte Dr. Berding. Lichter kommentierte: „Ich sage mal bösartig: Die hat also jemand bepinselt.“ Immerhin war die Figur zirka 100 Jahre alt. Guidos Wunschpreis von 100 Euro bremste Bianca Berding aufgrund der Bemalung auf 30 bis 50 Euro. Guido hatte einen Plan: Im Händlerraum wollte er diesen Makel als Rarität verkaufen.
„Die steht aber komisch, wat is dat?“, fragte Roman Runkel. Sein Schluss: „Die sieht unfertig aus.“ Guido widersprach: Die Figur sei fertig, aber „nachbemalt“. „Das Bemalte ist dieses Tonfarbene?“, erkundigte sich Roman Runkel. „Terrakota, ja“, nickte Guido. Jos van Katwijk wollte wissen: „Geht dann die Bewertung nach oben oder nach unten?“ Guido blieb ehrlich ...
„Nach unten“, sagte Guido. „Ich kann mir vorstellen, wenn der Picasso das angemalt hat, wird es eine schönere Bewertung geben, wenn ich das male, wird das nichts“, dachte Jos van Katwijk laut. „Das ist eine orange Malerei - ich kann mir vorstellen, dass das in manchen Ländern auch nach oben geht“, meinte Daniel Meyer augenzwinkernd. Der Kollege mit holländischen Wurzeln lachte über die Anspielung auf seine Herkunft.
„Guck mal, das ist doch so ein bisschen holländisch hier, das Tulpenmädchen“, gab Roman Runkel seinen Senf dazu. „Schieb das direkt weiter zum Jos“, meinte Jan Cizek. „Holland lässt grüßen“, kommentierte Cizek als er die Figur übergab. „Das ist die Frau Antje“, witzelte Daniel Meyer. „Ja, genau, die bringt dir jeden Morgen frischen Käse, Brot und Milch“, bediente Jan Cizek das Holland-Klischee weiter.
Jos van Katwijk ließ sich von den Anspielungen der Kollegen nicht ärgern. Im Gegenteil wirkte es, als würden ihn die anderen Händler erfolgreich davon überzeugen, dass er und die Blumen-Lady tatsächlich füreinander bestimmt waren. Der Händler erstand die Dame für 80 Euro. „Wirst du die neu anstreichen?“, wollte Jan Cizek wissen. Statt des Gefragten antwortete Daniel Meyer: „Die muss doch so bleiben, wegen dem Orangeton, die gibt es ja nur einmal auf der Welt!“ Guidos Plan hatte funktioniert.
„Bares für Rares“: Die weiteren Objekte der Sendung
Horst Lichter war beeindruckt von der Anstecknadel von Christa und Manfred. „Ein Geschenk von Kaiser Wilhelm dem II. an meine Großmutter, die adlig war“, berichtete Christa. Den Schätzpreis von 2.000 Euro erzielte sie dennoch nicht. Daniel Meyer bezahlte 1.200.
„Das ist ein ganz komischer Stuhl, mehr Kunst als Stuhl“, erkannte Lichter korrekt. Der italienische Designer Michele de Lucchi hat für die Firma Memphis einen Design-Klassiker erschaffen. Preiswunsch: 500 Euro. Expertise: bis zu 450. Van Katwijk bezahlte 300 Euro.
Ein Ölgemälde des Wiener Malers Emil Rizek zeigte nicht die österreichische Hauptstadt, sondern das Wattenmeer bei Ebbe. Jürgens Wunschvorstellung waren 1.000 Euro. Dr. Bianca Berding taxierte auf bis zu 2.000. Jan Cizek bezahlte 1.000.
Katrin hatte englisches Teesilber im edlen Royal-Look geerbt, wollte es aber für 3.300 Euro loswerden. Dr. Heide Rezeoa Zabel schlug bis zu 4.200 Euro für das Konvolut aus 925er Silber vor. Katrins Wunschkäuferin Susanne Steiger griff zu - für 3.700 Euro.
Ein Werbeschild einer Brauerei aus den 1970er oder 80er Jahren wollte das angehende Ehepaar Maike und Julian für 400 Euro veräußern. Detlev Kümmel stimmte zu. Händler Jan Cizek war der Wandschmuck 305 Euro wert. (tsch)