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„Wir Europäer haben etwas, das uns verbindet“Schauspielerin Hana Sofia Lopes drehte mit „Bergdoktor“ Hans Sigl

Lesezeit 13 Minuten
Sie ist eine echte Frohnatur: Hana Sofia Lopes (35) sprüht im Interview zum neuen ZDF-Thriller „Flucht aus Lissabon“ förmlich vor Leidenschaft für Themen wie Familie, Selbstliebe und Vielfalt. (Bild: Paulo Lobo / Sofitel Le Grand Ducal )

Sie ist eine echte Frohnatur: Hana Sofia Lopes (35) sprüht im Interview zum neuen ZDF-Thriller „Flucht aus Lissabon“ förmlich vor Leidenschaft für Themen wie Familie, Selbstliebe und Vielfalt. (Bild: Paulo Lobo / Sofitel Le Grand Ducal )

Brisant und brandaktuell ist das Thema des neuen ZDF-Thrillers: In „Flucht aus Lissabon“ geht es um Wahlmanipulation mit Hilfe von KI-Technologie. Was Hauptdarstellerin Hana Sofia Lopes dazu sagt und wie sie sich für ihre „kulturelle Identität“ einsetzt ...

KI, Fake News, Deepfakes und Bots: Begriffe wie diese geistern seit Jahren durch die Welt. Doch was es genau damit auf sich hat und welche Gefahren diese - nennen wir sie - Werkzeuge mit sich bringen, wissen nur die wenigsten. Im neuen ZDF-Thriller „Flucht aus Lissabon“ (Montag, 17. März, 20.15 Uhr) spielt die gebürtige Luxemburgerin mit portugiesischen Wurzeln Hana Sofia Lopes (35) eine solche Expertin. Als IT-Spezialistin Sophia Moreno bietet sie sich der Cybercrime-Einheit von Interpol als Informantin an. Das Thema des Films, in dem Lopes an der Seite von „Bergdoktor“-Star Hans Sigl spielt, ist brandaktuell: Es geht um Wahlmanipulationen mit Hilfe von KI-Technologie. Hana Sofia Lopes blickt im Interview nun unter anderem in die USA und berichtet von ihren eigenen Ängsten und Sorgen - auch um die kommenden Generationen. Ihr Traum: ein „gesundes Miteinander“ in Europa. Schließlich vereint das „Luxemburger Vorzeigegesicht“, wie sie vom „Luxemburger Wort“ liebevoll genannt wurde, viele Kulturen in einer Person. Die freiheitsliebende Frohnatur, die sieben Sprachen spricht, wurde mit 25 Jahren mit ihren Rollen in zwei Telenovelas in Portugal über Nacht zum Star. Hierzulande kennt sie noch kaum jemand - was sich nun ändern dürfte.

teleschau: In „Flucht aus Lissabon“ spielen Sie - salopp formuliert - eine IT-Expertin. Wie viel Nerd steckt in Ihnen?

Hana Sofia Lopes: (lacht) Ganz ehrlich: Technologie jeglicher Art überfordert mich. Ich bin eine alte Seele und mehr für alles, was vintage ist, zu begeistern. Und für lange Wimpern, lange Nägel - je mehr pink desto besser. Deshalb war die Rolle einer IT-Spezialistin, die auf der Flucht ist, eine echte Herausforderung. Meine Agentin hat mich am Filmset fast nicht erkannt.

teleschau: Sie mussten sich also eher zwangsläufig mit Technik und Sozialen Medien auseinandersetzen?

Hana Sofia Lopes realisierte rund 60 Projekte in über zehn Ländern. Doch „Flucht aus Lissabon“ (Montag, 17. März, 20.15 Uhr, ZDF und in der Mediathek) ist ihr erstes deutsches Projekt. Im Interview spricht die 35-Jährige über Sprachbarrieren und Multikulturalität. (Bild: Paulo Lobo / Sofitel Le Grand Ducal )

Hana Sofia Lopes realisierte rund 60 Projekte in über zehn Ländern. Doch „Flucht aus Lissabon“ (Montag, 17. März, 20.15 Uhr, ZDF und in der Mediathek) ist ihr erstes deutsches Projekt. Im Interview spricht die 35-Jährige über Sprachbarrieren und Multikulturalität. (Bild: Paulo Lobo / Sofitel Le Grand Ducal )

Lopes: Das stimmt. Aber privat habe ich ein schwieriges Verhältnis zu den sozialen Medien. Schon als ich mit meiner Rolle in der Telenovela sehr erfolgreich war, haben mich alle nach Instagram gefragt. Damals hatte ich die App noch gar nicht. Ich habe schnell gemerkt, dass es gerade für mich als Schauspielerin wichtig ist, auf diesen Plattformen präsent zu sein.

teleschau: Naja, für jemanden, der eine Aversion gegen Social Media zu hegen scheint, sind Sie auf Ihrem Insta-Account recht aktiv.

Lopes: Das bringt mein Job mit sich. Deshalb poste ich auch nur Dinge, die damit zu tun haben. Privates kommt nicht in Frage. Es ist ein hartes Geschäft. Wenn zum Beispiel zwei Schauspieler gleich gut für eine Rolle geeignet sind, entscheiden sich manche Produzenten für den, der mehr Follower hat. Aber gut, ich versuche, online so präsent wie möglich zu sein, ohne meine Seele zu verkaufen. Ich konzentriere mich am meisten darauf, durch meine Arbeit zu überzeugen.

„Viele meiner Freunde würden einen Tag ohne Smartphone nicht überleben“

teleschau: Wie genau regulieren Sie Ihren Umgang mit Social Media?

Lopes: Ich überlege mir immer genau: Welchen Zweck hat ein neuer Post? Viele meiner Freunde würden einen Tag ohne ihr Smartphone nicht überleben. Welchen Wert hat es, das Leben hauptsächlich durch die Linse einer Handykamera wahrzunehmen oder zu oft auf einen Bildschirm zu starren, um die Schönheit des Lebens zu erkennen? So bin ich nicht. Ich setze klare Grenzen. Außerdem beschränke ich meine Nutzungszeit individuell. Für Jugendliche muss diese Form der Selbstregulierung jedoch sehr viel schwieriger sein.

In dem neuen ZDF-Thriller „Flucht aus Lissabon“ spielt Hana Sofia Lopes an der Seite von „Der Bergdoktor“-Star Hans Sigl die Informatikerin Sophia Moreno, die sich der Cybercrime-Einheit von Interpol als Informantin angeboten hat, um kriminelle Machenschaften aufzudecken. (Bild: ZDF/ARMANDA CLARO)

In dem neuen ZDF-Thriller „Flucht aus Lissabon“ spielt Hana Sofia Lopes an der Seite von „Der Bergdoktor“-Star Hans Sigl die Informatikerin Sophia Moreno, die sich der Cybercrime-Einheit von Interpol als Informantin angeboten hat, um kriminelle Machenschaften aufzudecken. (Bild: ZDF/ARMANDA CLARO)

teleschau: Inwiefern?

Lopes: In der Pubertät wissen die wenigsten, was sie wirklich vom Leben wollen. Ohne groß nachzudenken zu posten, kann böse enden. Außerdem lädt beispielsweise Instagram dazu ein, sich mit anderen zu vergleichen. Ich habe noch keine Kinder, aber wenn ich welche hätte, würde ich den Zugang streng reglementieren. Das sollten aber nicht nur Eltern tun. Vor allem der Austausch zwischen den Generationen ist daher sehr wichtig. Ob es meine Eltern sind oder meine medienaffinen Nichten und Neffen - es ist wichtig, auf Fake News und manipulierte Posts aufmerksam zu machen. Jeder hat mal einen schlechten Tag. Und jeder hat Probleme. Ich bin mir dessen bewusst und habe eine Stimme. Eine Stimme, die ich auch einsetze, um andere zu ermutigen, sie selbst zu sein. Nicht nur, um Handcreme zu verkaufen. Denn eines dürfen wir nicht vergessen: Wir alle präsentieren im Internet doch meistens nur die beste Version von uns selbst. Aber das ist nur ein negativer Aspekt von vielen. Von KI spreche ich noch gar nicht.

teleschau: Dann lassen Sie uns das doch tun. Der Dreh- und Angelpunkt im Film ist nämlich brandaktuell: Es sollen Wahlen durch Bots und Deepfakes, die mit KI hergestellt werden können, manipuliert werden.

Lopes: Die Botschaft ist klar: Wenn wir nicht mehr unterscheiden können, was wahr und was falsch ist, bedroht uns das als Gesellschaft in vielerlei Hinsicht. Vorsicht ist also geboten! Um in dieser Flut von Informationen und Innovationen in der Online-Welt nicht unterzugehen, muss jeder lernen, Quellen zu hinterfragen und zu sortieren. Unserer Generation fällt das wahrscheinlich leichter als den Älteren, weil wir ein Gespür dafür entwickelt und gelernt haben, damit umzugehen. Aber ich muss zum Beispiel meine Mutter immer wieder warnen, dass nicht alles, was sie auf Facebook sieht, wahr ist.

„Ich lebe einfach lieber im Hier und Jetzt“

teleschau: Sind Sie selbst schon auf KI-generierte Inhalte hereingefallen?

Der Dreh- und Angelpunkt im Film ist brandaktuell: Es sollen Wahlen durch Bots und Deepfakes, die mit KI hergestellt werden können, manipuliert werden. Hana Sofia Lopes (35) bezieht im Interview klar Stellung. (Bild: Paulo Lobo / Sofitel Le Grand Ducal )

Der Dreh- und Angelpunkt im Film ist brandaktuell: Es sollen Wahlen durch Bots und Deepfakes, die mit KI hergestellt werden können, manipuliert werden. Hana Sofia Lopes (35) bezieht im Interview klar Stellung. (Bild: Paulo Lobo / Sofitel Le Grand Ducal )

Lopes: Ja, leider. Als die Brände in Los Angeles wüteten, habe ich ein Foto geteilt, auf dem der Hollywood-Schriftzug in Flammen stand. Ein Freund, der in der Nähe wohnte, wies mich darauf hin, dass das nicht der Wahrheit entsprach. Vor ein paar Jahren ist man noch auf die guten alten Klatschspalten hereingefallen. Heute ist es eben die KI.

teleschau: Wie beeinflusst KI Ihr Leben als Schauspielerin?

Lopes: Mir persönlich sind die Probleme mit der KI bisher erspart geblieben. Aber wenn ich bedenke, wie vielen Kollegen schon Stimmen gestohlen oder wie oft Bilder für gefälschte Werbung verwendet wurden - das ist erschreckend. Natürlich haben KI, Social Media und technischer Fortschritt auch Vorteile: Ich bin beispielsweise sehr dankbar, dass ich viele Castings in kurzer Zeit absolvieren kann, weil ich nicht unbedingt persönlich vor Ort sein muss, sondern alles online erledigen kann.

teleschau: Machen Ihnen als Schauspielerin die negativen Aspekte gar keine Angst?

Lopes: Nein, ich glaube nicht, dass mir die KI im Job gefährlich werden kann. Die Sensibilität für die Vielschichtigkeit einer Rolle ist rein menschlich. Dieses handwerkliche, künstlerische oder eben schauspielerische Gespür, das der KI fehlt, wird die Technik nie ersetzen können. In meinem Instagram-Feed sind mir schon so Spielereien begegnet wie eine Margot Robbie, die perfekt Spanisch, Französisch und Deutsch spricht. Aber schauen Sie: Ich bin die Personifizierung von KI (lacht). Ich weiß nicht, was ich von all diesen Ängsten halten soll. Ich lebe einfach lieber im Hier und Jetzt.

teleschau: Und vertrauen auf Ihre Erfahrungen, auf Ihr Wissen und Ihr Können?

Sophia (Hana Sofia Lopes) wird von ihrem Chef erpresst: Sollte sie die verlangte Software nicht entwickeln, mit der die Wahlen im afrikanischen Land Kitwana manipuliert werden können, wird sie ihr Kind für immer verlieren. (Bild: Oliver-Maximilian Kraus/ZDF)

Sophia (Hana Sofia Lopes) wird von ihrem Chef erpresst: Sollte sie die verlangte Software nicht entwickeln, mit der die Wahlen im afrikanischen Land Kitwana manipuliert werden können, wird sie ihr Kind für immer verlieren. (Bild: Oliver-Maximilian Kraus/ZDF)

Lopes: Und auf mein Bauchgefühl. Wenn mir vor Jahren jemand gesagt hätte, dass ich beruflich im deutschsprachigen Raum Fuß fassen würde, hätte ich gesagt: Niemals, das ist zu schwierig. Wenn ich bedenke, was alles zusammenkommen musste, um hier zu sein - allein meine Eltern, die den Mut hatten, nach Luxemburg auszuwandern -, dann wird mir bewusst, wie sehr mich meine Familiengeschichte, Kunst, Bücher und Menschen geprägt haben. KI und Technik können mir das weder nehmen noch geben, aber sie sind ein praktisches Werkzeug in meinem Beruf.

„Wir als Europäer haben etwas, das uns verbindet“

teleschau: Wie haben Sie diese Entwicklung im Laufe der Jahre wahrgenommen?

Lopes: Sie hat mich wirklich überrascht. Früher dachte ich, dass solche Themen eher in der Kategorie Science-Fiction landen, doch inzwischen bin ich schlauer. Es geht nicht nur um Algorithmen, die unsere Social-Media-Feeds steuern, sondern um eine Technologie, die unsere Realität direkt beeinflussen kann. Ich denke da sofort an die Wahlen in den USA. Und das macht Angst, besonders wenn man bedenkt, dass diese Technologien auch von Menschen mit fragwürdigen Absichten genutzt werden könnten.

teleschau: Ziemlich beunruhigende Gedanken. Was bedeutet all das für das Leben in Europa?

Sophia (Hana Sofia Lopes) verliert ihren Sohn bei einer missglückten Übergabe mit Interpol an Kriminelle. (Bild: ZDF / ARMANDA CLARO)

Sophia (Hana Sofia Lopes) verliert ihren Sohn bei einer missglückten Übergabe mit Interpol an Kriminelle. (Bild: ZDF / ARMANDA CLARO)

Lopes: Als Europäerin beschäftige ich mich viel mit den kulturellen Unterschieden, die uns prägen. In Europa gibt es eine einzigartige Identität, die oft unterschätzt wird. Durch die Technologie, insbesondere KI, besteht jedoch die Gefahr, dass wir unbewusst beeinflusst werden. Es ist wichtig, sich der globalen Vernetzung zu öffnen, dabei aber die eigenen Werte und Traditionen zu bewahren.

teleschau: Sie sprechen von einer europäischen Identität?

Lopes: Für mich als Luxemburgerin mit portugiesischen Wurzeln, die in Paris studierte, ein Jahr Erasmus in Madrid absolvierte und heute Hauptdarstellerin in einem deutschen Film ist, die viel gereist ist, ist die europäische Identität das Verständnis für unsere gemeinsamen Werte. Wir als Europäer haben etwas, das uns verbindet, auch wenn es kulturelle Nuancen gibt. Es ist nicht nur die Freiheit zu reisen, die uns ausmacht, sondern auch das Wissen, dass wir als Gemeinschaft auf den gleichen grundlegenden Werten aufbauen - Demokratie, Freiheit und Bildung. Wenn ich in anderen Teilen der Welt bin, merke ich immer wieder, wie diese europäische Identität uns unterscheidet. Sie ist nicht nur ein Konzept, sondern eine lebendige Realität.

teleschau: Aber es gibt Herausforderungen, mit denen die europäische Identität konfrontiert ist ...

Lopes: Ja, auf jeden Fall. Die Sprache ist eine Barriere, die oft unterschätzt wird. Als Schauspielerin kann ich nicht in Frankreich arbeiten, ohne die Sprache zu beherrschen. Aber die digitale Welt macht uns diese Probleme leichter, ebenso wie die anhaltende Debatte über Diversität, kulturelle Vielfalt und Toleranz. Für mich ist meine multikulturelle Identität etwas, das mich bereichert. Früher sagten mir Leute, ich sollte meinen Namen ändern, weil er zu „südländisch“ klingt. Heute würde das niemand mehr sagen. Es ist schön, dass ich in einer Zeit lebe, in der Vielfalt vielerorts gefeiert wird. Auch wenn es noch zu viele Brennpunkte in Europa gibt.

„Wir müssen an unserer Vision von einem gesunden Miteinander festhalten“

„Für mich als Luxemburgerin mit portugiesischen Wurzeln, die in Paris studiert hat und viel gereist ist, ist die europäische Identität das Verständnis für unsere gemeinsamen Werte“: Hana Sofia Lopes (35) erklärt im Gespräch ihre Ansprüche an Europa. (Bild: Paulo Lobo / Sofitel Le Grand Ducal )

„Für mich als Luxemburgerin mit portugiesischen Wurzeln, die in Paris studiert hat und viel gereist ist, ist die europäische Identität das Verständnis für unsere gemeinsamen Werte“: Hana Sofia Lopes (35) erklärt im Gespräch ihre Ansprüche an Europa. (Bild: Paulo Lobo / Sofitel Le Grand Ducal )

teleschau: Inwiefern können Filme wie „Flucht aus Lissabon“ zur Aufklärung über eben diese Themen der Zeit beitragen?

Lopes: Wenn wir über Kultur und Technologie nachdenken, sollten wir uns fragen, wie das alles unsere Identität als Gesellschaft beeinflusst. Wenn wir uns von der digitalen Welt vereinnahmen lassen, verlieren wir vielleicht genau das, was uns ausmacht: unsere Individualität. Der Film taucht ein in eine Welt, die viel realer ist, als es die meisten zunächst vermuten würden. Außerdem bedeutet es mir als Kind von Migranten sehr viel, eine Art politischen Flüchtling zu spielen und mit der Geschichte eines ehemaligen Fluchthelfers vielleicht auf die ganze Migrationsthematik aufmerksam zu machen, die ja auch in Deutschland gerade für so viel Diskussion und Aufregung sorgt.

teleschau: Bereitet Ihnen das Sorge?

Lopes: Ja, absolut. Die politische Stimmung in Europa ist zu angespannt. Nichtsdestotrotz bin ich stolz auf unsere Kultur und unseren Kontinent. Europa bietet uns allen so viele Möglichkeiten. Ich verstehe nicht, warum so viele Menschen nur in kulturellen Schubladen denken. Ich habe mich noch nie in Schubladen stecken lassen. Wir müssen weiterhin an unserer Vision von einem gesunden Miteinander festhalten. Haben wir keine Vision, sind wir verloren.

teleschau: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Lopes: Dass sich mehr Leute trauen, ihre Stimmen zu erheben und für ihre Sache einstehen. Wir müssen mit allen Mitteln unsere Träume verfolgen. Als ich mit 19 gesagt habe, dass ich Schauspielerin werden will, war das noch ein weit entfernter Traum. Und nun habe ich eine viel lautere Stimme. Ich hoffe, ich kann vor allem viele junge Frauen ermutigen, ihren Traum zu verfolgen und keine Angst zu haben, etwas zu wagen. Beruflich wünsche ich mir, mal eine Agentin spielen zu dürfen, die viele verschiedene Sprachen sprechen kann und muss - so wie ich.

Hana Sofia Lopes schwärmt von Co-Star Hans Sigl

Hana Sofia Lopes spielt in „Flucht aus Lissabon“ (Montag, 17. März, 20.15 Uhr, ZDF und in der Mediathek) eine IT-Spezialistin. Privat hat sie eher gemischte Gefühle, wenn es um Technologie und KI geht. (Bild: Paulo Lobo / Sofitel Le Grand Ducal )

Hana Sofia Lopes spielt in „Flucht aus Lissabon“ (Montag, 17. März, 20.15 Uhr, ZDF und in der Mediathek) eine IT-Spezialistin. Privat hat sie eher gemischte Gefühle, wenn es um Technologie und KI geht. (Bild: Paulo Lobo / Sofitel Le Grand Ducal )

teleschau: Sie sprechen sieben Sprachen, haben aber noch nie ein deutsches Projekt realisiert - warum?

Lopes: Immer wenn mich jemand gefragt hat, ob ich mal ein Stück auf Deutsch machen möchte, sagte ich: „Nein danke, das ist nicht meine Sprache.“ Und dann kam „Flucht aus Lissabon“. Die Vorbereitung auf das Casting war sehr hektisch. Ich war zu der Zeit am Theater und musste nebenbei noch zwölf Seiten Skript lernen. Der Stress war aber von Vorteil. So hatte ich gar keine Zeit, mich auf meine sprachlichen Unsicherheiten zu konzentrieren, sondern habe es einfach durchgezogen. Natürlich mit Akzent.

teleschau: Aber das war doch genau das, wonach die Produzenten gesucht haben, oder?

Lopes: Ja, es war gut, dass ich nur fünf Tage hatte, um für das Casting zu üben. Ich wusste, dass ich es nicht schaffen würde, in so kurzer Zeit ein fließendes Deutsch zu finden. Aber meine Vermutung, dass die Macher auf einen Star aus Deutschland für die Hauptrolle setzen, hat sich nicht bewahrheitet. Schließlich bin ich ein unbekanntes New Face hierzulande. Aber zack, zwei Wochen später saß ich schon in Lissabon beim Fitting.

teleschau: Und Ihre Angst, sprachlich zu versagen, war wie weggeblasen?

Sophia Moreno (Hana Sofia Lopes) kennt sich zwar mit Computern aus, ist aber unerfahren im Umgang mit Waffen. (Bild: ZDF / Oliver-Maximilian Kraus)

Sophia Moreno (Hana Sofia Lopes) kennt sich zwar mit Computern aus, ist aber unerfahren im Umgang mit Waffen. (Bild: ZDF / Oliver-Maximilian Kraus)

Lopes: Im Gegenteil. Im Hinterkopf hatte ich immer diese leise Stimme, die flüsterte: „Sofia, die werden irgendwann merken, dass dein Deutsch wirklich nicht so super gut ist.“ Dass ich bereits über 60 Projekte in zehn Ländern realisiert habe, konnte mich nicht beruhigen. Schließlich habe ich die letzten vier Jahre Theater gespielt. Zum Glück hatte ich Hans Sigl an meiner Seite.

teleschau: Der „Bergdoktor“-Star ist ein alter Hase im Geschäft. Nahm er Sie an die Hand?

Lopes: Ja, das kann man so sagen. Hans verstand es, mich zu beruhigen. Schließlich betonte er immer wieder, dass der Akzent der Rolle das gewisse Etwas verleiht. Wenn ich nervös war und einen Sprachcoach in Anspruch nehmen wollte, schickte mich Hans zum Eisessen (schmunzelt) - oder riet mir, eine Szene erst einmal auf Französisch zu spielen, um in die Emotion zu kommen.

„Nach Covid nahm ich viel zu viele Projekte an“

teleschau: Wo bleibt bei all dem beruflichen Stress noch Zeit für die Familie?

Lopes: Mit der Zeit habe ich gelernt, mir Grenzen zu setzen. Dadurch, dass ich so viele Sprachen spreche, habe ich sehr viele Möglichkeiten in vielen Ländern. Dafür bin ich sehr dankbar. Man darf aber nicht vergessen, dass ich neben all den Dreharbeiten auch Verpflichtungen wie Pressetermine, Fotoshootings, Werbedrehs oder auch andere Castings habe. Also nehme ich mir bewusst ein, zwei Tage in der Woche, an denen ich nicht auf mein Handy schaue.

teleschau: Und das ziehen Sie durch?

Lopes: Meistens. Nach Covid nahm ich viel zu viele Projekte an. Ich denke, ich wollte das Isolations-Trauma aufarbeiten. Allerdings hatte ich mit mindestens zwölf Stunden Arbeit jeden Tag keine Zeit mehr für mich. Ich war nicht mehr ich selbst. Als Schauspielerin stehe ich immer unter Druck und unter Beobachtung. Ich wollte wieder frei sein. Ich lernte, Nein zu sagen. Nein zu Leuten, die mich plötzlich nur wegen meines Erfolges beachteten. Nein zu unnötiger Bildschirmzeit. Das Wichtigste ist, sich selbst treu zu bleiben.

teleschau: Wie schaffen Sie das?

Lopes: Ich versuche, mir meine Bodenständigkeit zu bewahren. Aber dafür sorgen meine Eltern (schmunzelt). Sie achten sehr darauf, dass ich nicht abhebe. Neulich kam ich frisch gestylt von einem Fotoshooting nach Hause. Als ich meiner Mutter die Bilder zeigen wollte, sagte sie nur: „Ja, Sophia, das ist alles schön und gut, aber jetzt bist du zu Hause. Jetzt bist du einfach unsere Sofia.“ Das tut mir gut.

teleschau: Sie haben vor rund 15 Jahren in Lissabon studiert und dort Karriere gemacht. Nun kehren Sie mit ihrer ersten deutschen Hauptrolle zu ihren portugiesischen Wurzeln zurück.

Lopes: Ich bin einfach meinem Instinkt gefolgt. Lissabon gibt mir etwas zurück. Der ZDF-Thriller ist für mich eine tolle Chance, nicht nur wegen der Prominenz. Am Anfang war es allerdings etwas gewöhnungsbedürftig, nach Portugal zurückzukehren, nachdem ich so lange in Luxemburg gelebt und Theater gespielt habe. Es war wie eine multikulturelle Heimkehr. Ich fand mich wieder in einer Mischung aus deutschen Kreativen und portugiesischen Licht-, Ton- und Maskentechnikern. Es ist toll, so viele Sprachen zu sprechen. Aber manchmal hört man Dinge, die man nicht hören will. Schließlich spricht man ohne Filter, wenn man glaubt, nicht verstanden zu werden ... Ich stehe immer zwischen den Stühlen (lacht). Aber ich bin sehr stolz auf meine Wurzeln und meine Beziehung zu verschiedenen Kulturen. (tsch)