„Sie terrorisieren uns“Quallen-Armada trifft auf Australiens Strände
Ob Schlangen, Spinnen oder Haie – Australier sind den Umgang mit giftigen Tieren gewohnt. Derzeit wird den Australiern der Strandbesuch allerdings vermiest. In großen Zahlen werden teilweise hochgiftige Quallen in den letzten Wochen an die australischen Strände gespült, Schwimmen ist vielerorts nur mit hohem Risiko möglich. Die Nesseltier-Armada, hauptsächlich bestehend aus sogenannten „Bluebottle“-Quallen, hat vor allem die bei Touristen beliebte Ostküste des Kontinents getroffen, aber auch in den Bundesstaaten Victoria und South Australia wurden die Tiere an Stränden gefunden.
Expertin: Klimawandel mitverantwortlich für hohe Quallen-Anzahl
„Sie terrorisieren uns dieses Jahr definitiv“, sagte Dr. Lisa-ann Gershwin dem lokalen Sender „ABC Radio“. Es sei eine Armada, wie die großen Verbünde der Quallen genannt werden, von „Bluebottles“ an den Küsten des Landes unterwegs, erklärte die Quallenexpertin. Das Ausmaß sei „erschreckend“. Ursache für die Quallenflut seien hohe Temperaturen und ungünstig stehende Winde, die unzählige der Tiere an die Küsten spülten. Für die optimalen Vermehrungsbedingungen sei auch der Klimawandel mitverantwortlich, erklärte Gershwin. Angesichts der weiterhin steigenden Temperaturen dürften sich den Quallen, die sich bereits „schneller als Kaninchen“ vermehrten, in Zukunft noch bessere Bedingungen bieten, warnte die Expertin.
Die „Bluebottle“-Qualle ist die pazifische Variante der aus Europa bekannten „Portugiesischen Galeere“ – beide Nesseltiere sehen sich sehr ähnlich, die australische Variante ist lediglich ein bisschen kleiner als ihre im Atlantik heimische Verwandte. Da auch tote Tiere noch Gift abgeben könnten, sollten Strandbesucher die Quallen auf keinen Fall berühren, warnte Gershwin. „Die Dinger tun verdammt weh.“
Bluebottle-Stich: „Das Dümmste, was ich je getan habe“
Physalia utriculus, so der wissenschaftliche Name der Qualle, scheiden einen nicht sichtbaren Schleim auf ihren Tentakeln aus, der Tausende von Nesselzellen enthält. Bei Kontakt wird das Gift in die Haut injiziert. Die Folge seien „qualvolle“ Schmerzen, berichtete Gershwin, die sich selbst zu Forschungszwecken bereits hat stechen lassen. „Es war zweifellos das Dümmste, was ich je getan habe“, berichtete die Quallenforscherin von ihrer Erfahrung im „Guardian“.
Neben der großen Anzahl von „Bluebottles“ werden derzeit auch „Gelbe Haarquallen“, besser bekannt unter dem Namen „Feuerquallen“, an die Küsten gespült, berichtet „news.com.au“. Die auch in Europa bekannte Gattung ist bei Kontakt ebenfalls schmerzhaft, aber im Vergleich zur „Bluebottle“ als harmlos zu bewerten.
Anders verhält es sich mit einer Würfelquallen-Art, die ebenfalls in den großen Quallen-Armadas gefunden werden kann, die derzeit an den australischen Stränden angespült werden. Die „Carukia barnesi“, in Australien „Irukandji“ genannt, misst lediglich einen bis zweieinhalb Zentimeter im Durchmesser und ist nahezu durchsichtig, was sie schwer zu entdecken macht. Der Stich dieser kleinen Qualle ist kaum schmerzhaft, allerdings tritt mit etwa 30 Minuten Verzögerung das sogenannte Irukandji-Syndrom auf, was bei gesundheitlich vorgeschädigten Personen ohne schnelle medizinische Betreuung lebensgefährlich verlaufen kann.
Seewespe ist giftigste Qualle der Welt
Eine weitere, deutlich größere Würfelquallen-Art kann australischen Medienberichten zufolge derzeit glücklicherweise nicht übermäßig oft nachgewiesen werden: Die sogenannte „Seewespe“ gilt als giftigste Qualle der Welt und kann bis zu sechs Kilogramm schwer werden. Unbehandelt kann der Tod nach einem Stich der Seewespe bereits nach zwei bis fünf Minuten eintreten. Das Gift einer einzigen Seewespe könnte bis zu 60 Erwachsene Menschen töten, meist wird bei einem Stich aber nur eine geringere Menge injiziert. Da die Seewespe im Gegensatz zu anderen Quallenarten ein exzellenter Schwimmer ist, wird sie durch Winde nicht im gleichen Ausmaß an die Küsten gespült.
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Laut der Rettungsschwimmer-Organisation „Surf Life Saving Queensland“ mussten in Nord-Queensland in der letzten Woche dennoch elf Personen nach Stichen durch Quallen behandelt werden. Die meisten Strände seien derzeit geschlossen. Zwei Kinder hätten in der letzten Woche nach Irukandji-Stichen im Krankenhaus behandelt werden müssen, berichtete zudem „news.com.au“.
Seit 15 Jahren kaum Todesfälle durch Quallen in Australien
Todesfälle durch Quallen sind in Australien selten geworden. Im letzten Jahr verzeichnete das Land den ersten Todesfall seit 15 Jahren. Ein 17-Jähriger war beim Schwimmen am Strand von Patterson Point von einer Würfelqualle gestochen worden und wenig später im Krankenhaus gestorben. Es war der 79. Todesfall nach einem Stich einer Würfelqualle seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1884.