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Von Hausbesitzer in den Kopf geschossenBiden lädt Jugendlichen ins Weiße Haus ein – Millionen an Spenden eingegangen

Lesezeit 4 Minuten
People attend a rally to support Ralph Yarl, Tuesday, April 18, 2023, in Kansas City, Mo. Yarl, a Black teenager, was shot last week by a white homeowner when he mistakenly went to the wrong address to pick up his younger brothers. (AP Photo/Charlie Riedel)

People attend a rally to support Ralph Yarl, Tuesday, April 18, 2023, in Kansas City, Mo. Yarl, a Black teenager, was shot last week by a white homeowner when he mistakenly went to the wrong address to pick up his younger brothers. (AP Photo/Charlie Riedel)

Die Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen den Hausbesitzer erhoben. Ralph Yarl befindet sich auf dem Weg der Genesung.

US-Präsident Joe Biden hat Ralph Yarl, den schwarzen Jugendlichen, der an der falschen Tür klingelte und von einem weißen Hausbesitzer angeschossen wurde, ins Weiße Haus eingeladen. Er habe den 16-Jährigen und seine Familie angerufen, schrieb er am Dienstagabend (Ortszeit) auf Twitter.

„Kein Elternteil sollte sich Sorgen machen müssen, dass sein Kind angeschossen wird, weil es an der falschen Tür klingelt“, fügte er hinzu. Der Kampf gegen die Waffengewalt in den USA müsse fortgesetzt werden. „Wir sehen dich im Oval (Office), sobald es dir besser geht“, ergänzte Biden.

Joe Biden ruft Ralph Yarl nach Kopfschuss an und lädt ihn ein

Der Vorfall ereignete sich am vergangenen Donnerstag in Kansas City. Wie seine Familie berichtete, sollte der Ralph Yarl gegen 22.00 Uhr seine jüngeren Geschwister mit dem Auto vom Haus eines Freundes abholen. Statt zur Northeast 115th Terrace sei er aber versehentlich zur nahe gelegenen Northeast 115 Street gefahren und habe dort geklingelt.

Laut Staatsanwaltschaft schoss der 84 Jahre alte Hausbesitzer daraufhin auf den Jungen und traf ihn am Kopf und am Arm. Der Mann stellte sich der Polizei und wurde vorübergehend festgenommen. Er kam auf Kaution frei.

Haftbefehl gegen Hausbesitzer erlassen – ihm droht lebenslange Haft

Gegen den Mann sei Haftbefehl erlassen worden, teilte Staatsanwalt Zachary Thompson bei einer Pressekonferenz am Montag (Ortszeit) mit. Ihm werde schwere Körperverletzung vorgeworfen, was in Missouri im Falle einer Verurteilung mit lebenslanger Haft bestraft werden kann. Er sei auch wegen bewaffneter krimineller Handlungen angeklagt worden.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft könnte es auch eine „rassistische Komponente“ geben. In der Anklageschrift stehe aber nicht, dass die Schüsse rassistisch motiviert gewesen seien. Der 84-Jährige selbst sagte demnach, er sei sehr erschrocken gewesen und habe geglaubt, sich vor einer körperlichen Auseinandersetzung schützen zu müssen.

Mutmaßlicher Schütze gibt an, sich vor Ralph Yarl geschützt zu haben

Laut „Washington Post“ sagte der Schütze der Polizei, dass die Schüsse das Letzte gewesen seien, was er habe tun wollen – er sei aber sehr erschrocken gewesen wegen der Größe des Teenagers, seines eigenen Alters und seiner Unfähigkeit, sich zu verteidigen.

Er habe geglaubt, sich vor einer körperlichen Auseinandersetzung schützen zu müssen. Den Angaben zufolge sei er sichtlich aufgebracht gewesen und habe wiederholt seine Sorge um das Opfer geäußert.

Angeschossener Jugendlicher nach Notoperation auf dem Weg der Genesung

Der 16-Jährige wurde operiert, konnte aber inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen werden. Die Ärzte rechneten mit einer vollständigen Genesung, sagte der Vater der „New York Times“.

Die Mutter, eine Krankenschwester, sagte allerdings dem Sender CBS, sie mache sich große Sorgen über den emotionalen Zustand ihres Sohnes: „Meistens sitzt er nur da und starrt vor sich hin, und ihm kullern eimerweise Tränen aus den Augen. Man kann sehen, dass er die Situation immer und immer wieder durchspielt.“

In Kansas City ist die Anteilnahme riesig. Für den angeschossenen 16-Jährigen haben Menschen aus dem ganzen Land inzwischen fast drei Millionen Dollar gespendet. Dem von der Tante des Teenagers ins Leben gerufenen Spendenaufruf seien laut „New York Post“ bereits fast 75.000 Spender gefolgt. Das Geld ist für die Behandlung und die Zukunft vorgesehen.

Proteste gegen Waffengewalt und Rassismus in Kansas City

Der erneute Fall von Waffengewalt in den USA löste Proteste in Kansas City aus. Hunderte Menschen gingen laut CNN auf die Straße. Rassismus-Vorwürfe wurden laut.

Nachdem der Verdächtige wieder freigelassen wurde, hatten sich auch Prominente zu dem Fall geäußert. „Ich habe dieses Gefühl satt“, schrieb Schauspielerin Halle Berry (56) auf Twitter. „Dies sollte NICHT geschehen. Bitte unternehmen Sie heute etwas! Schließen Sie sich mir an und kontaktieren Sie bitte Staatsanwalt Zachary Thompson“, rief sie dazu auf, Druck auf die Ermittler auszuüben.

„Dieses unschuldige Kind kämpft nun um sein Leben“, fügte sie hinzu und veröffentlichte ein Foto, auf dem das Opfer im Krankenhaus mit einem Kopfverband zu sehen sein soll. Es breche ihr das Herz, dass der Junge angeschossen worden sei - „von einem Mann, der ihn nicht auf seinem Grundstück haben wollte“.

Auch die US-Vizepräsidentin Kamala Harris drückte dem 16-Jährigen und seiner Familie ihr Mitgefühl aus. „Kein Kind sollte jemals in der Angst leben, erschossen zu werden, weil es an der falschen Tür klingelt“, schrieb sie auf Twitter. (pst/dpa)